Gut geschlafen, aber immmer noch kein Wasser. Nach dem Frühstück fahren wir nochmal zur Kintra Farm, vielleicht ist ja heute jemand da. Es ist jemand da! Auf mein Klingeln erscheint ein älterer Herr in Socken (sic!). Ich frage ihn, ob wir Wasser für unseren Camper haben könnten. No. Ich meine das wir selbstverständlich dafür zahlen. No. Er will mich aus der Tür schieben. Ich bin ein Drittel größer, aber ein Rest Kinderstube hab ich noch, als gehe ich freiwillig nach draussen. Ich versuche noch ein paar Argumente anzubringen, aber der Opa ist einsilbig. Unglaublich, wirklich unglaublich, im regenreichsten Land, das wir bereisen, bekommt man nirgends Wasser. Und wir wollen es ja nicht umsonst.
Der Campingplatz ist übrigens ganz spärlich besetzt, und das obwohl Feis Isle ist. Vier, fünf Zelte stehen auf dem riesigen Areal. Aber kein Wunder, bei dem netten Herrn, vielleicht liegts aber auch da dran, dass noch nicht mal ein Hinweisschild an der Strasse steht? Oder dass es keine ebenen Plätze gibt? Oder vielleicht an den Preisen von 17-22 Pfund? Laut Schild gibt’s auch nicht immer warme Duschen, aber man kann wohl klingeln und fragen. Und die Duschen sehen genauso Basic wie auf Giens aus (LINK), dafür stand man da an der Cote d’Azur und nicht auf einer Insel im Atlantik am AdW. Es gibt so schöne Plätze auf Islay, warum sollte man viel Geld (doppelt so viel wie am Mittelmeer) für nix ausgeben. Wir sind ganz froh, dass wir gestern nicht hiergeblieben sind, und ich rate davon ab, hier extra rauszufahren, Preis/ Leistung sehr schlecht.
Wir diskutieren nun im Auto, was wir jetzt machen. Da kommt Opa ganz argwöhnisch auf seinen Socken um unser Auto rumgeschlichen. Auf nem geschotterten Parkplatz! Ich grinse mir eins, er denkt bestimmt wir wollen ihm jetzt sein Wasser klauen, wir Bösen.
Genug gelästert, wir wollten ja auch noch was erfreuliches machen. Das erfreuliche heisst Ardbeg Day. Und ich darf schon vorgreifen, auch heute bekommen wir wieder mehr Wasser als Whisky.
Wir hatten schon befürchtet keinen Parkplatz zu bekommen. Aber als wir um halb 12 (offizieller Start war 11) anrauschen, kommen uns schon die ersten Bottling Jäger wieder entgegen und direkt oben auf dem neuen Parkplatz ist damit auch einer frei.
Der Hof ist gut gefüllt mit Besuchern, eine Pop/Cover/Folk Band spielt und Ruckzuck hat Sabine den ersten Whisky in der Hand. Super, das geht ja gut los. Sieht alles gut organisiert aus, überall auf dem Gelände sind irgendwelche Spielchen oder was zum angucken verteilt. Besonders eindrucksvoll ist aber die Schlange in den Shop. Die steht den ganzen Tag kontinuierlich über den halben Hof, mal etwas kürzer, mal länger. Denn drinnen gibt es das ‚tolle‘ silberne Perpetuum Bottling.
Wir haben gar nicht geplant, wie lange wir hier bleiben wollen. Aber es ist sehr kurzweilig, zum einen taucht ab und zu jemand mit pinkem Haar auf und verteilt Drams. Zum anderen gibt es Essenstände und wie gesagt einiges zum anschauen: Ein schöner aufgemachter Oldie LKW steht zum vor dem Fasslager rum, genauso wie die prollige Ardbeg Shopper und der noch prolligere TracTour.
Okay, dieser ist so übertrieben, dass er immerhin ein herrliches Fotomotiv abgibt. Das Motto ist ja irgendwie Zeit, deshalb laufen die Ardbeg Leute entweder in alter Tracht mit angeklebten Bärten herum, oder als Zukunftsmodels in silber und pink.
Wie gesagt, jede Menge Activities. Besonders lustig ist, wie gestandene Whiskyfans (männlich natürlich) minutenlang im Morast fischen, um ein Whiskyfläschchen oder ähnliches herauszuholen. Oder auch der Schafweitwurf, der ein bisschen Highlandgames Feeling versprüht.
Ein besonderes Highlight ist der frisch geräucherte Fisch. Und den gibt’s es sogar kostenlos! Einen ganzen, ganz extrem leckeren Fisch, im Bottich geräuchert – natürlich mit Whiskysauce! Auch kostenlos gibt’s den Ten und natürlich die Festivalabfüllung. An der Eisbar kaufe ich (3 Pfund, also harmlos) den neuen Supernova, weil ich den schon immer probieren wollte. Der alte (SN09) ist einer meiner Lieblingswhiskies. Der Neue kann mich allerdings nicht so ganz überzeugen, irgendwie fehlt der Punch, kann natürlich auch an den Tastingbedingungen liegen.
Die Zeit geht also doch schnell rum. Plötzlich ist es vier Uhr! Das Wetter ist übrigens kühl, bedeckt, aber den ganzen Tag trocken, was ein Glück.
So langsam wird hier schon abgebaut, die Band kündigt ihren letzten Song an, das Lazer Maze packt ein… Klar, es werden ja immer um 5 die Bürgersteige hochgeklappt. Den Stau wollen wir uns sparen, und den Toast um 5 für weitere 200 Jahre ehrlich gesagt auch. Also düsen wir ab, da wir etwas durchgefroren sind, freuen wir uns auf das Schwimmbad in Bowmore.
Der Linienbus verursacht auf der Rückfahrt übrigens genau so einen Stau wie auf der Hinfahrt, da er mitten auf der Strasse hält und jeder einzelne der x+1 Insassen auch schön einzeln zahlt.
Wir düsen nun über die schmalen Strassen, da wir nicht wissen ob das Schwimmbad samstags genauso lange offen hat wie werktags.
Es hat, nützt uns aber nichts, denn es ist Schwimmkurs, geschlossene Gesellschaft, Mist. Weiter gehts zur Islay Brewery. Na, wer ahnt es, 17.05 kommen wir an – zu. Der ganz Islay House Square hat zu, ausser einem Batik Laden. Gehen wir da halt rein, ein paar Stunden, bis die Fähre fährt müssen wir ja noch totschlagen. Den Kitchen Garden besuchen wir dann auch noch. Toll, das hier alles (ausser den Läden) so offen ist. Auch nach den Öffnungszeiten darf man noch herumschlendern. Die günstigen Küchenkräuter dort werden wohl auf Ehrlichkeitsbasis verkauft.
Islay House selber schauen wir uns auch noch von aussen an. Interessant, der ganze Komplex wurde letztes Jahr für 1,x Millionen Pfund verkauft, gar nicht so teuer, wenn man sieht, was die hier für kleine Bruchbuden haben wollen.
In Port Askaig sehen wir erst Stefs Auto und dann sie selbst in der Snug Bar im Hotel. Draussen regnets inzwischen kalt, drinnen läuft die Heizung so hoch, dass wir uns in der Sauna wähnen. Aber das Free Wifi ist ausreichend, dass ich noch bisschen arbeiten kann. Zwischendurch gibt’s noch ein letztes local Islay Ale (Kilchoman Pale, von der Bedienung Killschomän ausgesprochen, dabei heissts doch Kilhoomen).
Die Fähre kommt, eigentlich nicht erwähnenswert, aber fährt dann gleich wieder weg. Äh, alle sitzen ungeduldig in ihren Autos, der Abfahrtstermin verstreicht… und dann kommt eine andere Fähre. Die wurden schnell ausgetauscht! Warum erschließt sich uns nicht, mit 40 Minuten Verspätung dampfen wir jedenfalls endlich ab.
Abendessen nehmen wir auf der Fähre ein, die Fisch and Chips hier sind gut essbar und Sabines indisches Gericht anscheinend auch. Ereignislos fahren wir nun durch die Nacht und landen auf dem Strone Hill Wanderparkplatz. Im Dunkeln entdecken wir noch ein Zelt in der nächsten Parkbucht und betten uns zur Ruhe.
Die jäh gestört wird – wir waren gerade so am wegdämmern, als plötzliches lautes Fluchen und Rumschreien uns aufschreckt. Oh Mann, besoffene Jugendliche neben uns, das hat noch gefehlt. Es brüllt nochmal rum, dann hören wir leises Flüstern. Wir überlegen ob wir weiterfahren sollen, sind aber doch zu faul und schlafen schließlich ein.
Stellplatz: Wanderparkplatz Strone Hill, keine Ahnung welche Wanderungen es hier gibt, wir sind nicht mal ausgestiegen.