Das Wetter hält. Sehr schön. Das haben aber noch mehr Leute gemerkt und so erwartet uns kein Wanderparkplatz, sondern eine mehrere hundert Meter lange Parkstraße. Nungut, Hauptsaison eben.
Wir schließen uns dem Trek bergan an. Nach wenigen Metern erwarten uns schon Fumarolen am Wegesrand. Zu Tochters Glück riechen sie nicht, und wir ersparen uns ihre Kommentare darüber.
Wir wandern nun in herrlichster Landschaft! Grün bewachsen, roter Fels, ockerfarbene Erde und darüber ein blauer Himmel. Ja blau, noch nicht mal blauweiß!
Ich laufe im T-Shirt, wer hätte das gedacht. Es geht nun 200 Höhenmeter bergan. Bald erreichen wir ein wiederum wunderschönes Hochtal, auf dessen Grund wir nun entlangwandern. Der Fluss neben uns dampft schon verheißungsvoll. Doch zunächst queren wir auf die andere Hangseite und laufen nun durch Dampfschwaden von Heißwasserquellen.
Nach dem Andrang auf dem Weg hatten wir schon Angst, keinen Platz mehr zu bekommen. Doch nun biegen wir um die letzte Ecke und sehen den 100 Meter langen Badebereich. Na, da ist doch Platz für alle.
Wir suchen uns einen schönen Badeplatz aus und ruckzuck stecken wir in Badeklamotten und genauso ruckzuck im Bach. Der ist hier alle paar Meter aufgestaut. Toll. Vor allem toll heiß. Wir kochen nun im Naturteich, das ist ja wunderbar, ein Very Hot Pot mit dieser wunderbaren Landschaft drumherum.
Wir sitzen eine Ewigkeit drin herum, bis es echt zu heiß wird. Ich bin ganz geschlaucht, ich fühle mich wie nach drei Saunagängen. 39° zeigt meine Uhr, heute ist wohl Warmbadetag.
Nach dem Picknick laufen wir noch weiter das Tal hinauf. Unser Badefluss speist sich dort sehr fotogen aus verschiedenen heißen und bunten Quellen. Toll, wie ein grünes Tal in den Alpen, aber der Fluss dampft und sein Ufer schillert in tausend Farben.
Das Tal endet in Fumarolen, und einem ganz kleinen Kaltwasserfall, der sehr fotogen in einem Felsspalt nach unten fällt.
Ein guter Umkehrpunkt. Auf der westlichen Talseite spazieren wir nun zurück. Die Sonne versteckt sich nun und der Wind hat aufgefrischt. Dafür dürfen wir jetzt mitten durch die Dampfschwaden laufen, das ist auch spannend, man sieht die Hand vor Augen nicht.
Nun fahren wir nach Norden. Das schöne Wetter sorgt wieder für eine langen Tag. Weiter wollen wir zum Geysir fahren. Die Landschaft erinnert hier wirklich stark an Nordschweden: Lichter Birkenwald, Gras, Seen und Holzhäuser eingestreut. Doch da entdecke ich in der Ferne Rot leuchtende, vulkanische Hänge, und direkt vor mir ein Sehenswürdigkeiten Schild. Und einen vollen Parkplatz. Da muss ja was tolles sein, also kurzentschlossen abgebogen.
Es ist der Kerid Krater. Das dürfen wir uns nicht entgehen lassen. Deutlich kleiner, als der letztens auf Gran Canaria, aber in vielen schönen Farben schillernd und mit einem schönen, blauen See auf dem Grund.
Wir laufen erst Mal drumherum. Schöne Farbspiele aus rot, braun und grün. Der Krater ist wohl ein Schlackenkrater und übrigens nur 6500 Jahre alt. Die rund 200 Durchmesser haben wir schnell umrundet. Ich versuche mich auch an Luftaufnahmen, aber bei dem heftigen Wind und noch nicht genügend Training packen wir lieber schnell wieder ein.
Da laufen wir doch lieber, vor allem Tochter möchte unbedingt noch die 55m nach unten steigen. Unten ist es wirklich eindrucksvoll. Der See markiert den Grundwasserspiegel und auch diesen umrunden wir natürlich. Um uns herum bunte Lavawände und grüne Pflanzen, blauer Himmel wölbt sich darüber. Wieder ein wunderbares Farbspiel, das wir finden wir alle gut.
Nach 95 Treppenstufen, von Tochter nachgezählt, stehen wir wieder oben und weiter geht’s. Leider hängt genau an dem Berg, an dessen Fuß sich die Geysire befinden, eine dicke, fette Wolke. Das Wetterglück kann ja nicht ewig anhalten. Vielleicht wird’s ja noch.
Wir mieten uns auf dem Campingplatz direkt neben dem Thermalgebiet ein. 30 Euro für ein Stück Wiese, ist wahrscheinlich wie aufm Markusplatz ein Cafe trinken. Dusche wäre noch 3,50 extra, Strom übrigens nochmal 10 Euro.
Egal, nach dem Abendessen machen wir noch einen Spaziergang rüber zum Geysir. Wobei der Namensgeber aller Geysire gar nicht mehr ausbricht. Dafür aber sein kleinerer Nachbar Strokkur.
Tochter entdeckt ihn denn auch als erstes. Tolles Schauspiel!
Alle 8-10 min etwa stand auf dem Schild. Das etwa ist allerdings weitgefasst. Wir stehen eine Weile und es passiert nichts. Sabine fällt fast der Arm mit der Kamera ab. Dann zwei Ausbrüche im Sekundentakt hintereinander. Und ich war zu langsam mit dem Video.
Ja, das sind so die Probleme der digitalen Gesellschaft, man ist mehr damit beschäftigt, die Digitals zu bedienen, als mit der eigentlichen Attraktion. Doch wir bleiben lange genug das wir auch noch Ausbrüche ohne Technik vor der Nase genießen können. Wirklich spektakulär, wie die Wassersäule hier unvermittelt nach oben faucht und dabei einen riesigen Dampfschleier erzeugt.
Wir machen natürlich noch einen kleinen Rundgang durch das Gelände. Einige weitere heiße Wasserlöcher finden sich zusätzlich. Anderswo wären die eine Attraktion, hier finden die natürlich kaum Beachtung. Die Sinterablagerungen rund um Geysir sehen eindrucksvoll aus, auch das kreisrunde, tiefe Loch, gefüllt mit kochendem Wasser. Doch leider ist er seit 1930 wohl nur kurz nach dem letzten Erdbeben in der Region vor 10 Jahren ausgebrochen.
Für uns tut er das leider heute nicht, es ist kurz vor 10, also wir sollten mal langsam zurück. Heißes Wasser haben wir heute genug gesehen.
Stellplatz Camping Geysir: Teuer, aber immerhin schöner Spielplatz mit Seilrutsche