Die Morgen-Wanderung fällt schon wieder aus. Tochter ist diesmal aber vollkommen unschuldig. Draussen ist Midge Alarm, und wie. Schon durch die Scheiben sieht man Wolken um unser Auto wabern. Ich verlasse kurz den Bus und werde schier überfallen. Nee da gehen wir nicht freiwillig raus. Also packen wir zusammen und fahren nach Tarbert. Um kurz vor zwölf geht dort unsere Fähre zurück nach Skye. Da das Wandern ausgefallen ist, sind wir viel zu früh da, aber hier gibt’s ja freeinternet, wenn auch langsam und so hängen wir im Hafen ab, bis die Fähre kommt. Es ist dieselbe, die uns nach Uist brachte, aber jetzt ist sie pünktlich. Na immerhin, wir wollen ja noch wandern. Die Fährfahrt ist schön, die See absolut ruhig. Kein Wind, daher ja auch die Midges am Morgen. Es ist bewölkt aber trocken. Genauso pünktlich wie wir abgefahren sind kommen wir in Uig an. Das Hafengelände ist uns vertraut genug und so düsen wir durch und den Berg hoch. Über schmale Singleroads erreichen wir den Quiraing Pass.
Mann, ist hier was los. Auf der Strecke war schon einiges an Verkehr, aber das hier oben sind wir von den einsamen Inseln zuvor echt nicht mehr gewohnt. Dich an dicht parken die Autos auf beiden Seiten der Straße, dazwischen sogar kleinere Reisebusse. Überall am Hang sieht man die Wanderer laufen. Was ein Kontrastprogramm zu den Inseln, wo wir immer allein waren, maximal ein/zwei Leute überhaupt gesehen haben. Aber so ist die Wegfindung mal kein Problem. Wir müssen nicht schwachen Trittspuren folgen, die sich immer wieder verlieren sondern latschen einfach dem autobahnbreiten ausgetretenen Pfad nach. Aber es hat natürlich seinen Grund warum hier soviel los ist. Zum einen sind wir wieder im üblichen Reisegebiet und zum anderen ist die Szenerie grandios! Wir wandern unterhalb drohend schwarzer Wände durch ein bizarre Felsenlandschaft.
An Nadeln vorbei, die natürlich ‚The Needle‘ heissen, an Türmen die sich ‚The Prison‘ nennen und schön am Abgrund mit tollen Blicken über die Küste, aber auch immer am Steilabbruch entlang Richtung ‚The Storr‘. Den haben wir ja vor vier Jahren erstiegen. Damals war ein genauso kalter Wind, aber es war viel sonniger. Egal, nicht jammern, immerhin ist es trocken und das ist doch was. Wir wandern jetzt genau nach Norden durch ein wunderschönes grünes Hochtal, links die dunklen Wände, rechts Steilabbrüche und das Meer genau auf eine uralte Mauer zu. Herrlich, vor allem weil so weit hinten auch nur noch ein paar echte Wanderer unterwegs sind.
Nun geht’s richtig hoch, was uns beiden heute irgendwie schwer fällt, denn wir haben beide unser Mittagessen ausfallen lassen. Wir wollten uns nicht schon wieder ne Fettbombe ala Haddock & Chips auf der Fähre einfahren und so haben wir ganz vorbildlich Verpflegung mitgenommen. Doch das The Cooperative Brot war so pappig und absolut nach nichts schmeckend, dass wir nur eine Scheibe runtergekriegt haben.
Es weht ein kalter Wind, der nicht zum rasten einlädt und so erreichen wir schon nach 1,5 Stunden den Gipfel auf 530m üNN. Grandioser Rundblick und ein spektakulärer Blick in die Abbruchlandschaft ‚The Table‘. Hier sollen früher die Dörfler ihr Vieh raufgetrieben haben, wenn sie überfallen wurden, so dass es keiner finden konnte! Sogar der Wind ist auf der Südost-Seite recht schwach. Also Picknick, Tochter ist etwas eingefroren in der Trage trotz dicker Winterjacke. Aber auch diese muntern wir mit Smarties wieder auf.
Gut gegessen und nun alle etwas eingefroren machen wir uns an den Rückweg.
Dieser führt über den Rücken mit unaussprechlichem Namen erst sanft nach unten, dann queren wir den Hang, der Weg wird jetzt immer schlechter, aber Tochter läuft tapfer alles selbst. Das letzte Stück geht senkrecht den Hang hinunter. Hier kommt sie dann in die Trage, aber der Weg hat es in sich. Er besteht nämlich nur noch aus Schlammlöchern, Rinnen und nassem rutschigen Gras und ist richtig steil. Ich gehe hochkonzentriert, nützt aber nichts, auf einem Grasbuschel rutsche ich seitlich weg und rolle fast den Hang runter weil ich mich reflexartig nach vorne geworfen habe um ja nicht nach hinten auf Trage und Tochter zu fallen. Aber die Arme schreit hinten trotzdem, ihr Bein tut weh. Oh nein, habe ich das vielleicht zwischen Trage und Berg eingeklemmt? Schnell raus aus der Trage und ihre zwei Hosen hochgezogen. Es ist erstmal nix zu sehen, ich taste das Bein ab, es scheint auch nix gebrochen. Puh sie scheint sich mehr erschreckt zu haben, mit einem Snickers, (das sie dann übrigens ganz! aufisst) ist sie auch schnell wieder besänftigt. Abends entdecken wir übrigens einen blauen Fleck am Bein, also irgendwo ist sie doch aufgeschlagen, aber es tut nicht mehr weh, sagt sie.
Gut, also alles wieder sortiert, Kind wieder in die Trage und weiter gehts lotrecht diese blöde Rutschbahn hinab. Das schaffen wir dann auch ohne weiteren Zwischenfall. Maras Schuhe sind natürlich komplett mit dem schwarzen Torfmatsch versaut und so hat sie die offizielle Erlaubnis in allen Pfützen ums Auto herumzuspringen. Das nutzt sie denn auch ausgiebig.
Strategisch Wohnen! Also bringen wir die Serpentinen hinunter nach Staffin jetzt hinter uns und nicht morgen nach dem Müsli, man lernt ja dazu. Wir wählen den Hafen von Staffin als Übernachtungsplatz und das ist eine gute Entscheidung. Mit Weitblick aufs Festland steht man hier, hinter uns hohe Basaltabbrüche (der Kilt Rock ist gleich um die Ecke!), bis auf einen VW Bus auch fast einsam, optimal!
Stellplatz Staffin Pier: Parkplatz am Ende der strasse mit Blick über Pier und Bucht, im Rücken Basaltsäulen, schöne kleine Wanderung auf dem alten Wirtschaftsweg
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