Wir lassen uns Zeit und besuchen den schönen Spielplatz unterhalb des Schwimmbads. Immerhin ist Tochter nun glücklich. Um 12 reisen wir endlich ab, es ist leider bedeckt, aber so war es auch gemeldet. Dementsprechend trist wirkt die Landschaft nun, die wir durchfahren. Sie ist nicht mal besonders spannend. Glazial überprägte Täler mit gelbem und grünen Gras bedeckt.
Der Torfhof Glaumbaer sieht dann aber eine Stunde später schon vom Parkplatz verheißungsvoll aus. Eine Vielzahl kleiner Gebäude, alle mit hübschen Zickzack-Torfmauern und grasbedeckten Dächern.
Wir nähern uns dem Ensemble zu Fuß. Alle Gebäude bilden quasi eine Einheit, sind also direkt nebeneinander gebaut. Das hat natürliche energetische Vorteile. Und fast alle Räume sind miteinander verbunden. Ein Vorteil im Winter, weil man das Haus nicht verlassen musste. Im ersten Raum darf man dann den heftigen Eintritt loswerden, bekommt aber immerhin ein deutschsprachiges Faltblatt.
Interessante Atmosphäre hinter den meterdicken Torfwänden. Kühl und irgendwie gedämpft. Ein schmaler Hauptgang verbindet die Räume. Wir sehen nun verschiedene Vorratsräume, eine uralte Küche und natürlich die große Bettstube. Wobei groß relativ zu sehen ist. In 11 Betten lebten wohl 22 Leute. Wirklich lebten, dass heißt man aß, arbeitete und schlief auf seinem Bett.
Das muss unglaublich eng und voll gewesen sein hier. Allerhand Gerätschaften sind ausgestellt. Im kleineren Vorratsraum übrigens die Gefäße für Schafskopfsülze, von der man hier unter anderem gelebt hat – brrr.
Wir erkunden natürlich jeden Raum. Immer wieder krass, direkt vor Augen geführt zu bekommen, wie hart das Leben früher war.
Schönes und informatives Museum also. Direkt dahinter steht eine kleine (Wellblech)Kirche. Die schauen wir auch noch an. Wunderbare Aussicht durch die Fenster, schöner Innenraum. Diese kleinen Kirchen haben einfach einen ganz besonderen Flair, den der größte Dom nicht erreicht.
Noch eine weitere Kirche möchten wir uns ansehen. Eine von nur noch sechs erhaltenen Torfkirchen. Sie ist ein paar Kilometer weiter zurück an der Ringstraße und heißt Vidymiri. Hier ist viel weniger los, aber die Kirche ist auch eher eine Kapelle. Aber schön mit wiederum im Zickzack aufgebauten Torfwänden und grünem Dach. Wir umrunden die Kirche einmal mit einigen anderen Touristen und wundern uns, dass keiner rein geht.
Gleich nicht mehr, denn 1000 Kronen (8,5o€) Eintritt für 20 m² Kirche steht am Eingang. Ein isländisches Schnäppchen. Da Tochter (sie ist kostenlos) nicht alleine reingehen möchte, gehe ich noch mit. Es ist aber tatsächlich interessant drinnen. Winzig klein mit wenigen Minibänken. Und dann ein abgetrennter Raum für die Frauen. Davor der Chorraum und nicht zu vergessen die Predigerkanzel, die den ersten Reihen quasi direkt vor der Nase hängt. Buchstäblich.
Und diese Abtrennungen sind so hoch, dass eigentlich niemand nach vorne schauen konnte. Sehr interessant, soll man nicht den Pfarrer sehen können?
Auch Tochter wundert sich darüber, das kleine Infoblättchen gibt darüber aber keine Auskunft. Von 1840 ist das kleine Kirchlein übrigens, und seit dem recht unverändert.
Wieder draußen schwingen wir uns wieder ins Auto und machen noch ein paar Kilometer nach Westen. Grüne, gletschergeformte Täler wie in den Highlands, nur ohne Wald und blühenden Ginster für die nächsten zig km. Nicht wirklich spannend und so rollen wir endlos dahin. An einer Info, dass hier das größte Schlachtfeld einer Wikingerschlacht gewesen sei, rauschen wir vorbei. Unglaublich, diese Paralellen, es sieht hier genauso unspektakulär aus wie in Culloden…
Im unscheinbaren Örtchen Blönduos machen wir zum stark verspäteten Mittagessen halt. Hier gibt es nämlich einen schönen Spielplatz mit Seilrutsche und riesigem Hüpfkissen. Tochter ist zufrieden, dann können wir noch ein paar Stunden fahren…nur wohin? Eigentlich wollten wir in die Westfjorde. Mit einen Boot nach Hornstrandir fahren, dort Zelten und wandern und ein, zwei Tage später wieder zurück. Doch nun beschäftigen wir uns mit den Timetables. Tja, es fährt genau noch ein Boot hin. Das wars, keins mehr zurück, denn ab Samstag ist wohl die Sommersaison vorbei.
So was blödes, der Plan haut also nicht mehr hin. Sollen wir jetzt 700km durch die Fjorde gurken, nur um aus dem Autofenster zu schauen? Sollen ja landschaftlich schön sein, aber Fjorde hatten wir auch schon in Norwegen und im Milford. Und als Vulkanfans machen wir doch lieber Vulkanseeing.
Also entscheiden wir uns schweren Herzens gegen den lange-im-Auto-sitzen Abstecher. Und fahren dem nächsten Vulkan entgegen. Grabrok heißt der Gute und liegt netterweise gleich neben der N1. Direkt vom Parkplatz neben der Ringstraße beginnt auch der Aufstieg. Der ist ganz neu gemacht und über hunderte Treppenstufen aus Holz sind wir ruckzuck in der Bresche des Kraterrunds.
Wir umrunden ihn nun im Uhrzeigersinn. Das Abendlicht wirft unsere Schatten weit über den Lavarand hinaus und sorgt zudem für schönste Hintergründe. Ein zweiter kleinerer Krater befindet sich direkt dahinter, der dritte ist aber wohl dem Straßenbau zum Opfer gefallen.
Nach diesem netten walk haben wir wieder Energie um eine weitere Stunde im Auto zu verbringen. Zur Eldburg fahren wir nun. Diese ist allerdings keine Burg sondern ein kleiner Vulkan wie aus dem Bilderbuch.
Pünktlich zum Abendessen stellt sich ein wunderschöner Sonnenuntergang ein, dann wollen wir morgen doch mal auf Sonne hoffen.
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