In der Sonne auf der Terrasse frühstücken. Das ist ja wie im Urlaub! Etwas abgedroschen aber der Kontrast zwischen Winter in Deutschland und dem Wetter hier ist schon groß. Nach einer halben Stunde Autofahrt landen wir im sogar im Traumurlaub. Die Jameos del Agua möchten wir als erstes erkunden. Ein großer Parkplatz am Ende der Straße kündet schon davon, dass dort etwas tolles wartet. Die lange Schlange vor dem Ticketschalter ebenso.
Ich möchte am liebsten schon wieder umdrehen. Aber Island hat uns nicht nur mit den Preisen abgehärtet. Weder volle Megaparkplätze noch Monsterschlangen können uns nun noch schocken. Wir lösen also Tickets: Es gibt ein Bonussystem und so entscheiden wir uns gleich hier noch ein paar weitere Sehenswürdigkeiten zu besuchen.
Über Treppen im Lavagestein führt der Weg gleich nach unten. César Manrique, der hier bekannte Lanzarotische Architekt hat die ganze Alnage entworfen. Das ganze ist nämlich in einen ca. 3000 – 5000 Jahre alten ehemaligen Lavatunnel eingebaut. Insgesamt 7km ist er lang und an mehren Stellen eingestürzt. An einer dieser Einsturzstellen begeben wir uns nun also nach unten. Direkt in ein Restaurant hinein, Das wirklich malerisch in die mit grünen Pflanzen durchsetzte schwarze Grotte gebaut wurde.
Ein paar weitere Treppen nach unten gelangen wir in ein intaktes Stück Röhre, in der ein stiller Wasserspiegel steht. Hochromatisch führt der vulkanische Weg an diesem entlang.
Ein Blick hinein offenbart interessante Lebewesen. Weiße Albinokrebse, gerade mal eineinhalb Zentimeter, lang krabbeln über das tiefschwarze Gestein.
Am Ende des Höhlensees steigen pittoreske Lavatreppen auf. Unterbrochen von Absätzen mit Tephrageländern. Auf diesen stehen grobe Holzstühle und Tische. Das Ganze ist nämlich ein Café!
Mit Blick direkt in die Höhle mit See zur einen Seite und auf die Lavawände und Pflanzen auf der anderen.
Da setzen wir uns doch gleich mal und trinken was. Wenn man Vulkane mag, ist dieses geschmackvolle Ensemble hier ein Highlight. Und man sieht deutlich, dass sich hier jemand Gedanken gemacht hat. Nirgendwo ein Edelstahlgeländer oder Ähnliches. Alles passt und hat Stil.
Über kleine Treppen am Rand entern wir anschließend die nächste Doline. Was ein Anblick! Majestätische Palmen und schwarze Felsen umrahmen einen weißen Pool, gefüllt mit leuchtend blauem Wasser.
Was ein schöner Ort, selbst die Massen an Leuten hier stören kaum. Den Pool umrunden wir natürlich und stoße an seinem Ende auf ein unterirdisches Kino mitbestimmt 500 Plätzen. Der Film ist allerdings wohl gerade zu Ende, und es steht nirgends, wann der nächste anfängt.
Wieder im Sonnenschein nehmen wir nun die breite – laut Tochter wunderhübsche – Wendeltreppe aus Lavagestein außen und weißgestrichen innen nach oben. Hier am oberen Rand finden sich langgestreckte, typisch weiße Gebäude in denen das Vulkanmuseum untergebracht ist.
Nunja, die ‚Multimediashow‘ und Fotoexponate da drin sind eher unspektakulär, aber einige 3D Modelle wirklich informativ und die Aussicht nach unten in den Tunnel sowieso. Immerhin steht hier oben ein funktionierendes Seismometer, und man kannt durch Springen selbst Erdbeben erzeugen.
Oben gibt es ein Snackrestaurant, aber unten gefällt es uns doch besser. So steigen wir wieder ab und sitzen nun gemütlich auf einer der der vielen in den Fels eingelassen Bänke im Halbschatten einer Feige. Der Besucherstrom hat merklich abgenommen. Wahrscheinlich essen nun alle irgendwo zu Mittag. Wir tun dies gleich hier und genießen die Szenerie um uns herum. Die Sonne brutzelt, unglaublich das wir vor 48 Stunden noch in Heideberg gebibbert haben.
Da Tochter das ganze so gut gefällt, statten wir dem Museum einen zweiten Besuch ab und entdecken, dass es sogar noch einen zweiten Stock gibt. Hier ist unter anderem eine kleine Kunstausstellung untergebracht, von Jesus Soto, von dem wir noch nie gehört haben. Es aber im Laufe der Woche immer wieder tun werden, hat er doch einige der Manrique Sehenswürdigkeiten künstlerisch betreut.
Nach diesem wunderbaren Besuch fahren etwas weiter nach Norden zu einem zweiten zugänglichen Teil des Lavatunnels. Cuevas de los Verdes heißt er. Auch hier steigen wir erstmal ab, zeigen unser Kombiticket und dürfen dann warten.
Auf eine Führung nämlich. Immerhin startet diese bald. Mit einer großen Gruppe steigen wir hier in die Unterwelt ab. Nicht architektonisch und künstlerisch aufgearbeitet wie eben, sondern eher wie eine klassische Tropfsteinhöhle.
Aber schick beleuchtet ist der Tunnel – von Soto übrigens. In verschiedensten Farben leuchtet die Lava hier. Zum einen Bruch die Beleuchtung, zum anderen durch die Mineralbeimischungen. Gelb natürlich von Schwefelverbindungen, Weiß der Kalk und Rot das Eisenoxid. Tiefer und tiefer steigen wir in die teils 50 m hohe Röhre. Und sehen sogar Stalaktiten. Aber wie kann das sein, ist diese Höhle doch erst ein paar tausend Jahre alt?
Es sind natürlich keine Kalkstalagmiten, wie man das aus Tropfsteinhöhlen so kennt. An der Höhlendecke kondensierte quasi die Lava und erstarrte zu solchen Formen.
Schlussendlich landen im ‚Konzertsaal‘. Reich bestuhlt ist dieser in der 15 m breiten Höhle auch noch schick beleuchtet. Konzerte müssen hier gut wirken. Vor allem da es durch die kleinräumige Gesteinsstruktur überhaupt nicht hallt. Doch heute kommt die Musik nur aus der Konserve. Düstere, mystisch elektronisch Klänge, die Tochter so gar nicht gefallen, aber gut zu dem dunklen Stein hier passen.
Nach 500 Metern kehren wir wieder um. Die Röhre ist zwar bestimmt 5km länger, aber dies ist wohl nur den Wissenschaftlern vorenthalten.
Nun steigen wir hoch in de zweite Galerie. Diese Röhre ist teils mit der unteren Röhre verbunden. Doch nicht immer, eine tiefer Einblick gestaltet sich als optische Täuschung. Ein Stein entlarvt die vermeintliche Durchsicht als spiegelnder See!
Nach 40 Minuten und 1km Strecke verlassen wir die düstere Unterwelt und steigen steil nach oben ans Licht. Allerdings nicht in die Wärme. Höhlen, zumindest größere, haben ja im Innern die Durchschnittstemperatur der Oberfläche. Und unten war es wärmer als draußen. Tja wir haben eben Wintter hier, auch wenn es 18 Grad sind.
Noch ein paar Kilometer fahren wir weiter nach Norden. Hier soll es tolle Strände geben. An den ersten Parkplätzen dazu fahren wir natürlich vorbei, da sie recht unvermittelt auftauchen. Der übernächste auch, aber es sah so toll aus, dass ich gleich wieder gewendet habe.
Gelber Sand vor türkisem Wasser, eingerahmt von schwarzem Vulkangestein. Hier wollen wir noch etwas Zeit verbringen.
Dummerweise ist die Sonne jetzt dauerhaft hinter eine dicken, grauen Wolke verschwunden. Aber davon lassen wir uns doch nicht entmutigen. Ausgestattet mit kurzer Hose und darüber Isojacke kann man doch wunderbar das flache Wasser erkunden. Wir entdecken tausende Löcher im Sand. Von was die wohl sind? Muscheln oder Würmer wie im Wattenmeer?
Getarnte Fische sichten wir auch noch, in winzig und in etwas größer. Hinter schwarzen, halbrunden Steinmauern kann man sich übrigens gut vor dem Wind in Sicherheit bringen. Doch irgendwann wird uns allen kalt und wir düsen nach Hause.