Die Vorzeichen standen aus verschiedenen Gründen nicht besonders gut. Doch trotzdem landen wir mit nur einem Tag Verspätung auf der umgebuchten Kanalfähre. Dabei bin ich Stunden gegen den Sturm angefahren. Gegenwind mit 60 kmh, unser Verbrauch auf 100km hat sich auf 15 Liter hochgeschraubt statt 10. Wir sind auf eine heftige Fährfahrt eingestellt. Passend hat die Fähre wegen der ‚heavy weatherconditions‘ auch schon 45 Minuten Verspätung. Doch oh Wunder, kurz vor Abfahrt legt sich der Wind und wir haben eine durchaus angenehme Überfahrt.

Los gehts – mal wieder mit einer Fähre

Durch die Verspätung ist es in Dover allerdings schon dunkel, sodass wir die Kreideklippen leider nur erahnen können. In England ist Freistehen ja nicht erlaubt, also fahren wir nun noch bis nach Wales durch. Beim Wanderparkplatz der Lower Wyndcliffs stellen wir uns auf und fallen ins Bett.

Aufwachen im Grünen

Morgens wachen wir mitten im Wald auf. Hier muss es schön sein, so voll wie unser Parkplatz nun ist. Ist es auch, der Wald ist lauschig und über uns kann man Felswände hinter den leuchtend grünen Bäumen erahnen. Um uns herum richten denn auch einige Kletterer ihr Equipment. Wir nur die Wanderschuhe. Denn wir haben einen Wanderweg zum Eagles Nest entdeckt. Nunja, Wanderweg ist etwas zu hoch gegriffen. 2 Kilometer und 1h Gehzeit. Aber immerhin 365 Stufen. Das machen wir nun und sofort befinden wir uns im Märchenwald.

Genauer im Märchenwald

Alte Bäume beschirmen Felsen und Felsblöcke. Wunderbar mit Moos bewachsen und von Farnen durchsetzt. Der Weg windet sich von rechts nach links und manchmal auch mitten durch. Und jede Menge Stufen hoch, von denen keine gleich ist.

hoch und höher gehts

Trotzdem sind wir recht schnell oben und laufen nun eben zum Aussichtspunkt. Eine tolle Aussicht über den Fluss Wye bis hin zu den Brücken über den Mouth of Severn. Wunderschön hier, das geht ja gut los in Wales.

bis zur Aussicht

Unspektakulär aber dafür immerhin ohne Stufen laufen wie weiter westlich wieder nach unten zum Parkplatz. So und nun? Wollten wir alle Burgen sehen, müssten wir 25 am Tag besuchen. Wieviele Gärten es gibt, steht allerdings nirgends…

Das ist uns zu stressig mit den Burgen, dann fahren wir doch lieber zu den Dewstow Secret Gardens. Die Beschreibung hört sich schon toll an, schauen wir doch mal.

Dewstow Hidden Garden

Auf golfplatzähnlichem Rasen darf man parken. Und nach reichlich Eintritt betreten wir auf engem Pfad auch schon das Wonderland.

Tatschächlich Hidden …

Also in der Tat. Wirkt das Ganze von außen wie ein typisch Englischer Garten, so zeigt sich hier und da Besonderes. Unterirdische Gänge führen in Kammern mit Pflanzen und kleinen Brunnen.

ein Großteil spielt sich unterirdisch ab!

Überall Wasserläufe, über die man hinwegsteigen muss. Tolle Sache, auch Tochter, die anfänglich etwas skeptisch war, gefällt es super.

liebevolle Details

So erkunden wir natürlich jeden Gang, landen in einer Feengrotte, in einem alten Tropenhaus und erreichen das Tageslicht neben dem Cricket Field.

manchmal läuft man über der Erde

Dahinter gibt es oberirdisch einen wunderbaren Steingarten. Wirklich wunderbar angelegt hier. Dabei ist das alles sogar ziemlich neu. Ursprünglich wurde der Garten zwar wohl schon Ende des 19. Jahrhunderts angelegt.

um kurz später wieder abzutauchen

Aber mit dem Tod des einstigen Besitzers 1940 wurde er zugeschüttet und geriet in Vergessenheit. Bis er 2000 wieder entdeckt, wieder ausgegraben und angelegt wurde. Was ein Glück.

Details

Gesamtheit

und wieder sub

Denn etwas weiter unten gehts noch weiter. Durch einen diesmal ins helle Gestein getriebenen Tunnel erreicht man den Square Garden.

der geometrische Teil 😉

Und ein Areal, herrlich begrünt, mit fünf ganz unterschiedlichen Tümpeln. Hier kann man wirklich die Seele baumeln lassen.

der natürliche

Das ganze Areal schwankt zwischen angelegtem, Englischen Garten, romantischer Verspieltheit und wildem Pflanzenwachstum. Ein toller Mix, der mit außerordentlich gefällt. Wir waren inzwischen schon in einigen Gärten, größeren, blühenderen, baumreicheren und so weiter. Aber für mich ist das hier der bis jetzt schönste in seiner Skurrilität und den schönen Aus- und Einblicken an jeder Ecke.

Wegen Hunger unterbrechen wir die Gartenexpierence und picknicken mit Scones und Co gleich am Eingang auf Picknickbänken unter riesigen Sequoias.
Danach laufen wir nochmal eine komplette Runde, weil es so schön ist. Unbedingte Empfehlung, wenn man auf eigenwillige Gartenanlagen steht.

ein spannender Garten mit Tunneln und wie aus dem Bilderbuch

Doch wir sind in GB, da hat ja alles schon um 4 zu, so auch hier. Also fahren wir weiter nach Carleon. Die Stadt war der am weitesten entfernte Außenposten des römischen Reiches. Das müssen wir uns doch angucken. Doch dahin routet uns das Navi eine extrem schmale Straße. Die Single Road ist genauso breit wie unser Auto. Inklusive der massiven Hecken rechts und links. Die Spiegel pflügen durchs Grün und zum Lack ist nur ne Handbreit Platz. Zum Glück kommt auf den 5m keiner entgegen.

Erstkontat mit Wales Strassen

Doch dann sind wir da. Am Amphitheater kann man parken. Und es ist tatsächlich kostenlos und hat noch offen.

Bei den Römern

Ein cooler Ort! Viel ist zwar nicht mehr erhalten aber die Regelmäßigkeit der Anlage mit ihren massiven Mauern und dem Grün drauf ist beeindruckend. Auch Tochter findets toll und so erkunden wir jede Ecke.

nicht mehr viel da – aber beeindruckende Form

Danach laufen wir noch in den Ort. Einen malerischen Friedhof haben sie hier. Auch in die Kirche schauen wir herein. Drinnen wird mit Kaffee und Kuchen Pfingsten gefeiert und wir werden direkt eingeladen. Doch Tochter ist schon wieder rausgelaufen und so müssen wir dankend ablehnen. Wir schlendern nun durch den Ort auf der Suche nach einem Geldautomaten. Wir finden einige coole Pubs, einen Inder aber keinen ATM. Das indische Restaurant hat sogar schon losgelegt und jagt eine betörende Duftwolke durch den Ort.

Typisch Englisch

Mit Googlemaps findet sich dann doch noch ein Geldziehgerät. Jetzt können wir uns ins Nachtleben stürzen. Doch der Inder ist innen gar nicht typisch indisch, sondern tres chic und loungig. Aber er hat auch Takeaway.
So sitzen wir nun mit Tandoori Chicken und Lamb im Bus und genießen den Urlaub. Dazu kommt sogar die Sonne raus!

Stellplatz: Caerleon Amphittheater