Sehr früh am Morgen geht es los. Auf nach Schottland! Nach ereignisloser Fahrt erreichen wir mal wieder viel zu früh die niederländische Küste. Aber lieber etwas Puffer für Staus und Ähnliches als die Fähre verpassen. Das Wetter ist eher schlecht, also fällt der Plan zum Beispiel nach Wik ans Meer zu fahren flach. Dafür hat Sabine eine tochterkompatible Idee. Wir besuchen Monkey Town!
Dazu kurven wir durch Haarlem bis zu einer Ansammlung von Abbruchhäusern und Baustellen. Hier soll das sein? Ist es, eine der Hallen ist frisch renoviert und wir landen im Kinderparadies. Ein riesiger Indoorspielplatz, immerhin alles ganz neu. Da tobt Tochter sich nun aus, und wir erholen uns etwas.
Es ist nun nicht mehr weit bis zur Fähre und bald stehen wir dort in der Reihe. Immerhin nicht allzu lange, denn schon bald werden wir reingewunken. So können wir schon um 16 Uhr die Kabine beziehen und es uns gemütlich machen. Angeblich wurde das Schiff renoviert. Unsere Kabine auf jeden Fall nicht. Etwas abgeranzt und in der Toilette stinkts schlimm nach Fisch.
Mara möchte natürlich gleich das Schiff erkunden. Also schnell wieder los. Der Shop ist tatsächlich neuer und hübscher, hat aber noch zu. Untrüglich lotst Tochter uns zum Kids Club. Ja auch hier hat die Renovierung zugeschlagen. Das Kinderareal ist nun nur noch ein Drittel so groß und der Rest wurde von einer Kaffeebar in Beschlag genommen. Tja und da gibt’s ganz toll Kaffee und Süsskram, aber keine Ales mehr für uns und noch schlimmer keinen Kinderteller für Tochter.
Ich latsche mal das Schiff ab. Tatsächlich finde ich nichts Ähnliches mehr. Keine Fish & Chips oder Chicken Nuggets mit Pommes mehr. Dafür könnten wir für nur 35 Euro pro Person Buffet essen. So ein Mist, jetzt haben wir für Mara kein Abendessen, die sich schon auf Pommes gefreut hatte. Passend dazu ist die Kinderbespaßung auch eher mau, kein Malwettbewerb, keine Schiffsrallye, keine Luftballons. Mara ist ganz tapfer und versucht sich so gut es geht zu amüsieren. Tja, war doch die Schifffahrt mit Kidz Club einer der Hauptgründe warum sie unbedingt nach Schottland wollte.
Null Seegang und einige Stunden später wachen wir kurz vor der englischen Küste wieder auf. Beim Zoll gehts immerhin schnell und schon fahren wir auf der linken Seite. Den Hadrians Wall haben wir ja schon an verschiedenen Punkten besucht. In Newcastle soll es dazu ein Museum geben, das wollen wir besuchen. Es bleibt bei der guten Absicht, denn wir finden keinen Parkplatz, in ein Parkhaus passen wir nämlich schwer. Bevor wir noch länger dumm rumgurken fahren wir einfach raus aufs Land.
Auf der Suche nach einer Bank zum Geldabheben und der nächsten Römersiedlung landen wir in Corbridge. Die kleine Stadt am Fluss wartet sympathischerweise mit einem großen Parkplatz auf. Und entpuppt sich als schwer romantisch!
Wir drehen ein kleine Runde durch die steinernen Gassen. Kleine Läden in grauen Steingebäuden. Dafür aber mit bunten hölzernen Schaufenstern. Und die ganze Middle Street ist mit bunten Wimpeln geschmückt. Lokale Festivität oder wegen der gestrigen Hochzeit von Harry und Dingens?
Am Market Place öffnet sich die schmale Straße zu eben diesem Platz. Eine Patisserie will uns verführen. Es wäre auch fast passiert, doch da fällt uns auf, wir haben ja noch gar kein Bargeld. Also laufen wir die nächste Straße auch noch lang. Dazwischen liegt die Kirche, die wir uns bei der Gelegenheit gleich mit ansehen. Im Gegensatz zu Frankreich zum Beispiel, sind die hier in England meist offen.
Sehr schlicht und ein wenig rustikal innen. Düstere Steinwände nach oben durch ein dunkles Eichendach begrenzt. Man kann sich fast vorstellen wir hier die Ritter vorne und mittelalterliche Handwerker in den Reihen sitzen.
Die obere Straße – passenderweise Hill Street – führt an weiteren kleinen Läden vorbei. Doch keine Cash Machine weit und breit und so klein ist der Ort auch wieder nicht. Sabine fragt im Pub. Im Coop soll es einen ATM geben. Es ist zwar Sonntag, aber das stört hier nicht, der Laden hat offen und endlich kommen wir an Geld.
Gegenüber entdecken wir einen Plan mit ein paar Walks drauf. Der kleinste würde uns zusagen, er führt nach Westen einmal um die römische Ausgrabung herum zu einer Mühle. Und dann am Fluss zurück.
Kurz darauf laufen wir auf der Tour. An wunderschönen buntblühenden Gärten und Häusern vorbei. Dann an etwas weniger schönen und an der Straße (aber auf einem Gehweg immerhin). Schon sind wir an der Corbridge Roman Site. Tochter ist gleich Feuer und Flamme und will unbedingt rein. Dabei sieht das Ausgrabungsgelände von draußen recht klein und eher unspektakulär aus.
Zudem hat sich der Eintritt seit unserem Flyer (der war von 2016) um schlappe 50% erhöht. Islandverdächtige 25 Euro Eintritt später stehen wir im Museum. Ein paar originale Steinfunde stehen hier, der Rest sind wohl Replikas. Nicht sonderlich aufregend, genau wie die römische Siedlung draußen.
Tochter findets immerhin gut, darf man doch überall herumlaufen. Ein 2000 Jahre alter Abenteuerspielplatz. Viel kaputt machen kann man eh nicht, die höchsten Mauern sind vielleicht einen Meter hoch. Man sieht das Übliche einer römischen Garnisonsstadt, nur eben kaum erhalten. Lohnt auf keinen Fall, vor allem weil der Hadrians Wall weit weit weg ist…
Bald stehen wir wieder draußen und wandern weiter. Die Mühle entpuppt sich als richtig groß, umgeben von einem hübschen Garten und leider in Privatbesitz und nicht zu besichtigen. Dafür ist der Weg zurück erst am kleinen Bach und dann am großen Fluss extrem lauschig. Fazit des Tages: Corbridge ist ein wirklich schönes Städtchen, aber die römischen Ausgrabung kann man sich schenken. Und bei der Patisserie am Marktplatz sind wir dann doch schwach geworden und die kann man empfehlen.
Die nächsten Stunden fahren wir durch die Landschaft gen Norden und landen in der Nähe von Edinburgh. Genauer gesagt am See The Peel in Linlithgow.
Ein wunderschöner Parkplatz direkt mit Seeblick, neben einem Spielplatz und um die Ecke ist das Palace, also für jeden etwas.
Nach dem Essen machen wir übriges noch einen kleinen Verdauungsspaziergang. Am See entlang Richtung Linlithgow Palace.
Jede Menge Schwäne beäugen uns und wir sie. Am Fuß des Schlossbergs steht das Tor offen, da schauen wir doch gleich mal rein. Schon vorher hatten wir unter den Büschen eine Bewegung ausgemacht. Doch nun sehen wir es überall herumhoppeln. Tausende Kaninchen bevölkern den Hügel. Überall hoppelt es. Und zur Freude der Tochter sind auch ganz kleine dabei. Diese haben vor ihr auch gar nicht soviel Angst, und so kann sich Mara ziemlich nahe heranschleichen. Ich mit der Kamera natürlich nicht…
Auch oben am Schlossplatz hoppelt es. Genauso auf der andern Hügelseite unter den majestätischen Bäumen. Eine schöne Stimmung in der blauen Stunde mit altem Gemäuer, grünem Rasen und braunen Häschen.
Irgendwann ist es dunkel und wir erreichen durch ein Seitengässchen den Ort. Das Pub Four Marys sieht sehr einladend aus, da trinken wir noch was. Nunja, wir haben nicht mit dem englischen Antialkohol Law gerechnet, denn wir fliegen gleich wieder raus. Schade eigentlich, den von innen sah der Pub richtig urig und gemütlich aus.
Etwas betreten schlappen wir zurück zum Bus. Man darf ein Kind mit in den Pub nehmen, wenn man etwas isst, aber es muss ein Hauptgericht sein und nicht nach acht, so die Kurzzusammenfassung dieses recht bescheuert anmutenden Gesetzes. So will man die Kinder vom Alkohol fernhalten. Das klappt aber wohl nicht, denn auf unserem Parkplatz sitzen die etwas älteren ‚Kinder‘ in zweier bis vierer Gruppen in ihren Autos und trinken da…