Das Wetter sieht recht stabil aus, wenn auch nicht sehr sonnig. Und Samstag fährt die Fähre nicht. Dann wollen wir es mal wagen, eine Bootspartie zu machen! Zuerst auf kleinsten Singleroads kurven wir wieder quer über das West-Mainland. Die Strassen werden aber immer größer und bald sausen wir auf der Hauptverbindung gen Süden.
Am kleinen Fähranleger sind die Parkplätze etwas kurz, aber halb auf dem Plattenweg parkend geht’s. Es gibt hier im Schuppen eine kleine Ausstellung zur lokalen Geschichte. Schön gemacht und vertreibt die Wartezeit.
Pünktlich um eins legen wir ab. Mara darf kostenlos mit, wie nett. Das Boot ist laut Plakette für 60 Leute zugelassen, ich stimme aber mit dem Reiseführer überein, dass es mit dieser Besetzung sicherlich sinken würde. So viele sind wir eh nicht, vielleicht knapp zwanzig, die nun warm und wasserdicht eingemummelt auf den Holzbänken kauern.
Es weht ein eisiger Wind und das wasserdicht ist auch keine schlechte Idee, denn ein paar Meter weg vom Pier, krachen wir in Wellentäler, dass die Gicht über die hinteren Passagiere hereinbricht. Das erste mal just als ich ein Foto machen will. Zum Glück ist die Kamera wasserdicht.
Aber das ist hier wohl das normale Wetter, routiniert steuert der Kapitän ans kleine Anlegpier auf der Insel Mousa. Denn da wollen wir hin. Es soll hier der best erhaltenste Broch Schottlands stehen. Sogar der Welt, verrät der Flyer, aber das ist ja keine Kunst, da es Brochs nur in Schottland gibt.
Wobei sie durchaus Ähnlichkeit mit den Nuraghen auf Sardinien haben. Den zweiterhaltensten hatten wir ja auch schon mal vor Jahren besucht. Und nun sieht man ihn schon von weitem. Wie ein antiker Reaktor-Kühlturm steht er am Ufer der kleinen Insel.
Inzwischen haben wir wieder Land unter den Füssen. Die Viertelstündige Fahrt war immerhin so kurz, dass keinem schlecht wurde.
Wir wollen die Vorfreude etwas steigern und laufen erstmal um die Insel rum, bevor wir das Gebäude erkunden wollen.
Dazu gehen wir den Pfählen nach. Der Weg führt uns im Uhrzeigersinn um den größeren Teil der achtförmigen Insel herum. Hier soll es verschiedene Seevögel und Robben zu sehen geben. Zuerst laufen wir an einem steinigen Strand entlang, dann oberhalb eine hübschen Steilküste. Ab und zu traut sich sogar die Sonne raus und sorgt erstens für schönes Licht und zweitens für etwas Wärme. Seevögel sehen wir natürlich, wir sind allerdings nicht so die großen Vogelfreunde und Papageitaucher sind auf jeden Fall nicht dabei.
Man soll hier aber nicht die Wege verlassen, denn die Vögel sind laut Flyer so schreckhaft, dass sie dann für immer ihr Nest verlassen.
Alte Mauern durchziehen das Land, mit langen Flechten bewachsen und auf dem kurzgeschorenen Rasen findet sich ein Trümmerfeld an Muscheln und Krebsteilen.
Hinter einer solchen Mauer erkennt man jetzt den East Pool, ein wunderschönes Inlet mit Sandstrand. Hier sollen die Robben ihre Jungen aufziehen. Leider erst später im Jahr. Im Moment sind leider noch nicht mal erwachsene Robben zu sehen. Schade.
Auch im etwas größeren Westpool nicht, noch mal schade, denn das wäre schön spannend für Tochter gewesen. Die müssen wir nämlich motiviert halten, denn der Weg ist immerhin über 2 Kilometer lang und der 8 Grad kalte Wind bläst ihr frontal ins Gesicht.
Aber nun nähern wir uns dem Broch. Das findet sie wieder spannend. Wir auch und entsprechend schnell sind wir da. Ich will noch ein paar Fotos machen, aber da sind die Mädels schon drin verschwunden. Dieser Broch ist so gut erhalten, man kann ihn innen besteigen! Doch ich hole sie wieder raus, denn gestärkt mit einem Mittagessen lässt sich doch viel besser archäologische Forschung betreiben.
Am Eingang findet sich ein Schrank, in dem man sich eine Taschenlampe herausholen kann. Das findet Tochter spannend, bestimmt denkt sie an ihr Schädelerlebnis auf den Orkneys.
Der Innenraum ist wunderbar erhalten. Vom runden Raum zweigen mehrere Durchgänge in kleine Nebenräume ab. Diese haben spitze, hohe Decken. Klar, damals vor 2000 Jahren kannte man noch kein Gewölbe (zumindest hier) und so handelt es sich um Kraggewölbe.
Der größte Durchgang führt zur Treppe. Diese führt durch die hohle Doppelwand des Brochs im Halbkreis nach oben. Winzig klein sind die Stufen, und nicht sehr hoch. Interessant, hatten die damals so kleine Füße? Mara findets toll, ich passe mit Größe 46 noch nicht mal quer drauf.
13 m hoch über der Wiese kommt man auf oben auf der Plattform heraus. Leider auch im kalten Wind, so dass wir es nicht lange aushalten. Immerhin lange genug um ein paar Delfine in der Meerenge zu sichten.
Wir erkunden noch etwas die kleinen Durchgänge und Räume im Innern des Brochs. Schon spannend, wie die das hier vor über 2000 Jahren gebaut haben. Wirklich gut erhalten, dieses Gebäude.
Um vier legt das Boot wieder ab, also machen wir uns auf zum Steg. Der Rückweg ist bedeutend kürzer, es geht über einen kleinen Hügel und schon sind wir da. Auf dem Weg sichten wir etwas neues: Seeigel. Oder eher die Überreste davon auf dem Gras. Aber nicht schwarz und hässlich, wie die, die ich aus dem Mittelmeer kenne, sondern weiß und lila. Tochter findet das superhübsch, leider sind es nur Bruchstücke.
In der kleinen Hütte am Pier hängen ganze Seeigel als Fensterdeko. So eine ganze will Mara unbedingt. Tja, aber woher nehmen? Das löst sich schnell, denn nach kurze warten dürfen wir aufs Schiff. Und dort steht ein ganzer Eimer mit schönen intakten Schalen. Und der Kapitän meint, Mara darf sich eine aussuchen! Da steht sie jetzt und untersucht alle ganz genau, um ja die schönste zu erwischen. Es ist eigentlich die kleinste, aber schön lila. Und Tochter ist froh und wir auch…
Die Rückreise verläuft übrigens weniger feucht. Wir sitzen weiter vorne und fahren jetzt mit den Wellen. Das Wetter hat seinen Höhepunkt auch schon gehabt, den es ist jetzt dunkel bedeckt und wird schnell kälter. Alle indoor Sehenswürdigkeiten haben um halb fünf eh schon geschlossen also beschließen wir, es jetzt ruhig angehen zu lassen.
Wir fahren zur St. Ninias Isle, da war es so schön. Ist es auch noch, selbst bei Nieselregen. So sitzen wir jetzt mit 1a Aussicht, lesen und trinken Ale. Fast wie im Urlaub…
Zwischdrin ist auf dem Meer ein kleiner Punkt im Niesel zu erkennen. Er kommt schnell näher. Mit wirklich erstaunlicher Gewschwindigkeit nähert sich ein historisches Fischerboot, ein six-reen, wie wir schon einige im Museum gesehen haben. Bis zu 30 Meilen sind die wohl früher zum Fischen rausgerudert. Unvorstellbar!
Stellplatz: Parkplatz St Ninians Isle, Super Aussicht über den Doppelstrand und die Klippenküste, Mülleimer ++