Um halb 7 werden wir von der Durchsage geweckt, dass wir um halb acht schon da sind. Ui, also schnell aus den durchaus bequemen Betten gequält, unter die Dusche und schon stehen wir am Auto und sind dann auch draußen. Es ist grau und wolkenverhangen, die Straßen sind nass. Mmh, so haben wir uns das vorgestellt. Man  kann hier übrigens sieben Tage Nebel am Stück haben, habe ich gehört, also sollten wir uns freuen, dass es besser ist.

Am ersten CoOp fahren wir gleich ab. Es parkt zwar nur ein Auto davor, aber er hat offen, sonntagmorgens um halb 8. Dafür darf man aber erst ab zehn Bier kaufen. Und nur zwei Packungen Medikamenten. Thats the law. Naja, dann müssen sie das Bier halt behalten und damit wir noch Ibu zu den Paracetamols kaufen können, zahle einmal ich und einmal Sabine.

Nun fahren wir nach Süden, und wie das im Süden so ist, wird das Wetter immer besser. Die Landschaft ist grandios und erinnert (natürlich) an Orkney.

St. Ninians Isle

St. Ninians Isle

Unser Ziel sieht noch grandioser aus. Angeblich ‚Great Britains most famous‘ Doppelstrand, wenn ich das mal im schönsten Denglish sagen darf. St. Ninian’s Isle, mit einem doppelten Strand mit dem Festland verbunden.

Schafe am Strand - hatten wir auch noch nicht

Schafe am Strand – hatten wir auch noch nicht

Davor findet sich ein schöner Parkplatz mit Blick über die ganze Szenerie. Ein vorzüglicher Übernachtungsplatz, doch dafür sind wir noch etwas zu früh. Wir frühstücken nämlich erstmal gemütlich um dann zu einem kleinen Walk aufzubrechen.

Wir wollen einmal um die Insel wandern

Wir wollen einmal um die Insel wandern

Einmal um die Insel ist der Plan. Passend dazu reißt das Wolkenloch nun ganz auf und wir wandern im Sonnenschein. Mara freut sich natürlich über den Strand und kriegt gleich nasse Schuhe. Zum Glück nur von außen. Dass es auf der anderen Seite steil raufgeht findet sie dann nicht so toll. Von hier oben hat man dann aber eine wunderbare Aussicht auf Sand, Fels und Meer. Und Gras natürlich. Das wird hier von den Schafen so kurz gehalten wie auf nem Golfplatz. Kein Wunder, das man das golfen in Schottland erfunden hat!

Südküste

Südküste

Golfrasen und alte Mauern vor schöner Kulisse

Golfrasen und alte Mauern vor schöner Kulisse

Zu Tochters Freude findet man in dem kurzen Gras aber allerlei. Kleine Vogelknochen, Muschelschalen und vor allem jede Menge Krebsschalen. Wir genießen die folgende Stunde nun die Szenerie, während sie eine ganze Tüte Krebszangen in allen Größen und Farben sammelt. Sogar eine blaue ist dabei! Die richtige Deko für ihren bald anstehenden Geburtstag mit dem Thema Strand und Unterwasser.

Westküste

Westküste

mit tollen Ausblicken

mit tollen Ausblicken

Die Robben, die man hier wohl sehen kann entdecken wir nicht. Und der Weg ist irgendwie auch länger als gedacht. So kürzen wir das letzte Drittel über die Wiesen ab und zielen direkt auf die Kirchenruine auf der Ostseite.

hoch im Norden sind die Lämmer noch ganz klein

hoch im Norden sind die Lämmer noch ganz klein

manche erst wenige Tage wurde uns erzählt

manche erst wenige Tage alt, wurde uns erzählt

Ruine ist zu viel gesagt, Reste von Grundmauern trifft es eher, aber hier überzeugt eher die Umgebung und die Tatsache das ein Schuljunge 1958 bei Ausgrabungen einen wunderbaren Silberschatz im Kirchenschiff entdeckt hat.

In dieser unscheinbaren Ruine wurde der Schatz gefunden

In dieser unscheinbaren Ruine wurde der Schatz gefunden

Wir finden leider keine weiteren Stücke und so steigen wir schlussendlich wieder ab zum wunderschönen Strand um noch etwas auf der anderen Seite die Zeit mit Spielen zu verbringen. Im strahlenden Sonnenschein ist zwar kein Badewetter, aber in Thermojacke kann man es gut aushalten.

Herrlich dieser Doppelstrand...

Herrlich dieser Doppelstrand…

...oder?

…oder?

Zum Mittagessen fahren wir zur Kultur. Dem Jarlshof. Der natürlich nie so hieß, aber nach einer Geschichte von Walter Scott (den wir hier schon mal besuchten, zumindest sein Monstrum von einem Haus) benannt wurde.

Jarlshof

Jarlshof

Es handelt sich um eine eisenzeitliche Siedlung mit Anfängen in der Bronzezeit und sogar späterer Besiedlung durch Wikinger und im Mittelalter. Also über 4000 Jahre Besiedlungsgeschichte! Von der auch noch einiges zu sehen ist.

Los geht’s mit einem kleinen Museum. Hier kann Mara einen Mahlstein ausprobieren, wie wir sie gleich zu Dutzenden sehen werden. Aber vor allem wird ein kurzer Film gezeigt, der die Besiedlungsgeschichte zeigt. Und zwar das Gelände aus der Luft mit animierten Gebäuden. Sehr gut gemacht, man bekommt eine hervorragende Vorstellung, wie das mal aussah. Mara sieht sich den Film dreimal an, so fasziniert ist sie davon.

Einer von hundert Steinen

Einer von hundert Steinen

Dann geht’s raus. Klar sieht das ganze aus wie bei Maeshowe, sogar mit nem Herrenhaus im Hintergrund. Aber doch wieder anders. Vor alle schaut man hier nicht nur von oben, sondern läuft mit Audioguide durch. Oder kriecht und quetscht sich in die Rundbauten.

Alte Siedlung unter Gras

Alte Siedlung unter Gras

Wir sind alle drei begeistert und erkunden jeden Winkel. Und davon gibt es eine Menge, obwohl die meisten Häuser, außer denen der Wikinger und den Mittelalterlichen Behausungen ja rund sind.

mit interessanten Formen

mit interessanten Formen

Die oben erwähnten Mahlsteine finden wir in den eisenzeitlichen Häusern in Mengen. Dafür hatten die Wheelhouses aus späterer Zeit sogar Räucherkammern und Vorratsräume.

verschiedenste Epochen liegen hier übereinander

verschiedenste Epochen liegen hier übereinander

Sogar einen Broch gab es hier, der ist aber bis auf die Grundmauern abgetragen und zur Hälfte schon dem vordringenden Meer zum Opfer gefallen.

verschiedenste Epochen liegen hier übereinander

verschiedenste Epochen liegen hier übereinander

Also toll, zum moderaten Eintritt (11 Pfund für alle, dafür wäre noch nicht mal eine Person ins Crathe oder Drum Castle reingekommen) gab es sogar den Audioguide dazu.

Shetland Pony

Shetland Pony

Das Wetter ist immer noch wolkenlos, was ein super Einstand auf den Shetlands. Das müssen wir ausnutzen, der Leuchtturm auf der Klippe hat noch bis 5 auf erfahren wir. Da wir heute genügend gewandert sind, nehmen wir nicht den Küstenwanderweg, sondern den engen Fahrweg.

Sumburgh Head

Sumburgh Head

Um halb stehen wir im Office des Sumburg Head Lighthouse, viel Eintritt für die Innenräume, das Außengelände ist frei. Wir sind Fans von draußen, also lösen wir doch kein Ticket, sondern erkunden das Gelände. Der Turm wurde natürlich von Robert Stevenson erbaut, dem Vater von Robert Louis übrigens. Da haben wir jetzt ja einige von gesehen in den letzten Jahren, die Stevensons waren fleißige Turmbauer. Allerdings sind fast alle in Privatbesitz,  diesen hier kann man nun besichtigen!

Lighthouse natürlich von Stevenson

Lighthouse natürlich von Stevenson

Fresnell Linse zur Lichtbündelung

Fresnell Linse zur Lichtbündelung

Im Turm selber dreht sich die Fresnellsche Linse. Ich weiß nicht, ob man die mit Ticket von nahem zu sehen bekommt, aber gestern im Museum stand auch eine Originale. Ein gigantisches Nebelhorn gibt es hier natürlich auch. Und jede Menge Erklärungstafeln, die auch die hässlichen, billig zusammengeschusterten Betonbauten erklärt. Hier hat man im zweiten Weltkrieg eine Radarstellung aus dem Boden gestampft.

tief unten ein paar Robben

tief unten ein paar Robben

Aus verschiedenen Ecken kann man auch über die Mauern in die Klippen gucken. Es soll hier unsere Lieblingsschottenvögel geben, Papageientaucher. Leider entdecken wir nur tausende anderer Seevögel, die uns nicht die Bohne interessieren, sorry Daniel.

und viele Vögel

und viele Vögel

Immerhin erspäht Sabine tief unten einige Robben, die sich faul in der Sonne fläzen. Und Mara hat ja ihr Fernglas umhängen und ich das Tele, also zumindest etwas.

und Blümchen - aber keine Puffins

und Blümchen – aber keine Puffins

So ganz geben wir es noch nicht auf, und so lassen wir den Leuchtturm nun hinter uns und wandern doch noch etwas. Und zwar auf dem Küstenpfad ein Stück nach unten Richtung Jarlshof. Und spähen immer wieder in die Felsen unter uns. Kein bunter Schnabel zu entdecken, so was Blödes.

Steilklippen in der Sonne

Steilklippen in der Sonne

Dafür müssen wir nun wieder aufwärts zum Auto wandern, noch so was Blödes.

Südspitze der Shetlands

Südspitze der Shetlands

Nun reichts aber für heute, doch ein Stellplatz muss noch her. Wir beschließen zum längsten Strand zu fahren, das ist nicht weit und wieder ein Stück weiter nördlich.

Der heißt Bay of Quendale und hat einen kleinen Parkplatz oberhalb. Leider mit zwei kleinen Nachteilen: nördlich ist ein kleiner Hügel, sodass wir weit vor den anderen Landschaftsteilen im Schatten stehen und wir sind heute nach dem langen Tag zu Fuß faul, um runter zum Strand zu gehen.

Aussicht vom Nachtquartier - Quendale Bay

Aussicht vom Nachtquartier – Quendale Bay

Aber die Sicht ist gigantisch rüber über die Bucht bis zum Leuchtturm und Tochter spielt auch hier oben mit Spaß und sandet sich nicht ein. Zudem der Hügel sowohl Schatten als auch Windschatten spendet.

 

Stellplatz Quendale

Stellplatz Quendale

Stellplatz: Bay of Quendale, kleiner Parkplatz mit Blick auf den kilometerlangen Sandstrand bis hin zum Leuchtturm