Zu dritt war es doch etwas eng im Zelt. Tochter hat prima geschlafen, auch mal quer. Wir dementsprechend leider nicht. Auch scheint die Sonne doch schon recht kräftig. Wir werden also aus dem Zelt getrieben, auch wenn wir noch ein paar Stündchen schlafen könnten.

Ich baue das Zelt ab, stopfe Schlafsäcke, rolle Isomatten und packe alles aufs Rad – während die Damen im Pool plantschen. DAS ist doch mal Arbeitsteilung. Aber so habe ich wenigstens Ruhe beim Packen, am zweiten Tag sitzen die Handgriffe noch nicht so und etwas steif ist man auch noch…

Burg Hornberg

Burg Hornberg

Vor allem wenn man wieder aufs Fahrrad steigt. Zum Glück ist unser nächstes Ziel nicht sehr weit weg. Leider umso höher. Ich gebe es zu, ja wir schieben den letzten Kilometer rauf zur Burg Guttenberg. Aber ich hab 40 Kilo Gepäck drauf und Sabine 20 Kilo Tochter.

Burg Guttenberg - unser Ziel

Burg Guttenberg – unser Ziel

Die Morgendusche hat auf jeden Fall nicht gelohnt, denn mindestens genau so nass kommen wir oben an. Und müssen erstmal diskutieren ob jetzt nur Burg oder auch Greifvogelschau. Tochter ist für Vögel, wir für Burg, also nehmen wir das Kombiticket.

Burg Guttenberg

Burg Guttenberg

Ein Burgfräulein

Ein Burgfräulein

Eingang zum Museum

Eingang zum Museum

Zuerst ins Burgmuseum. Das zeigt ein paar Rüstungen, ein paar Gegenstände, jede Menge Jagdtrophäen und zwei tolle Dioramen. Eins sogar von der Schlacht um Heidelberg (sic!). Sehr schön auch die Bibliothek. Leider darf man nur durch ein kleines Guckfenster in der Tür reinschauen. Guttenberg ist laut Reiseführer die einzige Burg, die nie zerstört wurde. Mmh? Am Neckar meinen die vielleicht, denn Burg Eltz behauptet dasselbe von sich auch. Wie dem auch sei, das Museum hat verschiedene Etagen, wir haben uns immer höher gearbeitet und finden uns nun auf der Spitze des Bergfrieds.

Diorama

Diorama

Die Schlacht

Die Schlacht

Alte Dokumente sind hier ausgestellt

Alte Dokumente sind hier ausgestellt

Die Bibliothek mit alten Landkarten

Die Bibliothek mit alten Landkarten

Ohne Worte

Ohne Worte

Tolle Aussicht von hier oben. Man schaut auf Burg Hornberg, Schloss Hornberg und eine schöne Neckarschleife. Früher konnte man wohl bis nach Bad Wimpfen sehen, da der Wald auf der Bergkuppe gerodet war. So konnten sich die Burgen an diesem Teil des Neckars gegenseitig signalisieren.

Blick vom Bergfried

Blick vom Bergfried

Zur 11 Uhr Flugvorführung waren wir ja knapp zu spät gekommen. Jetzt müssen wir noch etwas Zeit rumbringen. Mit dem Ticket zur Greifenwarte kann man auch vorher schon den Vogelrundgang machen. Na, dann machen wir das. Der entpuppt sich als ziemlich umfangreich. Sah es von oben noch so aus, als sähe man ein paar Greifvögel in einer Ecke der Burgmauer, so wird man nun von Ecke zu Ecke geführt und sieht immer neue Vögel oder Schaukästen mit Infos zu diesen. Tochter findet es voll spannend und auch wir erfahren ein paar neue Dinge. Zum Beispiel gab es einen (heute ausgestorbenen) Adler mit 7,80 Spannweite! Das sind ja Tolkien Dimensionen! Also ganz informativ, aber wie die großen Greifvögel da auf ihrer Stange sitzen, ein Dach über den Kopf und eine kleine Wasserschale vor sich, also ich weiß ja nicht, so sehr artgerecht wirkt das jetzt nicht auf mich..

Uhu

Uhu

Was für ne Spannweite!

Was für ne Spannweite!

Der Vogel Rundgang

Der Vogel Rundgang

Tochter will mal wieder nicht einkehren, sondern wünscht sich Nudeln ohne gar nichts. Na was solls, wir haben noch ein paar kalte Vorräte und Tochter kochen wir Nudeln gleich vor der Burg auf den zahlreich aufgestellten Picknickbänken.

Adler

Adler

Dachte wir vorhin noch, wir hätten massig Zeit, so wird’s jetzt doch eng, das Museum und die Vogelausstellung waren doch recht interessant. Sabine wird vorgeschickt um einen Platz zu reservieren und Tochter muss nun schnell Nudeln runterschaufeln. Gelingt und just in time sitzen auch wir auf der Tribühne. Die ist auf der Nordseite der Burg. Leider im Schatten. Eigentlich ja gut für uns, aber schlecht für Fotos. Egal, da ich eh das Tele nicht dabei habe (hab ich ja nie, wenn mans mal braucht) und so warten wir mal ab, was da kommt.

Falkner mit Seeadler

Falkner mit Seeadler

Es kommt ein bärtiger Falkner, der kurzweilig ein paar Infos rüberbringt und die Leute auch so ein bisschen in Stimmung bringt. Leider bekomme ich die Vögle nicht mehr alle aus dem Gedächtnis hin, aber los geht’s mit einer Eule. Die darf ein paar Mal knapp über die Köpfe der Zuschauer fliegen. Wirklich lautlos. Das schafft sie u.a. wegen ihrer speziellen Federn. Dann kommt ein Uhu, der das auch schafft, und beeindruckend groß ist er auch noch. Eulen jagen übrigens in der Dämmerung, nicht im stockdunkeln…

Spannende Show

Spannende Show

Weiter geht’s mit einem (bundesdeutschen) Seeadler und dann mit einem Weißkopfseeadler. Riesig groß mit 2,80 Spannweiter rauscht dieser über uns hinweg und ins Tal. Über dem Dorf findet er Thermik und kreist nun. Als er sich hoch genug geschraubt hat, kommt er wieder zurück, denn nur hier gibt’s ganz einfach Nahrung. Eintagsküken nämlich. Interessanterweise trägt es Tochter mit Fassung. Noch vor einem Jahr waren Küken ihr absolutes Lieblingstier..

Jetzt kommt ein kleiner Vogel, für den werden Hühnerteile (örks) in Publikum geworfen, die er auch zielsicher da rausholt, und dafür auch gern mal auf einem Kopf eines Zuschauers landet – oder auch auf meinem Arm. Aber Mister Falkner versichert, der Zupackkrampf wird nur bei Beute ausgelöst, aha.

Der Geier - nicht der hübscheste

Der Geier – nicht der hübscheste

Da fliegen sie in der Thermik

Da fliegen sie in der Thermik

Zum Abschluss kommen die Geier. Am Boden riesig und etwas unbeholfen, sind sie doch in der Luft recht behände. Allerdings auch eher faul. Die beiden Jungs finden wohl keine Thermik und saufen ab. Aber sie fliegen nicht wieder hoch, sondern laufen. Hähä, ganz wie Gleitschirmflieger, denke ich. Dabei bin ich schon mal mit Geiern in der Thermik gekreist, in Spanien. Ist irgendwie schon Lichtjahre her…

Da die Geier wie gesagt abgesoffen sind, ist die Flugshow nun nach einer dreiviertel Stunde etwas früher zu Ende. Macht aber nichts, war auf jeden Fall spannend und informativ. Auch Tochter ist ganz begeistert, und das obwohl unzählige Küken verfüttert wurden.

Weiter gehts auf dem Radweg

Weiter gehts auf dem Radweg

Was wir so mühsam hochgekeucht sind, düsen wir in wenigen Minuten wieder runter, biegen rechts ab und schwupp sind wir auch schon am Fuß von Bad Wimpfen. Genau, am Fuß. Der blöde Ort liegt nämlich oben auf dem Berg. Also keuchen wir nun auch noch da hoch und landen abgekämpft auf dem Marktplatz.

nach Bad Wimpfen

nach Bad Wimpfen

Stadttor

Stadttor

Schön hier in der Fachwerkhölle. Wir wollten schon immer mal zum Weihnachtsmarkt hier hin, jetzt haben wir es immerhin bei über 30° geschafft. Genau, noch gar nicht erwähnt, es ist zwar Ende September, aber heute höllisch heiß.

Nette Läden

Nette Läden

So richtig sind wir nicht motiviert um planvollen Sightseeing, also fragen wir Tochter in welche Richtung und laufen ihr nach. Das klappt normalerweise gut wie damals in Bosa, wo wir ohne Tochter nie die schöne Altstadt gefunden hätten. Hier nun entdecken wir jede Menge kleiner Fachwerkgassen mit den entsprechenden Läden drin. Am höchsten Punkt steht der Blaue Turm. Mara möchte da auf jeden Fall hoch. Urgh, uns stecken die Radkilometer von gestern und die Höhenmeter von heute ziemlich in den Beinen. Schlussendlich stapfe ich mit ihr rauf. 167 Stufen später genießen wir die Aussicht über Stadt und Land. Schön, und erinnert irgendwie an Ainsa, wo wir doch dieses Jahr eigentlich vorbei gekommen wären, würde nicht der Bus gerade mit kapitalem Motorschaden in der Werkstatt stehen.

bei 32° in der Fachwerkhölle

bei 32° in der Fachwerkhölle

machen wir noch nicht

machen wir noch nicht

Fachwerkromantik

Fachwerkromantik

Wir winken Sabine und dann steigen wir alles wieder runter. Tochter kriegt noch ein Eis, wir noch ein paar wohlschmeckende Dauerwürste und wir alle noch mehr Fachwerkhäuser.

Der Blaue Turm ist zurzeit etwas bandagiert

Der Blaue Turm ist zurzeit etwas bandagiert

Bad Wimpfen

Bad Wimpfen

Blick vom Turm

Blick vom Turm

Soweit so gut, wir wollten ja noch campen. Jaaa, meine Tourplanung war ja nicht so ausgefeilt wie bei Svenja zum Beispiel. Bis Mosbach kennen wir den Neckar ja ganz gut. Und da reiht sich Campingplatz an Campingplatz. Und hier? Ungläubig blättere ich im Radführer. Man kann drei (!) Kartenseiten umblättern. Kein Campingplatz. Ich konsultiere meine schlaue Archie App mit zigtausend Campingplätzen drin. Ja es gibt viele, aber nicht hier am Neckar. Sabine wirft ihre sozialen Kontakte an. Die berichten von Stellpätzen. Ja schön, aber genau die brauchen wir in DIESEM Urlaub mal nicht. Stefan stößt sogar auf einen Zeitungsartikel, der genau die Misere beschreibt: keine Camping am Neckar! Dank App entdecke ich noch auf einen etwas abseits in Neckarsulm. Okay, genau einer, dann kommt 75 Kilometer KEINER – trotz touristischer Strecke – bis Bad Cannstadt. Und dann 65 Kilometer KEINER bis hinter Tübingen. Das gibt’s doch wohl gar nicht.

Die A's sind Campingplätze - man beachte das Loch am mittleren Neckar

Die A’s sind Campingplätze – man beachte das Loch am mittleren Neckar

Doch gibt’s! Wir fahren also weg vom Neckar quer durchs Neckarsulm. Sabine bemerkt, dass hier mit kostenlosem Parken in der Innenstadt geworben wird. Oh je, das lässt tief blicken, sonst kommt wohl gar keiner. In Heidelberg verlangen sie zweistellige Beträge für ein paar Stunden und trotzdem sind die Parkhäuser immer voll. Wir schlagen uns aber durch die Grünanlagen recht stressfrei zum Camping durch. Ich kann also nicht sagen wie Neckarsulm jetzt wirklich aussieht. Im Vorfeld waren wir am Neckar entlang aber schon Kilometerweit an Industrieanlagen, Atomkraftwerk und Hafenanlagen vorbeigefahren, da wird’s die Innenstadt wohl auch nicht rausreißen.

Und wieder weiter

Und wieder weiter

Kilometerlang fahren wir nun an Industrie entlang

Kilometerlang fahren wir nun an Industrie entlang

Jetzt erfahren wir allerdings, wie der Camping aussieht. Einer der schlimmsten ever. Unglaublich, im Wohngebiet, sodass man die schönen Weinbergshänge, die hier sind auf keinen Fall sieht. Schütterer Rasen, jede Menge Dauercamper, die uns zugewiesene „Zeltwiese“ vor einer unverputzten Garage. Ja, wie würde Merkel sagen, Alternativlos! Hier geht man nicht hin, weil man will, sondern weil man muss. Das bekommen wir dann gleich noch mal zu spüren als der schmierige Typ mir den Preis nennt: 27 Euro! Ich glaub ich höre nicht recht, für zwei Personen, ein Kind und ein Zelt? Ist ein ‚großes’ Zelt für 8 Euro, da wir ja zu dritt unterwegs sind. Ich antworte, nein es ist ein kleines, weil wir mit dem Fahrrad unterwegs sind, kann er gerne angucken. Nein, er rechnet in Personen, grinst er mich an, das ist dann unser Pech. Mit dem Moped wäre ich spätestens jetzt wieder abgedampft. Aber wir sind mit dem Rad unterwegs und wie gesagt, alternativlos dieser wunderbare Platz. Also unbedingt meiden den Platz, vor allem weil der Kerl auch noch bescheißt. Leider hab ich mir die Rechnung erst viel später angeguckt, er hat nämlich 3 Fahrräder berechnet! Überhaupt, welcher Camping berechnet überhaupt etwas für Fahrräder?

Der beste, tollste Campingplatz überhaupt

Der beste, tollste Campingplatz überhaupt

Genug gemeckert, der Platz ist und bleibt Scheiße, wir hauen uns bald ins Bett, den Pool, die Aufenthaltsräume und was man alles sonst für den Preis erwartet finden wir nämlich nicht..