Ich habe super geschlafen. Das hat doch was, diese frische Luft im Zelt! Die Mädels angeblich nicht. So leicht kann ihr Schlaf aber auch nicht gewesen sein. Denn wir erfahren beim Frühstück, dass in der Nacht wohl mehrmals Löwen ganz nahe dem Camp gebrüllt haben. Das Frühstück ist in Ordnung, die Aussicht aus dem Essenszelt sowieso. Dummerweise fehlt ein Teil des Ladegeräts für die Kameraakkus. Das musste man nämlich vorne beim Küchenzelt lassen, denn nur dort gibt es 230 Volt. Die Angestellten wissen angeblich nichts, ganz toll, nun kann ich unsere Akkus nicht mehr laden. Ich bin sauer, jetzt fragen sie die anderen Gäste. Und siehe da, ein Typ (also in Gast, damit hier keine Mißvertsändnisse aufkommen) hat sich mein Steckerteil ‚ausgeliehen‘. Ich bin ziemlich sauer, seine lahme Erklärung taugt auch nichts. Egal, etwas verzögert können wir nun endlich aufbrechen.
Tiefer rein in die Serengeti. Direkt vor dem Camp liegen ein paar Antilopen im Gras. Dann kommt lange gar kein Tier mehr. Immer weiter fahren wir. Die Landschaft kann sich aber auch ohne Tiere sehen lassen! Ein weites Flusstal, gesäumt von grünen sanften Hängen, bestanden mit Schirm- und anderen Akazien. Wir genießen die vorbeirauschende Szenerie, aber Israel will uns ja was anderes zeigen, und so biegen wir nach links in eine weite Ebene ab. Jaaa so stellt man sich die Serengeti vor. Jetzt tauchen auch wieder Tiere auf.
Weitere 10000de Gnus natürlich, aber auch Zebras (jede Menge) und Giraffen (auch genügend). Offroad geht’s nun über Stock und Stein. Wirklich krass was die Autos hier aushalten müssen.
Denn in der Ferne stehen ein paar 4Wds. Und wo mehrere stehen, da gibt’s auch was zu sehen. Also düsen wir hin und stellen uns in den Halbkreis. Und was liegt da dösend im Gras? Ein Gepard! Lässig streckt er alle Viere von sich und stört sich nicht an uns, oder den anderen 5 Autos die noch angedüst kommen. Die Fahrer sind Profis, sie stellen sich so auf, das das Licht einigermaßen passt und lassen vor allem Hintergrund fürs Foto frei. Auf diesen sieht das dann so aus, als wären wir allein auf weiter Flur.
Fotos machen wir natürlich einige. Und verbringen viel Zeit hier. Lohnt sich auch, denn irgendwann reckt und streckt sich die große Katze und steht dann auf! Was für ein kraftvoller Körper. Und der bewegt sich nun genau zwischen den Autos durch. Anmutig bewegt sich das Tier jetzt durch die Savanne. Ein toller Anblick.
Doch es geht nun weiter, Gnus soweit das Auge reicht, erwähnte ich das schon? Und noch mehr Giraffen und Zebras, Tochter ist begeistert.
Wenn sich zwei Safari Autos begegnen, dann tauschen sich die Fahrer meist kurz aus. So auch jetzt, und der Fahrer scheint wohl was zu wissen, denn wir drehen gleich um und dem anderen hinter. Hier ist es sumpfig und wir schlingern nun über den feuchten Untergrund. Und dann findet sich vorne ein Busch und drumherum 5 Autos.
Aha, im Busch ist ein Löwe, dass muss man erst mal sehen. Allerdings sieht man auch nur ein Ohr oder wahlweise ein Auge von dem versteckten Gesellen. Wir wollen lieber weiter.
Kriegen wir, Gnus natürlich auch, dazu noch verschiedene selstsame Vögel und dann ein ganzes Löwenrudel. Ein paar sitzen zwar auch im Busch, aber die meisten draußen. Spannend diese großen Katzen. Ganz anders als der extrem feingliedrige irgendwie arrogant wirkende Gepard von heute morgen. Eher schlummernde Kraft. Gerne würde ich mal Löwen jagen sehen.
Diese aber wohl nicht, denn die liegen hier faul in der Sonne. Wir wollen schon grade wieder fahren, da steht einer auf und vertritt sich ein wenig die Beine. Schön, laufend sehen die Löwen viel eindrucksvoller aus, finde ich. Israel bringt uns in eine bessere Postion ganz nah ran. Jetzt stehen wir praktisch im Rudel. Die Information ist wichtig, denn jetzt kommt der nächste Adventurestilpunkt. Wir wollen rückwärts uns wieder etwas entfernen, da machts krach und wir hängen hinten links in einem extrem tiefen Loch. Und vorne rechts mit dem Rand in der Luft. Und feucht ist es auch. Wir hängen fest. Er haut zwar seine Untersetzung rein. Nützt aber nichts, wir liegen auf. Mmh, ausgraben ist keine gute Idee, der nächste Löwe ist in 5m Reichweite.
So hängen wir ein paar Minuten ziemlich schief rum, bis ein anderer Fahrer das Missgeschick bemerkt und schnelle Hilfe bringt. Er setzt einfach hinter uns und schiebt uns raus aus dem Matschloch.
Die Löwen hat das alles nicht interessiert, aber ich wette, wenn einer ausgestiegen wäre, dann wäre ganz schnell Leben in die Bude gekommen!
Jetzt machen wir uns langsam mal auf den Rückweg Richtung Ngorongoro. Natürlich an unzähligen Gnus vorbei, Zebras und Antilopen natürlich auch. 2 Millionen Gnus soll es hier in der Serengeti geben. 300000 Zebras und noch die anderen Viecher dazu.
Zeit für unsere Mittagspause. Wir stellen uns mitten im Gelände unter ein Baum. Umgeben von Zebras, egal aus welchem Fenster man schaut. Unglaublich! Aussteigen sollten man nicht, wir wissen, es gibt nicht nur Zebras hier. Also essen wir unsere reichhaltigen Lunchboxen im Auto und gucken raus. Rein kommen allerdings die Fliegen und das findet Mara jetzt mal überhaupt nicht witzig. Also essen wir den Rest im Fahren, das vertriebt sie wenigstens.
Wir fahren also wieder zurück. Wellblech ohne Ende, Gnus auch. Und immer wieder Zebras. Und am Hang rauf zum Ngorongoro stehen wieder die Giraffen und mampfen Grünzeugs zwischen 5cm Dornen, oder verperren wahlweise die Straße…
Wir fahren nun zur Rangerstation auf dem Kraterrand. Hier wollen wir eine Wanderung machen. Endlich wieder bewegen, nach drei Tagen im Auto sitzen. Die ersten Schritte fallen noch etwas schwer, aber es ist sehr angenehm sich mal wieder zu betätigen. Morris unser Ranger, den wir dazu engagieren mussten, meint dazu ganz trocken: ‚Only the germans walk‘. Und jetzt weiß er auch wieso, meint er, die Kleinen werden ‚early adpoted‘, als er unsere Tochter laufen sieht.
Das macht sie leider nicht besonders motiviert. Sie ist müde und ausgelaugt nach der tagelangen Rüttelei im Auto. Und dem Essen, was ihr natürlich nicht schmeckt.
Wir laufen übrigens auf einem Elefantenpfad. Der wurde von Elefanten rausgetrampelt, die hier rüber den Krater betreten oder verlassen. Das Gewehr hat Morris allerdings wegen den Büffeln dabei. Die sind wohl deutlich aggressiver als die Elefanten, un geben keine Warnzeichen. Es ist eine halbautomatische Waffe, ich hoffe, er muss sie nicht benutzen.
Leicht ansteigend am Kraterrand entlang wandern wir nun. Zwischendurch bekommen wir immer wieder interessante Sachen gezeigt und erzählt.
Besonders lustig finde ich Ameisennester aus Schlamm und Dung in den höchsten Baumwipfeln. Das müssen die Insekten alles rauftragen. Und beim nächsten Regen wird’s matschig und fällt ab. Witzig, weiß leider nicht wie die Art heißt, Sisiphosameisen vielleicht?
Und dann sehen wir einen der Small Five. Die Lion-Ant, Löwenameise. Mit dem Löwen hat sie nichts gemeinsam außer der Jagdmethode. Nunja, dafür hat sie andere, eher absonderliche Eigenschaften. Ich gebe das mal hier so wieder, ohne den Wahrheitsgehalt überprüfen zu können. Also das Raupenstadium frisst nur, ohne auszuscheiden! Und kann nur rückwärts kriechen. Dazu lauert sie wohl anderen Insekten auf, die sie frisst. Zur Verpuppung werden dann die ganzen ‚Rückstände‘ ausgekotzt, die Raupe kriecht rein und verpuppt sich darin. Als sich das Tochter übersetze, kann sie sich vor Lachen kaum halten. Heraus kommt übrigens ein Dragonfly (Libelle).
Spektakulär ist natürlich die Aussicht nach rechts in Krater hinein. Angeblich die sechstgrößte Caldera und die größte intakte, die nicht mit Wasser gefüllt ist.
Knapp 600 Höhenmeter schauen wir nach unten. Alles erscheint winzig klein und die Ebene leer von Tieren Schaut man aber mit Feldstecher oder Tele, da sieht man doch einiges. Das sind wir mal gespannt auf Morgen. Wilden Tabak bekommen wir auch noch gezeigt, den die Masai wahlweise als Teller und als Klopapier nutzen. Hoffentlich in dieser Reihenfolge…
Nach knapp zwei Stunden erreichen wir den Endpunkt, an dem Israel schon auf uns wartet. Wunderbar, es war nicht zu heiß und nicht zu kalt, tolle Landschaft und netter, kleiner Walk. Jetzt ab ins Hotel.
Dies gestaltet sich leider etwas schwierig. Ein seltsames Geräusch von der Hinterachse lässt uns anhalten. Verdammt, die Radmuttern sind lose und lassen sich auch nicht mehr festziehen. Weiterfahrt unmöglich und gleich ist Sonnenuntergang im Krater. So ein Mist. Wir stehen ein bisschen dumm rum. Unser Fahrer telefoniert und recht bald taucht ein Defender auf, der uns abholen soll. Also schnell Gepäck umgeladen und rein. Jetzt brettern wir dem Hotel entgegen, nicht ohne noch eine kleine Wildkatze zu sehen. Unser unbekannter Fahrer fährt sogar noch extra einen Umweg, aber dann verschwindet sie schnell im Gebüsch.
Das Hotel ist der Hammer. Zum Glück wissen wir gar nicht genau, wie teuer das Ding ist. Aber die Aussichtsterrasse ist umwerfend, das Interieur stilsicher und geschmackvoll gewählt. Und alles versprüht afrikanisches Flair. Die Aussicht durch die großen Glasscheiben auf den Krater tut ein übriges.
Auch die Zimmer sind hervorragend. Ja DIE Zimmer, wir haben nämlich zwei mit Verbindungstür. Mara ist begeistert, räumt gleich alles in Ihr Zimmer ein und freut sich über die noblen Prinzessinnenbetten und überhaupt über die ganzen schönen Details.
Wir freuen uns alle alsbald über das wunderbare Buffet. Wir schwelgen in köstlichen Dingen und selbst Mara freut sich über ihre Pasta.
Nach mehreren Gängen schnappen wir auf der Terrasse nochmal frische Luft, als wir unten seltsame Geräusche hören. Riesige Büffel grasen nur ein paar Meter unter uns in aller Ruhe. Na denn…