Wir braten oben im Dach. Die Sonne brennt, wir haben kein Drei-Wetter-Taft und auch die Dachluke nicht offen. Was für ein Wetter in Schottland. Also stehen wir früh auf und haben gar keinen so richtigen Plan, was wir hier eigentlich machen wollen. Im Jail waren wir schon, Schlösser haben wir schon ein paar gesehen und der Eintritt ist mal wieder nicht von schlechten Eltern.

Sabine hat was Tolles ausgedacht. Wir könnten mit Mara ja jetzt endlich mal geocachen anfangen. Schon hundertmal vorgenommen, aber immer war was anderes. In der Nähe gibt es zwei Caches hat sie herausgefunden, einen einfachen und einen besseren mit ausführlichster Beschreibung.

Das machen wir, Tochter ist Feuer und Flamme, als wir ihr erklären, worum es geht. Schatzsuchen mit GPS, klar, mit dem Gerät läuft sie ja eh manchmal schon gern rum auf Wanderungen. Wir versuchen ihr auch zu erklären, dass man nicht immer alles findet. Sie ist einverstanden, kann ja keiner wissen, dass es noch richtig blöd werden wird.

Erstmal der einfache. Er ist erstaunlicherweise gerade mal 200m von unserem Standplatz entfernt. Einmal den Weg entlang, kurz gesucht und dann hat Sabine die Tupperdose gefunden. Mara freut sich, auch wenn fast nichts drin ist. Wir nehmen ein Geldstück raus und tun einen Rosenquarz rein. Soweit so gut.

Jetzt zum zweiten. Wirnehmen bischen Wasser mit und laufen in Straßenschuhen los. Er soll wohl irgendwo hinter dem Schloss sein.

Im Städtchen

Im Städtchen

Doch erst statten wir dem schmucken Ort einen Besuch ab. Viel los hier. Aber heute ist auch langes Wochenende, Bank Holiday. Wir fragen uns nur, wer denn heute Feiertag hat. Der Supermarkt ist offen, die Müllabfuhr kommt, Bauarbeiter tragen uns Leitern entgegen…

Das Schloß

Das Schloß

Vielleicht alle Rentner, die kommen uns nämlich massenweise entgegen. Alle Andenkenläden sind an der Main Street mit Blick zu Kirche aufgereiht. Und bieten viel Kitsch an.

Eingang als Orangerie

Eingang als Orangerie

Also auf zum Schloss, der Weg im Park dorthin ist schon lang, das heißt man ist wichtig. Das Schloss ist übrigens mal was anderes, eine Mischung aus Burg und Schloss im blühenden Garten. Gefällt uns allen drei gut und auch ohne reinzugehen, sieht man schön was von außen.

'Von da oben hat man bestimmt eine ganz tolle Aussicht..'

‚Von da oben hat man bestimmt eine ganz tolle Aussicht..‘

Doch wo ist der Cache. Wir lesen die ausführliche Wegbeschreibung. Ja alles klar, denken wir. Wir folgen dem Text und landen im Wald hinter dem Schloss. Bemooste Bäume, Bluebells soweit das Auge reicht und die Sonne scheint schräg ins wie gemalte Grün.

Schön ist es hier

Schön ist es hier

Das ist alles schön, doch der ausgeschilderte Weg will geradeaus. Die Wegbeschreibung sagt aber ganz explizit wir sollen das Gate rechts nehmen und nicht das geradeaus und dem Weg folgen, bis er endet. Das tun wir, auch wenn er jetzt eine schnöde Holzabfuhrstrasse durch abgeholztes Gebiet ist. Da wo er endet, soll eine blaue Markierung sein. Ist natürlich nicht, die war ja unten, wo wir definitiv nicht hingehen sollten. Zwar nur 400m aber über 100 Höhenmeter trennen uns noch vom Cache. So was blödes.

Wir kämpfen uns voran

Wir kämpfen uns voran

Mara ist schon sauer und meint, sie hat doch gleich gesagt dem Pfeil nach. Wir gehen wieder ein Stück zurück und entdecken einen Weg in die richtige Richtung. Schön alt mit Trockenmauer. Doch wohl schon Jahre nicht gepflegt. Denn er ist fast zugewachsen und Bäume liegen alle paar Meter quer rüber. Wir kommen nur sehr langsam voran. Dann wird er enger und kleiner und ist nun ein Pfad in Serpentinen den Berg hoch, immerhin mit einem Geländer. Wenn auch etwas brüchig vom Alter. Sehr abenteuerlich quälen wir uns nun bergauf. Mal unter umgefallenen Baumriesen durch, mal darüber hinweg und den Rhododendron beiseite schiebend. Die Richtung ist erst noch richtig und wir schöpfen Hoffnung, doch dann verlieren wir wieder Höhe und der verwachsene Pfad geht auch noch komplett in die falsche Richtung. Und über uns ist die Felswand. Wenn er außen herumführte, bräuchten wir aber noch Stunden, enn wir uns weiter in dem Tempo voranquetschen.

und nach oben

und nach oben

Irgendwann müssen wir aufgeben, es fehlen uns immer noch 80 Höhenmeter und der kaum noch sichtbare Pfad führt eindeutig in die falsche Richtung. Auch wenn das hier mal ein toller Wanderweg gewesen sein muss. Wir entdecken noch Markierungen, wie gesagt teilweise Trockenmauern und Geländer. Schade, dass so etwas nicht mehr gepflegt wird.

doch der Weg wird immer schlechter

doch der Weg wird immer schlechter

Also kehren wir schweren Herzens um. Mara mault, aber hat tatsächlich Angst, dass wir uns verlaufen. Das tun wir nicht, zum einen haben wir ja einen Pfad, wenn auch einen schlechten, und zum anderen ein GPS (mit Ersatzbatterien!)

dafür ist der Wald sehr lauschig

dafür ist der Wald sehr lauschig

An einer Abzweigung wählen wir aber nicht den Weg mit den ganzen umgefallen Bäumen nach links sondern den romantischen Grasweg nach rechts. Wie ich mir das so dachte führt der uns nämlich auf den Hauptweg. Den, den wir nicht nehmen sollten, ich erinnere nochmal daran.

und der Rückweg denn auch

und der Rückweg denn auch

Jetzt machen wir hier mal Pause und beratschlagen. Mara ist wirklich ausgepowert von dem ganzen Klettern, kriechen und ducken. Wir wollen eigentlich zurückgehen. Doch sie will nicht aufgeben und wenn wir sie ein bisschen tragen, dann will sie aufwärts. Okay, und das macht sie, ich trage sie nur ein bisschen, und dann läuft sie vorneweg. 150 Höhenmeter laufen wir nun auf kurzer Strecke bergauf. Und die Sonne brennt. Wir sind in Jeans losgelaufen, wir Outdoor-Experten und nun gehe ich fast ein. Dabei sind wir doch in Schottland!

Das letzte Bluebell Foto, versprochen

Das letzte Bluebell Foto, versprochen

Wir nähern uns übrigens dem blöden Wegpunkt nun rasant. Sind wir vorher stundenlang im Wald herumgekraxelt, sind wir nun schon bald ganz nahe. Und vorbei! Er liegt wohl im Wald selber, aber da wir jetzt schon einige Meter höher sind, gehen wir erst mal die Aussicht angucken.

Endlich oben - wirklich fantastische Aussicht!

Endlich oben – wirklich fantastische Aussicht!

Die kann was! Oben steht eine steinernes Häuschen. Das sah man schon von unten, und wir machten vormittags noch Witze, dass man von da doch bestimmt eine gute Aussicht hat. Also man hat. Weit ins Loch Fyne kann man hereingucken, auf das Schloss natürlich und auf das doch recht kleine Städtchen. Wir würden es ja länger aushalten hier oben, doch wir haben zu wenig Wasser dabei, wollten wir doch nur kurz in den Schlosspark. Und Tochter drängt und will den Schatz finden.

Auch auf die Schloßanlage

Auch auf die Schloßanlage

Wir checken nochmal die Koordinaten. Der scheint da unten im Wald zu liegen. Was sollte dann die Wegbeschreibung die uns ganz irgendwo anders hingeführt hat? Wir schauen uns noch den Findehinweis an. An der zweitletzten Serpentine soll man suchen, unter einem umgestürzten Baumriesen. Nun ja, da ist ein kleiner Pfad hin getrampelt und da liegt einer. Aber es ist nicht zu finden. Und da wir in Schottland sind, auch wenn wir es die letzten Wochen nicht so sehr bemerkt haben, fängt es nun auch noch an zu tropfen. Und das obwohl noch die Sonne auf uns scheint.

Wir finden – nichts. Sind aber auch noch 80m vom Wegpunkt entfernt. Also nun quer durch den Wald dahin. Der genaue Punkt ist auf einer kleinen, lichten Stelle. Wir finden eine leere Flasche. Sind wir also nicht die ersten hier. Doch nun fängt es an zu schütten. Wir ziehen uns in den Schutz einer wirklich tolkienwürdigen, alten Baumwurzel zurück. Sehr coole Stimmung, hier abzuwettern.

tolle Wurzeln hier - bleibt man trocken darunter

tolle Wurzeln hier – bleibt man trocken darunter

Als es vorbei ist suchen wir diese natürlich genauestens ab. Nichts, auch die daneben, etwas kleiner , auch nichts, genau wie alles anderen rundherum. Wie genau muss den so ein Punkt angegeben sein?

nichts gefunden  - und wir haben uns echt Mühe gegeben

nichts gefunden – und wir haben uns echt Mühe gegeben

Mara ist sauer, ich werds auch und Sabine etwas traurig. Erst leitet uns diese Wegbeschreibung völlig falsch und nun stehen wir hier am am Punkt und finden nichts. Außer noch ein paar alte Socken, wie kommen die denn hier hin?

Toller Wald, dafür hat es schon gelohnt

Toller Wald, dafür hat es schon gelohnt

Nach einer Weile herumsuchen geben wir dann wirklich auf. Wir brauchen unbedingt was zu trinken und müssen ja auch noch zurücklaufen. Tochter ist wirklich sauer. Nicht auf uns sondern auf den, der das hier angelegt hat. Und meckert den ganzen Weg runter, dass sie sich beschweren will. Kann ich verstehen. Was für ein Blödsinn. Was haben wir damals in der Pfalz für schöne Multilevels gemacht. Mit Kreuzen zählen und Felsen abmessen und jetzt so ein Schrott hier…

die aufgelassene Siedlung

die aufgelassene Siedlung

Der untere Teil der Wegs, denn wir noch nicht kannten wegen unsere Umleitung über Schotter und Dschungel, entschädigt zumindest Sabine und mich. Da ist ja ein verfallenes Dorf im Wald versteckt! Alte Wege im Moos kann man erkennen und zwischen den Bluebells stehen noch Mauerreste im Grün. Schöne Stimmung, ohne den Cache wären wir hier nie gelandet. Tochter ist das egal, sie ist sauer – und durstig und hungrig.

magische Stimmung

magische Stimmung

Endlich am Womo nehmen wir dann um 5 PM ein ziemlich verspätetes Mittagessen ein.

Aus dem kurzen Spaziergang haben wir eine ausgewachsene Wanderung gemacht, die eigentlich schön war, teils sogar sehr schön, auch das rumkraxeln in Moos und Rhododendron hat Spaß gemacht. Unschön ist allerdings das nun Mara den Zeckencontest gewonnen hat. Unglaubliche 11 Zecken, zum kotzen, ich hab nur 10, haha und Sabine gar keine. Wie macht sie das?

da oben hinten auf dem Gipfel waren wir

da oben hinten auf dem Gipfel waren wir

Wir hatten noch nie ne Zecke in Schottland. Liegt das am ungewöhnlichen Wetter? Wir wissen es nicht, aber auch hier hatten wir wieder Midges, die wir so gehäuft in den anderen Jahren nicht hatten.

Wir verabschieden uns von Schloß...

Wir verabschieden uns von Schloß…

und Highlands...

und Highlands…

Für andere Aktivitäten ist es nun zu spät geworden, hat ja wieder alles zu, so fahren wir denn nach Süden. Eigentlich zu früh, denn wir haben die blöden Bank Holidays vergessen. Noch sausen wir auf einigermaßen Straße am Loch Fyne entlang. Und über den Pass mit dem schönen Parkplatz ‚Rest an be thankful‘, dem wir diese mal aber keinen Besuch abstatten. Schön ist es hier im ‚Loch Lomond and The Trossachs Nationalpark‘. Bis wir das Seeufer erreichen, um die Ecke biegen, und im Stau stehen. Verdammt, Rückreiseverkehr oder Unfall, Baustelle? Es ist leider ersteres. Wir stauen uns den halben See entlang, über 30 km. Und es gibt keine andere Straße. Wie ätzend, weit mehr als eine Stunde brauchen wir länger, die uns gleich beim Abendessen fehlen wird.

Das nehmen wir in New Lanark ein, wenn auch sehr spät.

Stellplatz New Lanark: Besucherparkplatz, eben und schön schattig im Wald. O