Wunderbares Wetter erwartet uns am nächsten Morgen. Keine Wolken am Himmel, eine sanfte Brise weht, da gibt’s keine Ausrede mehr nicht Wandern zu gehen.
Heute wollen wir den westlichen Teil des Küstenwegs erkunden. Einen Teil kennen wir ja schon von vorgestern. Also fahren wir mit den Rädern erst den Hügel hinterm Campingplatz hoch, hinten wieder runter um dann nach Giens hochzuächzen um dann zum Port de Niel wieder runterzudüsen. Jetzt sind wir immerhin warm zum wandern, sollten wir auch, denn der Weg geht gar nicht am Hafen los, sondern einige Höhenmeter die Straße wieder rauf, die wir grade runtergrebrettert sind.
Dumm gelaufen, aber das schaffen wir, und den Pic de Niel gleich mit. Ganz steil kraxeln wir jetzt durch dichtes Gebüsch wieder nach unten bis zur Steilküste. Der Pfad ist schmal, die Küste steil und immer wieder bieten sich tolle Blicke nach unten auf das tiefblaue Meer und zur Seite auf die Klippen.
Also toll, wenn auch der Pfad uns einiges abverlangt. Es geht ständig auf und ab, über Felsstufen, Treppen oder einfach so. Die Pygmäen hatte ich ja schonmal erwähnt, ich muss mich also kräftig bücken und durch die stacheligen Hecken quetschen. Kein reines Vergnügen, zumal sind wir auf diesem Teil doch recht vom Meer weg. Wir streifen mehrere kleine Strände, die nicht unbedingt der Rede wert sind. Deutlich interessanter ist eine Ferienhausansammlung die wir passieren. Villen und Häuser und Ferienhäuser stehen hier ja eigentlich überall, aber die Südwestecke der Insel ist noch recht unverbaut. Besagte Ansammlung ist auch dann was anderes, in einem dichten Djungel aus subtropischen Pflanzen lugen verschiedenste Bretterbuden hervor, teilweise zerlottert, teils auch schön herausgeputzt. Wir fühlen uns an Djungeltour in Ecuador erinnert.
Wie auch immer, der Weg führt weiter, immer einige bis viele Meter über der Küste. Durch den dichten Heckenbewuchs und den Wald sieht man allerdings recht wenig davon. Dafür geht’s reichlich steil bergauf und genauso wieder bergab. Mara ist ganz schön geschlaucht, aber ich hab ja die Trage durchs Gebüsch gequetscht, da darf sie dann auch rein. Und schläft tatsächlich ein, wann war das denn zuletzt.
Aber es ist durchaus auch für uns anstrengend, an der Westküste wird der Weg dann etwas angenehmer, da es hauptsächlich durch Wald geht um sich dann an der Nordküste wieder unter Stachelbüschen zu verstecken. In La Madrague erreichen wir wieder die Zivilisation. Der Wanderführer will uns wieder an die Südküste lotsen, um auf dem Hinweg zurückgehen. Machen wir nicht, wir latschen weiter am Nordufer entlang, und dann direkt zu den Rädern am Port de Niel. Dazu müssen wir natürlich wieder über den Hügel.
Fahrräder sind noch da, die Überlegung das Fischrestaurant zu besuchen, wird schon im Keim erstickt, es hat nämlich zu. Gut wieder locker vom Hocker zum vierten Mal für heute über den Berg und zurück zum Camping.
So jetzt haben wir die Insel einmal wandernd umrundet. Und vielleicht kam das schon im heutigen Bericht durch, der Westteil der Wanderung war jetzt nicht sooo toll. Die Küste ist schon spektakulär, okay, aber davon hat man nicht viel, man sieht nämlich nicht so oft was davon. Dafür gibt es ordentlich Höhenmeter, Dornenkratzer und fette Moskitos. Man konnte nirgends anhalten, ohne gleich angezapft zu werden. Wer hier also wandern möchte: Lange Hose, langes Hemd, Mückenmittel und Motivation mitnehmen. Der Ostteil war übrigens dafür viel schöner, oft nah am Wasser oder gleich am Strand entlang, Hecken, Felsküste und Sand, alles dabei!