Ich hatte es schon verraten, die Jungs von der Agentur haben Wort gehalten: Eines Abends hängt ein Zettel an unserer Tür: Morgen ganz früh können die ersten Jeeps aus dem Tal fahren. Wir packen unseren ganzen ungenutzten Trekkingkram ein, besuchen noch mal unsere Lieblingscafés und pünktlich stehen wir mitten in der Nacht um drei auf dem Busparkplatz. Tatsächlich, jede Menge aufgeregter Touristen springen herum und Geländewagen lassen die Motoren warmlaufen. In dem ganzen Chaos finden wir sogar unseren und unsere beiden Plätze darin. Und nun beginnt die längste, anstrengendste aber auch gefährlichste und von den Eindrücken her tollste Autofahrt die wir je machen durften. Es beginnt eher harmlos, über schon bekannte Straßen, das Wasser ist inzwischen wieder abgelaufen. Nun schrauben wir uns in endlosen Kehren nach oben. Es ist dunkel, aber man kann ab und zu einen Blick in tiefe Abgründe neben der Straße erhaschen. Diese ist auch echt schmal und teilweise echt improvisiert. Zum Glück ist es dunkel.

Es geht los, die Jeeps fahren

Es geht los, die Jeeps fahren

Die 'Strasse' ist abenteurlich

Die ‚Strasse‘ ist abenteurlich

Wir fahren über den Tanglang La Pass, angeblich 5360m, meine Uhr zeigt 5200m an. Wie auch immer, es ist immer noch dunkel, wir haben massives Kopfweh, alle sind durchgerüttelt, aber der Pass ist offen! Wir dürfen sogar kurz aussteigen, richtige Freude will bei mir nicht aufkommen, jetzt habe ich den höchsten Punkt meiner Bergsteigerkarriere mit einem PKW erreicht, das darf man doch niemanden erzählen. Mindestens genauso viele Serpentinen fahren wir auf der anderen Seite natürlich wieder herunter. Doch nun ist es hell und wir sehen – ALLES! Eine enge Straße teilweise Schotterpiste, die in steilste Hänge gefräst ist. Teilweise abgerutscht und wieder notdürftig herausgehackt. Herausgehackt im Wortsinne. Wir passieren nämlich einige Bautrupps. Es gibt schwere Maschinen, ja, aber wir sehen Männer mit Spitzhacken von Hand die Straße in den Fels hacken und Frauen am Straßenrand Steine zu Schotter klopfen. Da wird einem als Westler doch anders. Auf einer weiten Ebene entdecken wir die lang vermissten Versorgungslaster. Typisch indisch bunt bemalt hängen sie im Schlamm fest. Teils bis zur Achse, teils sieht man nur noch das Fahrerhaus, der Rest ist abgesackt.

LKWs hängen in allen Winkeln

LKWs hängen in allen Winkeln

 im Schlamm fest!

im Schlamm fest!

Nach der Hauptkette haben wir auch das schlechte Wetter hinter uns gelassen

Nach der Hauptkette haben wir auch das schlechte Wetter hinter uns gelassen

Zelten am Wegesrand

Zelten am Wegesrand

Ohne Worte III

Ohne Worte III

Hier unten können sie wieder fahren, auch wenn die Strasse teilweise weg ist

Hier unten können sie wieder fahren, auch wenn die Strasse teilweise weg ist

Unser Fahrer, 17h, 4000 Höhenmeter, onestop

Unser Fahrer, 17h, 4000 Höhenmeter, onestop

auf solchen Strassen

auf solchen Strassen

Es wird wieder grün!

Es wird wieder grün!

Die Strassen werden aber nicht unbedingt besser

Die Strassen werden aber nicht unbedingt besser

Wir sehen aber auch grandiose Landschaften, die sich stündlich verändern, je tiefer wir kommen. Erst das Hochgebirge, kalt, steinig, lebensfeindlich. Dann die ersten Pionierpflanzen, schließlich grasige Ebenen und schlussendlich der grüne Urwald um Manali. 17 Stunden fahren wir, nur unterbrochen von einer halbstündigen Pause. Unser Fahrer brettert dabei, dass einem Angst und Bange werden kann, die Räder teilweise nur wenige Zentimeter auf der bröckligen Strasse vom Abgrund entfernt. Klar er muss ja noch viele weitere Leute rausbringen, Zeit ist Geld.

In einer anderen Welt - im Djungel von Manali

In einer anderen Welt – im Djungel von Manali

Alles gut überstanden

Alles gut überstanden

Ohne Worte IV

Ohne Worte IV

Jetzt ist er vorbei unser Honeymoon im Hochgebirge. Was wollten wir tolle Treks laufen, nichts davon haben wir. Dafür haben wir viele nette Menschen kennen gelernt, ein ganz anderes Indien und trotz des Wetters tolle Landschaften angefüllt mit wunderbarer Kultur.