Sabine hat ihn getestet – leider saukalt

Heute wollen wir mal nicht solange fahren. Haha, selten so gelacht. Immerhin zuerst gelingt das, nur mit unseren Planänderungen dann natürlich nicht mehr. Doch der Reihe nach. Im nahen Guimar waren wir ja schon an den Pyramiden. Und schon weiter oberhalb auf der Aussichtsstraße.
Da haben wir von oben einen kleinen Minivulkan umgeben von Ort und Industriegebiet gesehen. Zwischen diesem Kegel und dem Meer soll es eine schöne Wanderung zum Thema Vulkan geben. Schauen wir mal.

Neuer Tag, neue Wanderung

Immerhin finden wir gleich einen Parkplatz. Hier ist es schon mal nicht so überfüllt, sehr schön. Doch als wir aussteigen werden wir fast umgeblasen. Sowas, vorhin beim Brötchenholen war es noch fast windstill und ich bin gebraten worden.
An ein paar hässlichen Häusern gehn wir noch vorbei. Also wirklich hässlich, der Baustil auf Teneriffa ist wirklich unterirdisch. Echt schade mit welch furchtbaren Bauten hier die Landschaft verschandelt wird. Und komplett zersiedelt noch dazu.
Wie auch immer, nach der unansehnlichen Bebauung finden wir uns auf einem roten und schwarzen Lavastrom wieder. Rechts brandet das tiefblaue Meer. Und wie es schäumt! Der Gleitschirmflieger weiß: Weiße Schaumkronen = nix gut. Zum Wandern aber natürlich schick, wie hoch die weiße Gischt aufstiebt. Und sich gern mal auf der Brille niederschlägt.
Die Brandung kommt natürlich vom Wind. Der blast uns voll ins Gesicht. So stark dass man sich beim Gehen wirklich dagegenstemmen muss. Tochter trägts aber mit Fassung. Zum Glück ist die Lava recht fest und es staubt kaum.

das Grün erobert auch hier das Schwarz

Bizarre Formen ragen links von uns aus der erstarrten Fläche. Darauf grüne Wolfsmilchgewächse und Kandelaberkakteen. Wirklich sehr schön. Zudem ist der Weg top angelegt, man kann rechts und links schauend durch die Landschaft laufen.
Bald erreichen wir einige Minisalinen. Und sie sind wirklich mini, das reicht ja kaum für den Hausgebrauch. Was ein Kontrast zu den allerdings ebenso aufgegeben Salinen auf Lanzarote.

eine Prise Salz gefällig?

Etwas später erklimmen wir eine kleine Klippe. Von hier oben kann man wunderbar über die wilde Küste schauen. In der Ferne erspähen wir sogar unseren Leuchtturm – bei dem wir noch immer nicht waren.

Lavaformationen

Hinter uns ist der Kamm wolkenfrei und wir schauen hoch bis zum Observatorium. Der Wind setzt uns schon etwas zu, aber nun wenden wir uns ins Landesinnere und er kommt nun von hinten. Er kühlt immerhin angenehm, 23 Grad Lufttemperatur und der pralle Sonnenschein sind nämlich ganz schon heiß wenn man gerade aus dem deutschen Winter kommt. Spaßeshalber schaue ich mal auf meine Wettervorhersage, Ah ja 18° und durchgehend bewölkt, klar.

mit angepassten Pflanzen darauf

Der Pfad steigt nun etwas an. Die Kakteen werden etwas zahlreicher und unser Blick fällt auf den Vulkankegel vor uns. Vor 10000 Jahren soll der Ausbruch stattgefunden haben. Das ist geologisch sehr jung, aber das Lavafeld kam uns eigentlich noch taufrisch vor, eher nur ein paar hundert Jahre alt.

da kam die Lava her

Einen kleinen Vorberg des Kraters ersteigen wir nun und haben eine wunderbare Aussicht über den Lavastrom vor uns. Doch nur kurz, denn der Wind hat leider nicht nachgelassen. Ein paar Meter weiter finden wir aber Windschutz hinter einem Lavafelsen. Erstaunlicherweise steht da ein winziges Zelt, das ist aber mal back to nature hier zu zelten. Und kilometerweit zu laufen, um zum Beispiel Wasser zu holen.

Der Weg ist sehr schön angelegt

Wir haben zum Glück welches dabei und genießen die Landschaft um uns herum nun aus dem Windschatten heraus. Welch ein herrliches Farbenspiel. Allerdings muss man hier auf sein Essen aufpassen. Die Eidechsen sind so frech, die klauen einem hier den Käse beinahe aus der Packung.

Freche Eidechsen wollen unseren Käse klauen

ohne Käse

Nach dem frugalen Mahl fällt der Rückweg leicht. Die Kandelaber-Kakteen sind auf dieem Teil der Strecke wirklich groß und zahlreich. Die alte Wasserleitung, an der wir vorbeilaufen wird langsam von der Natur zurückerobert.

Kandelaberkakteen

die alte Wasserleitung

Der gesamte Lavastrom ist Landschaftsschutzgebiet. Das ist wohl gut, die letzten Meter laufen wir nämlich genau auf dessen Grenze und rechts schließen sich direkt abgewrackte Bananenplantagen an. Mauerreste, Müll und Plastik liegen überall herum. Wirklich schade, so wie hier die Landschaft verschandelt wird.

eine tolle Wanderung war das

Nach der erfolgreichen Wanderung wollten wir eigentlich zum Strand. Doch wie der Wind hier hereinbläst, werden wir da gesandstrahlt, das muss nicht sein. Also gut, fahren wir doch wieder Auto. Das angeblich schönste Dorf der Insel steht noch auf unserer Wishlist. Über den Wetterbericht reden wir jetzt nicht, wir versuchen es einfach und wenn nicht ist vielleicht an einem Strand an der Westküste weniger Gebläse.

Tief unter den Wolken – liegt Masca

Wir fahren nun die Autobahn bis an ihr Ende. Und dann wieder die ewigen Kurven, die Tochter so gar nicht gefallen. Natürlich sind wir die letzten Kilometer in der Wolke. Aber es regnet nicht, und das ist doch schon mal etwas.

Die kleine Dörfer kleben am Hang

Über den Pass hinweg und dann wird die Landschaft wirklich grandios. Steil fällt die Schlucht zweigeteilt bis zum fernen Meer hin ab. Und steil heißt steil, beinahe senkrecht zu unserer Linken. Die Dörfer reiten auf den Graten oder schmiegen sich an die steilen Hänge. Schon krass wo man überall wohnen kann.

Palmen säumen den Weg

Erst vor dreißig Jahren wurde die Straße hier reingefräst, vorher waren die Dörfer wohl nur über Pfade erreichbar.
Von der Straße wird heutzutage allerdings reger Gebrauch gemacht. Wir haben schon gehört, dass hier der Tourismus toben soll, deshalb kommen wir extra spät. Der Plan scheint aufzugehen. Uns kommen jeder Menge Autos entgegen und im Ort finden wir doch glatt gleich einen Parkplatz. Ich darf aus quasi dritter Reihe rückwärts in die erste einparken. Gar nicht noch einfach mit dem dicken Hintern vom Beetle.

schauen wir mal, was im Ort so los ist

Der Eingang zum Ort liegt direkt gegenüber, da muss ich gar nicht so weit zurückgehen um noch was zu holen. Von wegen weniger los. Ich erlebe nun gerade das richtige Verkehrschaos, da haben wir eben wohl nur Glück gehabt: Drei Busse stehen auf der schmalen Straße nebeneinander und gegenüber. Jeder hat noch eine Autoschlange hinter sich. Und vor dem einen steht noch ein Opa, der leicht überfordert ist, oder vielleicht auch einfach nichts hört. Nichts geht mehr.

Rest des Verkehrsstaus

Ich kann mich gerade noch so zum Auto durchschlängeln. Genau als ich das Handy zücke um die absurde Situation festzuhalten bemerkt der alte Herr den Bus, der quasi auf 2cm herangefahren ist und springt überrascht zur Seite …
Wir sind allerdings nicht zur Verkehrsbeobachtung hergefahren. Also erkunden wir in der nächsten Stunde jede Gasse im Ort. Eigentlich geht das schneller, viele gibt es nämlich nicht. Sehr zum Missfallen der Tochter gibt es leider die angekündigten Kunstläden nicht, sondern ein paar Restaurants mit ein paar Quadratmetern Nippes davor.

wahnsinnig spannend ist das Örtchen nicht

Der Ort selber ist nichts Besonderes. Die Lage und die Umgebung ist super. Palmengesprenkelte abfallende Hänge, dahinter die steilen Wände der Schlucht. Übrigens das Wetter kann sich nicht ganz entcheiden, wir sind genau an der Wolkengrenze. 5 Minuten ist es kalt, schattig, nieselig und zugig, dann knallt wieder für 10 Minuten die Sonne.

Tolle Schlucht

Die Stunde brauchen wir auch nur, weil wir etwas nach unten laufen, um die Perspektive zu wechseln. Also Schlucht toll, das Dorf ist für teneriffanische Verhältnisse ganz nett, aber die Konkurrenz ist ja auch nicht besonders groß. Es ist auch kleiner als gedacht, was machen wir denn jetzt noch? Tochter ist enttäuscht von den nicht vorhandenen Läden.

Der Rückweg

Da mache ich den Vorschlag nochmal nach Los Gigantes zu fahren um ein Eis zu essen und die Läden anzugucken.
Das machen wir! Offen fahren wir nun die Serpentinen wieder hoch. Ein echter Genuss, außer dem durchzugsschwachen Benzinmotor. Ich muss dauernd in den Ersten schalten.

Abendstimmung zum Essen in Los Gigantes

Im Hafen von Los Gigantes ist es windstill! Toll, da macht das Bummeln doch gleich mehr Spaß. Tochter schaut nur und will ihr Geld lieber sparen. Dafür kaufe ich das unnützeste Teil überhaupt. Die Frankensteinhand die ich vorgestern schon in der Hand hatte. Wir gehen noch höher in den Ortskern, wenn man das überhaupt so nennen kann. Nichts besonderes, die Schrottläden sind sowieso alle gleichbestückt.

Hilfe!

Zum Abschluss gehen wir noch Essen. Windstill und Sonne, wir sitzen schön am Hafen draußen und Essen überraschend gut und günstig bis die Sonne im Meer versinkt. Was wir allerdings nicht sehen, denn zum Einen ist die Mauer davor und zum Anderen liegt über dem Meer eine dicke Wolkenwand.