Okay, ich konnte es nicht lassen, ich habe die Wettervorhersage gecheckt: Sonnenschein im Anaga Gebirge. Wahrscheinlich meinen die die Sonne über den Wolken. Trotzdem fahren wir wieder hin. Aber diesmal mit einem Plan B in der Tasche. Falls die Wolken zu dick im Norden hängen, biegen wir ab zum Malpais de Guimar.

Wolken über La Laguna

Die Wolken hängen, aber nicht allzu dick. Wir wagen es und kurven wieder die tolle Djungelstraße an den Monte de las Mercedes lang. Es ist zugezogen aber trocken, vielleicht wirds noch was.
Es wird leider erstmal nix und schlechte Stimmung. Denn Sabine liest mal unsere favorisierte Wanderung etwas weiter. Aus Umweltschutzgründen braucht man ein Permit, was man vorher beantragen muss. Ein Permit für ne Wanderung, wirklich sehr umweltschützend. Der Vollständigkeit halber schauen wir auf die Homepage. Ah ja, im Mai könnte man wieder gehen, das ist ja super. Dann schützen wir eben die Umwelt und gehen woanders wandern. Dazu halten wir mal am nächsten Viewpoint und schauen mal, ob da was geht.

Ja da geht was. Immerhin sichern wir uns noch den letzten legalen Parkplatz und schauen mal über die Kante. Da unten im Sonnenlicht liegen noch die letzten Ausläufer von Santa Cruz.
Und hinter uns wird nun überall geparkt, quasi ein Autoschlange sucht Parkraum. Dabei haben wir noch Nebensaison, wie geht das hier ab in der Hauptsaison?

aber wir wollen ja auch in den Nebelwald, da gehören Wolken ja wohl dazu

Immerhin entdecken wir eine ‚Wanderung der Sinne‘. Das machen wir doch mal, es gibt 1-3 Längen, aber nirgendwo ist angegeben, wie lange das sein soll. Wir entscheiden uns mal für die längste – Nummer 3 – und tauchen in den Lorbeerwald ein.

ein mystischer Weg – von den Guanchen angelegt

Es ist feucht und tropft, Flechten hängen von den pittoresken Bäumen. Ein echter niedriger Urwald ist das hier. Anfangs noch ein Bohlenweg biegen wir alsbald ab und nun senkt sich der Weg steil nach unten.

alte Wasserableitungen

Es ist ein alter Hohlweg, der wohl schon von den Guanchen genutzt wurde. Und angelegt, man sieht noch teilweise die kunstvollen Wasserableitugen, die eine starke Erosion verhindern.

Nebelwald

tolle Grüntöne

Für die Sinne steht ab und zu ein Schild, man soll sehen, hören und riechen. Naja, Mara findet es stinkt hier. Aber das sehen klappt immerhin gut. Ein feuchter Urwald, so ganz anders als unsere bisherigen Vulkantouren.

Die Ausläufer von La Cruz

Die Runde ist gar nicht weit. Am Wendepunkt findet sich ein toller Aussichtspunkt. Der Blick fällt auf ein steiles, grünes Tal mit dem tiefblauen Meer im Hintergrund. Nun müssen wir wieder aufwärts durch den wirklichen schönen Wald. Muss sogar Tochter zustimmen, auch wenn es bergan geht.

interessante Pflanzen im Nebelwald

Schon bald stehen wir wieder am Parkplatz. Kam zwischendurch sogar kurz mal die Sonne raus, fängt es jetzt an zu regnen. Just als wir im Auto sitzen. Das ist ja mal Timing! Man kann ja auch mal Glück haben.

Die Wolken kommen näher!

Eigentlich wollten wir noch etwas weiter rein ins Anagagebirge. Wir bemühen uns auch redlich. Kurve um Kurve schleichen wir nach Nordwesten. Doch die Wolken ziehen nun über uns hinweg und durch uns durch. Und es schüttet wieder.
So macht das keinen Sinn, vor allem weil wir alles wieder zurückmüssen und Tochter hinten bereits schlecht wird. Wir erkunden noch eine kleine Höhle und kehren um.
Gut, zweiter Versuch Anaga war erfolgreich, wenn auch nur ne Kurzwanderung, also zum zweiten Versuch La Laguna.
Naja, da ist es immerhin trocken, aber die Wolke hängt. Packen wir jetzt doch Plan B aus und fahren zum Vulcanowonderland Malpais. Der Vollständigkeit erwähne ich noch, dass es da in der Nähe auch noch Minipyramiden mit Megaeintritt gibt, ob da jemand will. Da meldet sich ein dünnes Stimmchen von der Rückwand: Ich!
Mmh, der Untertitel verrät es schon, dann fahren wir halt dahin. Dabei haben wir schlechte Voraussetzungen. Alle haben Hunger, Tochter ist noch zusätzlich schlecht und außer das es sauteuer ist, haben wir keinerlei Infos über diese Pyramiden.
Aber es geht gut. Wir finden es auf Anhieb, drücken 42,50 Euro ab und ich schlepp unseren Tourenrucksack mit allem drin einfach rein. Einen Plan bekommen wir und Tochter eine Rätselkarte in die Hand gedrückt. Beides sogar auf Deutsch, gerade Mara findet das natürlich super.
Bevor allerdings die Stimmung ganz kippt, steuern wir den Picknickplatz an – den es immerhin gibt. Schön unterm Baum zwischen verschiedenfarbigen Blüten sitzen wir nun und tanken Energie.

Ortswechsel – Mittagessen in der Sonne

Die braucht man auch, dass Areal ist nämlich nicht gerade klein. Denn drumherum um die Pyramiden wurde ein botanischer Garten angelegt in dem verschiedene Gebäude mit Ausstellungen liegen.

an der Pyramiden von Guimar

Fangen wir gleich mit der ersten an. Diese ist in einem alten Gutshaus untergebracht und widmet sich dem Pyramidenbau weltweit. Ganz nett, kann man bisschen was lernen. Am Auditorium vorbei – dem widmen wir uns am Schluß – gelangt man dann auch schon zu den Hügeln, um die es hier geht.

eine weitläufige Anlage

Nunja, weder Gizeh noch Tecnochtitlan, aber schon faszinierend, wie genau die rohen Felsbrocken zu regelmäßigen Gebilden zusammengefügt wurden. Die Längskante der langen Kante ist wohl nach der Wintersonnenwende ausgerichtet. Die ganze Anlage wirkt tatsächlich ein wenig wie ein südamerikanisches Tempelensemble. Nur eben winzig und sehr roh ausgeführt.

mitten im Ort

Wie alt diese Steinhaufen sind, ist wohl leider nicht bekannt, auch wenn man die Nutzung der Höhle darunter auf 500n Chr. datieren konnte. Besagter botanischer Garten drum herum ist aber wirklich wunderschön angelegt. Majestätische Palmen, Sukkulenten und Kakteen kontrastieren mit dem roten Gestein.

umgeben von einem wunderhübschen Park

Aus Lautsprechern in den Büschen dudelt atmosphärische Musik. Die Sonne scheint makellos, wunderbar hier!

mit spannenden Pflanzen

Spannend wird es im Giftgarten. Hier sind hunderte giftige Pflanzen aus aller Welt zusammengetragen. Schilder zeigen die Giftigkeit, ob beim Einatmen, Berühren oder Einnehmen. Bei vielen macht frei nach Paracelsus die Dosis das Gift, bei manchen ist schon eine Beere tödlich. Interessant welche Pflanzen hier versammelt sind.

Im Giftgarten – Pflanzen denen man gleich ansieht, dass sie giftig sind

Wusste ich doch, dass die Pfalz gefährlich ist, bei den vielen Mandelbäumen und Feigen in der Gegend …

und harmlos aussehende

Die Fortbewegungsmittel des Experimentalforschers Heyerdal

Die ganze Anlage ist von und über Thor Heyerdahl, dem bekannten norwegischen Experimentalarchäologen. In einer Halle wird sein Wirken in Polynesien und auf der Osterinsel gewürdigt.

leere Hallen bilden die Ausstellung

Na ja, in der Halle hallt es, bei der Absence von Ausstellungsstücken. Immerhin Tochter gefällt das Rundumgemälde, welches die Aktivitäten der Osterinsulaner zeigen soll.
Zum Schluss besuchen wir noch das Auditorium. Dort sehen wir in einem kurzen Film das Phänomen Pyramiden und das Wirken Herrn Heyerdahls. Eine große Leistung, Ende der 60er ohne GPS, Satellitentelefon und dergleichen auf einem Binsenboot den Atlantik zu überqueren. Gleich zweimal. Die Modelle der Boote finden sich auch gleich hier und ein Nachbau draußen hinter leider stark spiegelnden Scheiben.

Die Anlage ist weitgehend undatiert

Jetzt haben wir alles gesehen und bei strahlendem Sonnenschein lassen wir uns zurück nach Hause den Fahrtwind um die Ohren wehen.

und wirkt auf den Photos eindrucksvoller, als sie ist 😉

Dort statten wir am Abend dem Hafen noch einen kleinen Besuch ab. Dort im Hafenkiosk sitzend, kann man fast am Dorfleben teilhaben. Es stehen denn auch 40 Leute am Ufer, als wir ankommen. Im Wasser ist irgendwas los, wir finden aber nicht heraus was. Schwimmer plantschen im Dunkeln herum, nur warum?

unten am Hafen

Egal, wir sitzen, knabbern Bohnen und trinken gemütlich das ein oder andere Bier. Für 1€ pro Glas, da bleibt man doch gerne etwas länger sitzen …

lassen wir den Tag ausklingen