Ich glaube die ganze Nacht ist die Heizung nicht angesprungen. Wir haben wohl das wahre Schottland verlassen. Draussen ist es auch fast windstill und auf dem Spielplatz reicht ein dünnes Jäckchen. Hat auch was.
Im Örtchen machen wir einen kleine Rundgang zur Kirche. Die lohnt nicht, aber der Weg dorthin schon. Haben doch die Engländer und auch die Schotten hier im Süden einen Sinn für schöne Details und tolle Gärten. Ganz im Gegensatz zu der Tristesse in Kirkwall zum Beispiel. Wir erfreuen uns also an den schönen Anwesen.
Aber wir wollen noch was richtiges machen, wie wärs mit einer Bergbesteigung? In der Ferne erpäht man schon eine richtig steile Erhebung. Diese nennt sich The Law und ist ein alter Vulkankegel. 187 Meter erhebt er sich steil aus der Ebene. Da müssen wir natürlich hoch. Es ist steil aber nicht weit und nach weniger als einer halben Stunde stehen wir oben und geniessen die tolle Rundumsicht.
Den Ort North Berwick, den wir nachher noch besuchen wollen, die vorgelagerten kleinen Inseln, mit dem Höhepunkz Bass Rock und das hügelige Küstenland mit gelb blühenden Rapsfeldern. Beim Aufstieg und natürlich oben ist es mit der Windstille allerdings vorbei, es bläst ordentlich, aber nicht so kalt wie im hohen Norden. Das Gipfelmonument aus Walknochen entpuppt sich als Plastiknachbildung, unglaublich.
Noch schneller als rauf sind wir wieder unten und besuchen den Supermarkt, den wir von oben erspäht haben. Mara wünscht sich wieder Lamm zum Abendessen und im Land der Millionen Schafe sollte sich das doch finden lassen. Es gibt Lammkotelett und wo kommt das her? Aus Neu-Seeland, das darf doch nicht war sein! Seit Wochen fahren wir an Schafherden vorbei, wandern durch Schafherden, hören und riechen Schafe, aber das Fleisch wird 20000km tranportiert. Mara wills natürlich und für den Weltfrieden kaufen wir die kleinste Packung nur für sie. Ich wollte eigentlich Steak, aber die Stücke sehen so armselig aus, ich lege sie wieder zurück. Schade dass wir gestern so spät an Dornoch vorbeigefahren sind, ich wäre da gern nochmal Fleisch kaufen gegangen.
Genug lamentiert, wir fahren jetzt vor zum Strand von North Berwick. Durch kleine Gassen kämpfen wir uns durch und parken an der Hafenpromenade. Am Strand ist gerade ‘Puffin Fest’. Eine Puffinvekleidung läuft mit einer Schulklasse herum, erst am Strand und dann im eiskalten Wasser. Ein Fotograf scheucht die Kinder mit dem Kostümtyp hin und her und schiesst Foto um Foto. Aber genau in der halben Stunde in der keine Sonne scheint…was ist das denn für ein Amateur?
Eigenlich wollen wir noch etwas durchs Örtchen laufen, aber uns ist unwohl, weil ich gerade entdeckt habe, dass an der Promenade nur Fahrzeuge bis 7 Fuss irgendwas parken dürfen. Mit den imperialen Maßeinheiten kenne ich mich jetzt nicht so aus, aber das ist auf jeden Fall deutlich weniger als unsere Höhe. Und einen saftigen, englischen Strafzettel brauchen wir jetzt nicht am letzten Urlaubstag.
Ausserdem wollen wir eh weiter, nächster Halt: Dunbar. Dort scheint es aber keine Strandpromenade zu geben. Auf winzigsten Strassen quetschen wir uns zum Meer und stehen vor einem Spielplatz. Gut, nehmen wir den. Im T-Shirt sitzen wir draussen, Mara läuft ein wenig herum und Sabine bekommt ihren Kaffee.
Da entdecke ich am unteren Ende ein Stück Strand. Den besuchen wir dann auch noch, aber Mara müde und hungrig ist überhaupt nicht mit dem tollen Becken zufrieden, dass ich ihr gegraben habe. Also trgaen wir sie schreiend ins Auto und rollen zum Abendessen. Dies findet am St. Abbs Head statt. Dummerweise ist der Parkplatz des Visitorcenters inzwischen overnight gesperrt. Und draussen fliegts. Nach einigem hin und her ziehen wir nach dem Essen um 19.15 (!) doch noch los. Das GPS sagt Sonnenuntergang 21:13, der lange Weg wird mit 2,5 Stunden angegeben, dass sollten wir doch schaffen.
Super Entscheidung, Mara läuft begeistert die ersten Kilometer, pünklich an den ersten Felsen taucht die Abendsonne unter den Wolken wieder auf und der Wind an der Küste ist stark genug, dass wir keine Probleme mit Midges bekommen.
Der Weg ist problemlos zu finden, schnell stossen wir an die Küste, der wir dann ziemlich lang auf und ab folgen. Ausblicke auf pittoreske Felsen, hunderte Seevögel, saftige Weiden, hunderte Kaninchen, einen Leuchturm und den Sonnenuntergang inklusive. Eine tolle Wanderung und ein würdiger Abschluß. Wir können uns gar nicht sattsehen an dem Grün der Wiesen, dem Rot der Felsen und dem blauen Meer dahinter. Das sanfte Abendlicht trägt natürlich viel dazu bei und wir fotografieren ohne Ende. Pünktlich zum Sonnenuntergang haben wir die große Runde hinter uns gebracht und landen wieder am Auto. Wir haben die Taschenlampen gar nicht gebraucht, die wir zur Sicherheit extra mitgebracht haben. Da hier overnight parking verboten ist, parken wir nochmal um und stellen uns an den Rand des Spielplatzes in Coldingham. So haben wir morgen gleich ne Beschäftigung für den Nachwuchs.
Stellplatz: Coldingham Parkplatz am Spielplatz, schief –