Lange schon hatten wir das Wochenende im voraus freigeschaufelt um mit Freunden mal wieder ins schöne Elsass zu fahren. Wie das so ist mit den Monate voraus festgelegten Terminen, kann man nur hoffen, dass es nicht durchgehend regnet. Und es hat nicht geregnet, Top Wetter, Top Destination, Top Wanderung – kurzum es hat sich gelohnt.
Nach der Arbeit geht es fast pünktlich um 21 Uhr los. Nach nur 2,5 Stunden erreichen wir unseren Stellplatz in Hunawihr. Fantastisch, am Rand des Ortes in den Weinbergen, mit Blick auf die Wehrkirche. Hier machen wir es uns erstmal gemütlich und lassen den Restabend ausklingen.
Der Morgen ist wolkenlos, die Sonne strahlt, gleich nach dem Frühstück brechen wir auf zu einer kleinen Wanderung. Erst besuchen wir die Kirche und stellen natürlich fest, dass wir hier schon mal waren. Macht nix, damit sowas nicht andauernd passiert schreibe ich ja jetzt Reiseberichte und die Kirche aus dem 13. Jahrhundert ist auch einen zweiten Besuch wert. Es handelt sich um eine Wehrkirche, dass heißt sie ist von einer Mauer mit Schießscharten umgeben, mit Tor und allem. Witzig ist auch die Kirchenuhr, die später noch für einige Diskusionen sorgt, hat sie doch nur einen Zeiger – natürlich mit Weintraube an der Spitze.
Weiter geht’s durch den kleinen Weinort. Schön restaurierte Fachwerkhäuschen an jeder Ecke, blumengeschmückte Fenster, schön wohnt man hier und der Ort ist gar nicht touristisch sondern eher authentisch. Trotzdem verlassen wir den Ort, den wir wollen durch die Weinberge nach Ribeauvillé.
Am Ortsausgang kommen wir an einem Spielplatz vorbei, hier waren wir doch auch schonmal…
Dem schönen Weinbergsweg folgen wir nach Norden, der Blick schweift weit über die Rheinebene bis zum Kaiserstuhl und zum Schwarzwald und über die bewaldeten Hänge im Westen mit ihren Burgen. Die Reben färben sich schon gelb und die Weinlese ist im vollen Gange. Zudem scheint die Sonne und Tochter entdeckt Blumen, Trauben, Stöcke und vor allem die Langsamkeit. Wir brauchen 2 Stunden für die 3km in den Nachbarort, aber das macht nichts.
Dieser entpuppt sich als ausgesprochen schön und romantisch. Noch mehr Fachwerkhäuser, noch mehr Blumenschmuck und jede Menge schmucker Details, hier gefällt es uns auch. Wir kommen allerdings auch im Westteil an. Hier ist der Ort richtig beschaulich, so beschaulich dass wir noch nicht mal was zu essen bekommen, da die zwei Restaurants am Platz nach 14 Uhr nichts mehr zu essen anbieten. Wir setzen uns an den Brunnen und snacken unsere mageren Vorräte.
Danach erkunden wir den Ort und stellen fest, dass dieser sich weit nach Osten erstreckt, aus noch mehr Fachwerkhäusern, Pelargonien, schönen Plätzen aber auch aus immer mehr Touristen und den entsprechenden Touristenfachgeschäften besteht. Hier hätten wir auch was zu essen bekommen, was solls, wir decken uns einfach in einer der zahlreichen Patisserien mit Köstlichkeiten ein. Über eine Stunde schlendern wir noch den Ort und machen uns dann auf den Rückweg durch die Weinberge nach Hunawihr.
Gegen Abend treffen auch unsere Freunde ein, und wir beehren die örtliche Winstub „Suzel“. Eine Empfehlung, das Preisniveau ist in Ordnung (für französische Verhältnisse) und gerade die Menues sind wirklich lecker. Nach Schnecken, Munster im Blätterteig, Kasseler mit Grewes und einem fantastischen Apfelstrudel rollen wir am späten Abend wieder zurück zum Womo.
Der nächste Morgen beginnt wie der vorherige mit blauen Himmel. Also los, unsere Freunde haben wir auch schon auf Wanderung geeicht. Wieder nach Ribeauvillé, diesmal aber fahrend mit dem Kawa. Erst shoppen wir Käse, Wurst und was man sonst noch so alles unbedingt aus Frankreich braucht und dann parken wir auf dem offiziellen Womo Stellplatz.
Zu Fuß durchqueren wir abermals die hübsche Innenstadt um dann den steilen Berg in Angriff zu nehmen.
Über uns thront die Ulrichsbourg und der Berg hat es wirklich in sich. Tochter ist heute auch noch besonders schwer in der Trage und es auch noch richtig warm, und das Mitte Oktober.
Ich keuche und schwitze, es tropft mir von Nase und Ellbogen aber der Weg entschädigt für so manches: herbstliche Weinberge, Maronen, 1a Aussicht über das Städtchen, kühler Wald, Felsen und last but not least die Ulrichsbourg nach knapp 300 Höhenmetern.
Diese ist wunderschön gelegen, mit kleinen Treppen, Räumen, und einer noch wunderschöneren Aussicht ausgestattet. Hier kühlen wir alle erst einmal ab und machen Picknick. Auch der zweiten Burg, Girsberg statten wir noch einen Besuch ab. Hier gibt es außer der grandiosen Lage und Aussicht allerdings nicht ganz so viel zu sehen.
Auf dem Rückweg kommen wir zum dritten Mal an diesem stylishen Frauenfänger-Laden vorbei. Und die tollen Stiefel stehen immer noch im Schaufenster! Und offen hat er auch noch. Es kommt wie es kommt und nach einer halben Stunde verlassen wir zu viert den Laden: Sabine, Tochter, ich – und die Stiefel.
Zum Übernachten kehren wir zum altbekannten Platz zurück. Der Abend ist so mild, dass wir alle draussen sitzen können mit Blick auf Kirche und Weinberge. Das ist Urlaub!
Allerdings hat die Wettervorhersage leider recht, es tröpfelt, hört wieder auf, tröpfelt wieder und regnet schliesslich sodass wir uns unter die Markise zurückziehen.
Der nächste Morgen ist dann wie vorhergesagt. Trübe und regnerisch. Wir gammeln lange im Auto rum, frühstücken ewig sodass wir pünktlich um 14Uhr im Storchenpark einlaufen. Ebenso pünktlich hört es sogar auf zu regnen, sodass wir unsere Schirme umsonst mitnehmen.
Der Park verlangt happige 9 Euro Eintritt, Augen zu und durch bzw rein. Das Gelände ist schön angelegt. Wir schlendern durch die Anlage und entdecken Otter, Biber, Fische (welche?) und natürlich ein paar Störche, die hier überwintern. Fragt Tochter anfangs noch wann denn die „anderen“ Tiere kommen – sie denkt wohl, sie ist im Zoo 😉 – ist sie nach der „Show“ zufrieden. In einem Becken werden nacheinander verschiedene Tiere bei Fischfang vorgeführt, unter anderem Pinguine, Fischotter und ein Seehund, während eine Dame ununterbrochen auf französisch quasselt. Also auf so eine Tierquälerei stehe ich ja nun wirklich nicht, aber Tochter ist zufrieden.
Das Wetter wird immer besser, unsere Freunde fahren nach Hause und wir beschließen den Tag in Bergheim. Hübscher Parkplatz am Stadttor, das merken wir uns fürs nächste Mal.
Wir machen einen kleinen Walk durch den Ort. Schon wieder ein tolles Fachwerkensemble, sogar im Abendlicht. Auf der alten Stadtmauer laufen wir um den schönen Ort herum, entdecken einen reich ausgestatteten, professionell angelegten, öffentlichen Kräutergarten und wandern dann wieder durch die Fachwerkromantik zurück. Ein toller Abschluss, hier starten wir das nächste Mal!
Stellplatz: Hunawihr, unterhalb der alten Wehrkirche