Leider haben wir keine Außentemperatur Anzeige (mehr). Dabei haben wir drei Thermometer am Auto. Das eingebaute ist kurz nach der Garantie ausgefallen, der Außeneinheit der Wetterstation ist der Saft ausgegangen und ich müsste unters Auto klettern um das zu beheben und beim Billigaußenthemometer brach vorgestern die Batterielasche ab, als ich diese auswechseln wollte. Lange Rede, kurzer Sinn, wir wissen nicht wie kalt es heute Nacht draußen war. Aber im Tal waren es -12° sagt das Handy, da war es hier 500m höher wahrscheinlich kälter. Ich schätze mal minus 18, denn bei diesen Temperaturen friert uns gerne die Wasserleitung zu. In unserem ‚Premium‘ (Ironieanführungszeichen) sind die Wasserleitungen nämlich nicht isoliert, aber dafür hinter dem Küchenblock(!) ganz nah an der Außenwand verlegt.
Wir haben also kein Wasser mehr, obwohl ich mir Mühe gegeben hatte, nachzuisolieren. An die exponiertesten Stellen kam ich aber nicht ran und diese frieren wohl ein. Nunja, wir haben genügend Flaschenwasser für Katzenwäsche dabei und starten mal wieder ganz gemütlich in den Morgen.
Draußen scheint es immer noch saukalt zu sein. Die paar Leute die hier ab und an vorbeigehen sind dick eingepackt und haben hochrote Gesichter. Zudem bläst ein infernalischer Wind über die Hochfläche. Anders als bei Hohneck steht man hier aber schön im Windschatten und so sehen wir nur die Wolkenfetzen vorbeiziehen und die Schneefontänen von den Dächern wehen. Zwischendurch kommt die Sonne raus und bis wir fertig sind, hat sie sich ganz durchgesetzt. Toll, wenn man nicht zu den Frühaufstehern gehört.
Gestern hatten wir die Superschneeschuhtour mit Tochter, heute muss das natürlich schiefgehen. Sie jammert und motzt und nach ner Viertelstunde sehen wir immer noch den Parkplatz. Man soll es ja nicht übertrieben mit Kids und wir überlegen schon umzudrehen, aber irgendwie platzt plötzlich der Knoten und sie marschiert wieder wie ne eins mit.
Wir machen eine deutlich kleinere Runde als gestern und das obwohl heute das deutlich bessere Wetter ist. Zumindest optisch: keine Wolke ist mehr am Himmel, stahlblau leuchtet es über uns und das Weiß der verschneiten Flächen und der Bäume strahlt. Allerding ist es wirklich kalt. Laut Handy um die 10 Grad minus, das merkt man schon in der Nase beim Atmen.
Heute laufen wir etwas anders, treffen aber irgendwann unsere Spuren. Das findet Tochter super uns so folgen wir denen. Bis zu einer der Märchenlichtungen. Hier machen wir Picknick, in der Sonne!
Und lassen es gut sein. Noch hat sie Spaß an der Sache und das sollte man nicht riskieren.
Mir sticht aber etwas in der Nase, dass dies kein richtiges Ziel ist, und so steigen die Mädels allein ab, während ich noch zur Aussicht renne.
Die kann heute natürlich mehr als gestern im Schneetreiben. Tief verschneit ist die Hochebene, eher grün ist es im Tal und weiß in der Rheinebene – weiß vor Nebel. Dafür ist der Schwarzwald heut zum Greifen nahe.
Ich fotografiere, bis mir die Finger abfallen, was ziemlich schnell geht und laufe dann wieder zurück um die Mädels einzuholen.
Gelingt mir natürlich nicht, als ich unten bin, sind sie gegenüber schon am Schlitten fahren, was ich dann auch mache.
Im warmen, sprich im Womo, essen wir zu Mittag und gucken raus. Muss man eigentlich nicht extra erwähnen, wenn nicht direkt neben uns ein Overlander-Defender einparken würde. Laso Overlander mit allem: höhergelegt, riesige Reifen, kleiner Koffer mit Klappdach hinten drauf, Winde vorne dran und so weiter. Kleiner Nachteil, sie haben eine Außenküche hinten dran und stehen nun mit Pocket Rocket draußen und schauen etwas neidisch zu uns ins Warme. Ein bisschen schaue auch ich neidisch rüber, so was wäre doch für unsere Islandtour im Sommer was Tolles. Naja, fürs Hochland vielleicht, aber dann stehen wir auch im Kalten. Mara will wissen wo die denn da drin wohnen in dem kleinen Ding und ich erkläre es ihr. Danach ist sie ganz zufrieden, hat unser Womo doch ganz viele Vorteile und ihres nur zwei ;). Zudem, überlege ich, ist die Welt für solche Fahrzeuge doch deutlich kleiner geworden. Afrika ist so gut wie dicht, außer Marokko, (aber da kommt man mit nem Kasten auch weit rum), der Nahe Osten fällt sowieso aus und Russland, nun ja…
Der Wind hat nun vollends nachgelassen. Das ist gut, denn bei diesem Wetter wäre doch Fernsicht für alle schön. Also fahren wir zum Abschluss nochmal rauf zum Pied du Hohneck. Sabine schnallt Schneeschuhe an, Mara und ich schnappen uns den Schlitten und noch in der sinkenden Sonne hechten wir zum Gipfel hoch. 110 Höhenmeter. Hört sich doch gar nicht so viel an. Fühlt sich aber wie 500 an. Denn es ist schneidend kalt, es geht wirklich steil hoch und der Pulverneuschnee ist wirklich tief. Mara sinkt lange Strecken bis zu den Knien ein und ich noch mehr.
Da wären doch Schneeschuhe gut, aber wir wollen mit dem Schlitten abdüsen, und da hindern die dann. Aber sie hält tapfer mit! Unglaublich, nach dem Gejammer heut Morgen, stapft sie nun eisern hier hoch, den kalten Gegenwind im Gesicht, Schnee bis zu den Knien und das Ziel weit oben vor Augen, dass gar nicht schnell näherkommen will.
Vor Sonnenuntergang sind wir tatsächlich oben. Was für eine tolle Landschaft hier oben. Und der Fernblick!
Der Alpenkamm steht in voller Länge im Süden, der Schwarzwald sowieso und unten im Tal hängt die Suppe. Wir schauen ein bisschen, aber auf Teetrinken und Keksessen hat keiner Lust, es ist einfach zu kalt.
Also ab auf den Schlitten und abwärts. Nun ja, ich hatte es mir schon gedacht, aber das wird eher zur Lachnummer. Wenn ich mich draufsetze, sinkt der Schlitten hinten 30cm oder mehr ein und Mara hängt vorne in die Luft. Haha, vorwärts kommen wir so nicht.
Alleine ist sie aber leicht genug. Also fährt sie durch den Tiefschnee ab während ich hinterherrenne. So habe wir beide einen Heidenspaß. Ab und zu muss ich den Schlitten ausleeren, soviel Schnee fliegt da rein, wenn sie durch die Verwehungen bricht. Und in einer davon sinke ich hüfttief ein. Unglaublich, als wir vor drei Tagen exakt hier an der gleichen Stelle waren, liefen wir auf vielleicht 3cm Schnee.
Die Sonne geht nun spektakulär unten und taucht die ganze Szenerie in ein unwirkliches Licht. Sabine macht Foto um Foto. auch wenn ihr die Finger abfrieren. Mir wird gar nicht kalt, ich darf ja Tochter hinterherrennen.
Mit Schnee in allen Klamotteneingängen erreichen wir den Parkplatz. Macht aber nichts, denn das war die letzte Tat. Wir packen alles wieder ein und düsen nach Hause.