Zeit, wieder was zu unternehmen. Dazu haben wir uns die Coffeetour empfehlen (und buchen) lassen. Also früh aus den Federn. Wir werden von Britta zu ihrem Office mitgenommen.
Dort werden wir dann von Emanuel abgeholt und zur Wild Tracks Kaffee Cooperative gefahren.
Wir halten im Dorfzentrum von Nkoaranga. Oberhalb liegt die Primary School mit Kindergarten. Es ist gerade Pause und natürlich interessieren sich eine ganze Menge Schüler für Mara. Wir haben ihr den Trip als spannend, weil wir eine Schule besuchen, verkauft. Auf Nachfrage beim Direktor geht das zum Glück, sonst würden wir von Tochter wohl Ärger bekommen.
Wir dürfen den Kindergarten besuchen. Allerdings sieht der eher nach Schule aus. Alle Kinder sitzen an Pulten und lernen das ABC und die Zahlen. Es gibt kein Spielzeug oder ähnliches. Mara wundert sich doch etwas und meint in ihrem wärs doch schöner.
Als nächstes gehen wir zur Kirche des Ortes. Die wurde 1940-44 von Deutschen erbaut. Ein Riesen Ding, das sie in den Anfangstagen der Missionarstätigkeit wohl nicht voll bekommen hatten.
Jetzt wird sie aber gerade renoviert. Der Pfarrer sitzt davor, ist aber nicht besonders gesprächig.
Wir laufen weiter, entlang von Mais und Bananenfeldern. Die Bananenstauden sind nur einjährig, wusste ich gar nicht. Und es braucht 9 Monate bis 1 Jahr bis die nachfolgende Pflanze wieder trägt. Zwischendurch wieder einige Gebäude, ein typisches kleines Dorf eben.
Recht fotogen ist auch die Blüte am Ende der Staude, hatte ich in Ecuador nie wahrgenommen.
Nun verlassen wir die Straße und spazieren auf kleinen Feldwegen durch die Stauden.
Hier stehen im Schatten der Bananen dann auch die ersten Kaffeepflanzen. Wir bekommen nun viel erklärt. Die Deutschen (mal wieder) brachten den Kaffee aus Äthiopien nach Tanzania. Zwei Sorten, den Cafe Arabica und Cafe Robusta. Der Robusta wächst in tieferen Lagen bis 900m, der Arabica darüber. Wir stehen also vor dem Arabica, der allerdings in den 60er Jahren mit südamerikanischen Pflanzen vermischt wurde, und seitdem extrem krankheitsanfällig ist. Die Krankheiten bekommen wir auch gleich gezeigt. Blätter mit gelben Punkten und schwarze, trockene Beeren. Man braucht viel Chemie um das in Grenzen zu halten. Die ist aber teuer, sodass viele Bauern hier den Kaffee schon zugunsten von Mais aufgegeben haben.
Aber die Kawaha beschreiten einen anderen Weg: Full Organic und Fairtrade. Uns wird der Mastermind vorgestellt, Mr. Gideon. Der sieht ein bisschen aus wie Morgan Freeman, hat sich aber dem organischen Landbau verschrieben und zeigt uns nun seine Methode. Er hat wieder die ursprünglichen Pflanzen aus Äthiopien besorgt, und um Vermischung mit den Hybriden zu vermeiden, vermehrt er diese mit Stecklingen. So hat er resistente Pflanzen, die keinerlei Chemie benötigen.
Wie diese Stecklinge erzeugt werden, bekommen wir nun so ausführlich gezeigt, dass wir jetzt selber welche wachsen lassen könnten. In Kürze: Man nehme einen Trieb. Dort schneidet man alle Seitentriebe ab und die Blätter zur Hälfte. Nun in Segmente schneiden im Schrägschnitt und dann in einem Folientreibhaus in ein Gemisch aus Erde und Dung stecken. Luftfeuchte hochhalten und nach einigen Monaten kommen neue Triebe und nach einem halben Jahr Wurzeln.
So hat man hundertprozentig äthiopische, krankheitsresistente Pflanzen. Diese durften wir vorher schon auf einem kleinen Feld bewundern.
Spannend, auch die alte Maschinerie mit der die Bohnen aus der Schale gelöst werden. Eine uralte und eine aus den 60ern, immerhin mit Elektroantrieb. Mr. Gideon ist übrigens der Leiter der Aranga Coffee Group, einer Cooperative von 28 Familien.
Weiter wandern wir nun abwärts, allerdings sehen wir mehr Bananen als Kaffee. Schlussendlich kommen wir zu Kahawa, dem lokalen Kaffeeproduzenten. Und da ist sie wieder, diese Parallelwelt. Ein perfekt hübscher Innenhof erwartet uns mit blühenden Sträuchern und Bäumen, Toiletten nach westlichem Standard und einem wahnsinnig leckeren Mittagessen. Vorher sind wir drei Stunden durch die afrikanische Parallelwelt gewandert, mit einfachen Hütten und Erdstraßen. Kahawa, was auf Suaheli übrigens Kaffee heißt, ist nämlich eine norwegisch-tanzanische Unternehmung.
Wir essen also supergut zu Mittag. Es hätte übrigens noch für 4 weitere Gäste gereicht.
Danach besuchen wir die ‚fabric‘. Okay, ein kleines Gebäude in dem der von Aranga aufgekaufte Kaffee geröstet und verpackt wird.
Beim Kaffeetasting, das Sabine übernommen hatte nach dem Mittagessen, wurde es schon erklärt. Der Kaffee wird in verschiedenen Röststufen hergestellt. Je mehr geröstet wird (Strong) desto weniger Koffein bleibt übrigens drin.
So weit so spannend, danach geht’s natürlich in den Shop. Hier findet Mara wieder einen Seestern. Der ist viel schöner als in Lengai und den Preis der dransteht muss man auch nicht um Faktor 10 runterverhandeln. Zudem bekommen wir noch je ein Paket wunderbar verpackten Kaffee in die Hand gedrückt. Laut Sabine ist der auch sehr gut. Wenn jemand möchte: www.wild-tracks.com, da kann man bestellen, lokal, organic und fairtrade. Wie hoch das Porto ist kann ich allerdings nicht sagen!
Hier endet die Tour. Man bekommt einen schönen Einblick in eine lokale Community und in die Herstellung von Kaffee auf lokaler Ebene, trotz Parallelweltpreis sehr lohnend.
Zurück im Haus mache ich das Hoftor zu. Soweit so unspannend. Drin springe ich aber im Dreieck, als ich simultan in die Beine gestochen werde. Es sind nämlich keine Stiche, sondern meine Hose ist voll mit flinken, riesigen Ameisen! Es sind Siafu Ameisen. Ich springe Ruckzuck aus der Hose, entledige mich meiner Stümpfe und erledige die Biester. Das muss ich mir natürlich genauer ansehen.
Und tatsächlich knapp hinter dem Hoftor befindet sich eine Straße der Viecher. Hier ist mehr Verkehr als auf er A5 und schneller sind sie auch noch. Ich mache ein paar Fotos. Echt spannend diese Dinger. Sie scheinen mich als Gefahr wahrzunehmen und außen an der Straße stehen da, wo ich stehe Wächter. Aufrecht und Verteidigungsbereit. Ich gehe mit der Linse immer näher ran und plötzlich habe ich jede Menge Krabbelgetier auf der Kamera! So tief war ich doch gar nicht? Die haben tatsächlich einen Turm gebildet, um meine Linse zu erreichen…