Der Wind ist weg. Es wird richtig heiß. Wir wissen gar nicht, ob wir das jetzt gut finden sollen. Ziehen wir doch einfach den Plan durch, in die Berge zu fahren. Da wird es schon kälter sein. Sabine möchte am liebsten zum Roque Nubo. Doch mir ist das zu viel gegurke und außerdem habe ich keine Lust auf Völkerwanderung.

1 von 1001 Kurven

Wir einigen uns auf eine Rundwanderung bei Santa Lucia. Das war schon mal ein kleiner Fehler, denn Mara singt nun die ganze Zeit ‚Santa Lucia‘ und wir haben einen Dauerohrwurm. Doch irgendwann verstummt das singen. Oh je, ihr ist schlecht. Wir halten erst in einer Bucht. Immerhin hat man so auch mal als Fahrer Zeit sich das grandiose Panorama anzuschauen. Wir fahren nämlich einen weiteren Canyon hoch. Und der ist noch grandioser als der vom ersten Tag. Allerdings auch mit noch grandioseren Kurven, was man Tochter nun anmerkt. Irgendwann können wir weiterfahren, aber kurz drauf kommt schon ein Mirador. Da müssen wir natürlich gleich wieder halten und schauen nun noch schöner in die Schlucht.

La Fortaleza

Und auf ein paar grandiose Einzelfelsen. Zu einem davon ist erklärt, dass der ‚La Fortaleza‘ heißt und die sagenumwobene Inselfestung der Altkanarier sein soll, von der wir gestern schon im 3D Film hörten. Mara und ich sind gleich Feuer und Flamme, da müssen wir hin.

Mama wird überstimmt und schon kurven wir weiter und finden eine Abzweigung dorthin. Durch eine Taloase mit reichem Palmenbestand schlängeln wir uns nun und erreichen einen staubigen Parkplatz – mit riesigem Reisebus drauf. Zum Glück hat der gerade seine letzten Passagiere eingeladen und kurvt bald ab.

ein alter Durchgang

Wir entern das Gelände das wir nun fast für uns alleine haben. Hoch ragt vor uns der Felsen wie eine Finne aus dem Tal. Der vordere Hang ist von Resten der Siedlung bedeckt. Häusergrundrisse ganz ähnlich, wie wir sie gestern sahen. Doch spannender ist der Durchgang durch den Felsen zur anderen Seite. Nach dem Tunnel wenden wir uns links und entdecken bald einige Höhlen und Felsenkammern oberhalb.

alles wird erkundet

Da klettern wir nun hoch und hinein. Nicht viel drin zu entdecken, aber die Aussicht ist grandios. In einer finden wir Steine, die wie Tisch und Stühle angeordnet sind. Hier machen wir ein kleines Picknick! Ob hier schon die Altkanarier sassen?

Taloase mit grandioser Canyonlandschaft drumherum

Und während wir so da sitzen und kauen, zeigt sich doch tatsächlich eine der Kanarischen Rieseneidechsen. Die haben wir bis jetzt immer nur im Gebüsch rascheln hören. Bis zu 80cm werden die wohl lang, können wir leider nicht messen, wir sehen nur das erste Drittel.

Die Riesenechse

Wir stiegen wieder ab und umrunden weiter den Felsen. An weiteren Kammern kommen wir vorbei und erreichen schließlich wieder die Häuser(reste). Tochter untersucht diese ganz genau, während mich der Gipfel reizt. Ich entdecke wirklich einen Weg hoch. Teilweise noch mit alten rudimentären Treppen, teils muss ich klettern. Und stachelig zugewachsen ist es auch.

oben angekommen

Aber bald bin ich oben und genieße die tolle Aussicht. Auch hier auf dem schmalen, exponierten und ausgesetzten Gipfel gibt es halbrund ausgehobene Räume. In einem davon meine ich eine verwitterte Opferrinne auszumachen. Spannend, hier oben kommt wohl selten jemand hin.

Der Abstieg fällt schwerer, rauf klettern ist halt immer einfacher als runter. Ich berichte und sage auch, dass ich am nächsten Hügel von oben schauend noch weitere Höhlen entdeckt habe. Da laufen wir jetzt natürlich noch hin. Es ist verdammt heiß, aber wir wollten ja Sommer, jetzt haben wir ihn.

Die Vegetation ist an die extreme Trockenheit angepasst

Die Höhlungen sind nur semispektakulär, aber Tochter klettert in jede rein. Jetzt haben wir alles gesehen und wollen weiter. Doch wohin? Von hier sieht man nämlich schön auf die höchsten Berge im Norden. Waren die in den letzten Tagen immer in Wolken, so ist das jetzt anders. Liegt wohl an der Wetteränderung. Also gut, jetzt hatten wir Tochter und Papa-Programm, dann darf jetzt Sabine.

Also fahren wir zum Roque Nubo, vielleicht sind die meisten jetzt abgefahren und wir finden wenigstens einen Parkplatz. Endlos schrauben wir uns nun weiter in die Höhe. An Santa Lucia und San Bartolome vorbei. Endlos viele Kurven, mir wird selbst als Fahrer schlecht. Doch dann sind wir endlich da, ein schöner Trubel, aber wir finden noch eine Parklücke. Am Einstieg steht ein Van mit zwei Typen die hier einen Outdoor-Gemischtwarenladen betreiben. Wir kaufen Mara als Belohnung ein Überraschungsei und uns einen halben Bergkäse. Der extrem lecker ist und auch noch extrem billig. So ist unser Mittagessen deutlich bereichert, das wir im Kiefernschatten nun einnehmen.

Ein Freund von uns ist heute auf der Insel. Und als Teil seines umfangreichen Besichtigungsprogramms möchte er auch hier wandern. Doch da wir nicht wussten, wo wir wann sind, haben wir uns nicht groß verabredet. Aber als hätten wir das so geplant biegt er in dem Moment auf dem Parkplatz ein, als wir unser Mittagessen beendet haben. Das ist mal Timing! Dann können wir ja zusammen hoch wandern.

Der Wolkenfelsen – heute mal ohne Wolke

Der Weg ist wirklich eine Autobahn. Gut ausgebaut und voll wie die A5. Aber die Umgebung ist grandios. Duftende Kiefernwälder, bizarre Felsformationen, schroffe Gipfel und tiefe Täler um uns herum. So stapfen wir nun in Serpentinen bergauf. Eigentlich wollten wir erst den Berg umrunden und dann auf den Gipfel. Wir verpassen aber den Abzweig, und so laufen wir eben alle zusammen auf dem Hauptweg zum Gipfel.

Den ersten Abzweig hatten wir schon verpasst

Mara ist leider etwas schlaff und schleppt sich von Stein zu Stein. Zum Glück kommen wir doch noch einigermaßen voran, steigen einige Stufen herauf und treten bald auf eine felsige Freifläche heraus. Vorne stehen die beiden Gipfel, der Froschfelsen und der Wolkenfelsen. Da laufen wir nun hin. Tochter will unterhalb des Frosches rasten und sich nicht mehr bewegen. Lassen wir sie halt da, und erkunden alleine den Rest.

immer höher auf der Autobahn

die letzten Stufen

rechts der Wolkenfelsen – links der Froschfelsen

Unser Freund steigt mit seinen Kumpels nun wieder ab, wir bleiben noch ein bisschen und dann geht’s auch für uns zurück. Auf dem Rückweg finden wir aber doch den Einstieg zum Rundweg. Machen wir den eben jetzt. Tochter ist zwar überhaupt nicht begeistert, aber wir umso mehr. Denn hier ist der bei weitem schönste Teil des Wegs. Kaum noch Leute unterwegs, dafür aber wunderschön angelegt umrunden wir nun den Gipfel im Uhrzeigersinn. Herrlich duftender Kiefernwald, schönste Ausblicke nach oben zu den Felsblöcken, aber vor allem nach unten in die Täler und Felsformationen. Die Felsblöcke sind übrigens übriggebliebene Schlotfüllungen.

auf dem Rückweg

Von Nordosten ziehen nun die Wolken heran und schwappen über den weiter unten liegenden Bergrücken, fotogen hinter einer weiteren Schlotfüllung. Ein toller Anblick.

unterhalb ist der schönere Teil

Der Weg führt durch eine Art Maccia. Allerdings nicht ganz so duftende wie im Mittelmeerraum. Aber immerhin duftenden Salbei finden wir. Da wir ja den Gipfel umrunden, haben wir einen schönen Ausblick nacheinander in alle Richtungen. Übrigens ist jetzt wohl der Knoten geplatzt, den Tochter läuft wieder wie ein Weltmeister.

mit grandiosen Einblicken

andere Perspektive auf die Schlotfüllungen

So kommen wir schlussendlich am Parkplatz an, alles wunderbar, eine tolle Wanderung in toller Umgebung, aber man sollte wirklich die Runde gehen, man bewegt sich viel mehr in der grandiosen Landschaft, als wenn man nur die Autobahn benutzt.

wirklich bizarre Felsformationen hier oben

Nun müssen wir allerdings wieder zurück. Das heißt tausend und eine Kurve abwärts. Um das ganze etwas aufzulockern, halten wir in Santa Lucia und laufen hoch zur kleinen Kirche. Die ist sogar offen, allerdings ist drinnen Gebetsstunde oder was ähnliches, also ziehen wir uns wieder zurück.

Santa Lucia

ein nettes Bergdorf

Eigentlich wollten wir noch ein paar Tapas zu uns nehmen. Das Restaurant, vor dessen Tür wir parken, hat eine hervorragende Terrasse ins Tal hinein, Und heißt auch passend dazu Mirador.

Es ist inzwischen nur schon halb sieben, da könnten wir doch gleich richtig essen gehen. Haben wir gestern an unserem Hochzeitstag nicht geschafft, also holen wir das heute nach. Gesagt, getan, Gelegenheiten sollte man nutzen.

da speist man doch gerne mit Aussicht

Wir sitzen hervorragend mit noch hervorragenderer Aussicht, und die Gerichte die wenig später vor uns auftauchen, sind es auch. Was ein Glück, manchmal bezahlt man ja nur die Aussicht.

Restaurant Mirador

Extrem gesättigt müssen wir nun noch viele weitere Kurven zurücklegen. Schaffen wir auch gerade so, finden noch einen Supermarkt und eine Tankstelle und sind super spät wieder zurück. Fällt der Abendpool halt aus, macht aber nichts.