In der Nacht hat es geregnet. Morgens ist es auch noch tief bewölkt aber trocken. Wir wollten eigentlich nach Süden in die Berge fahren. Daraus wird wohl nichts, in Wolkensuppe herumwandern macht keinen Spaß. Dann schauen wir uns das Städtchen doch einfach nochmal bei Tag an.

Arreau - bei Tag auch recht lauschig

Arreau – bei Tag auch recht lauschig

Viele Details lassen sich entdecken

Viele Details lassen sich entdecken

Kein reiner Touristenort - hier wohnt man noch

Kein reiner Touristenort – hier wohnt man noch

Genau dies tun wir. Jetzt haben alle Geschäfte auf, das freut unsere Tochter. Sie findet allerdings, dass es zu wenig sind. Ich finde es sind genug, in vielen gibt es eh nur Nippes, das Los aller Touristenorte. Aber wir finden auch einen Mineralienladen, indem es sehr viele Versteinerungen gibt. Ich kaufe einen 10cm Trilobiten für genausoviele Euro, so etwas wollte ich schon immer mal haben. Mit dem Inhaber gelingt sogar eine Unterhaltung auf Englisch. Er ist fünf Monaten im Jahr im Laden, zwei im Sommer und drei im Winter, den Rest des Jahres ist er auf Reisen und sucht Versteinerungen. Er zeigt mir einige Bilder aus dem Amazonasgebiet, Madagaskar usw. Hm nicht schlecht, mach ich doch was falsch mit dem Outdoorbusiness, die Reise- zur Ladenzeit sieht da doch etwas anders aus.

Das Städtchen war im Dunkeln übrigens stimmungsvoller, ist aber auch im hellen hübsch genug. In der Touristeninfo unten am Fluss bekommt man einen Stadtplan mit den historischen Gebäuden, aber der Ort ist klein genug, dass man alles so findet. Wir lassen uns einfach treiben. Zudem kommt auch noch die Sonne raus. So vertrödeln wir einige Zeit im Ort bis es richtig warm wird. Jetzt könnten wir doch noch in die Berge fahren, oder? Dort in der Ferne hängen allerdings noch dichte Wolken. Vielleicht sind die ja weg, bis wir dort sind, wir wagen es einfach. Wir fahren also die D929 nach Süden doch kurz vor dem Tunnel biegen rechts ab Richtung Route des Lacs. Die Lacs sind natürlich unser Ziel, heute der Lac de l’Oule. Wir kurven das kleine Sträßchen 500 Höhenmeter hinauf bis zu Parkplatz Artigusse. Dieser ist wirklich richtig groß, sodass wir sogar jetzt um drei einen ebenen Platz ergattern. Zudem sind die Wolken weg. Strahlendblauer Himmel über uns.

Parking Artigusse - so schnell sind wir wieder mitten in der Natur!

Parking Artigusse – so schnell sind wir wieder mitten in der Natur!

Dummerweise müssen wir noch die Toilette reparieren, was schlechte Stimmung verursacht, aber auch das gelingt und nach ausgiebigem Mittagessen starten wir auch ’schon‘ um vier. Etwas spät für eine über dreistündige Wanderung, aber wir wollen ja heute nicht mehr fahren.

Der heutige Weg ist nochmals angenehmer als der gestrige. Mit sanfter Steigung im duftenden Kiefernwald wandern wir aufwärts. Beziehungsweise spazieren, denn selbst unser Wanderführer schreibt ‚Spaziergang um den Lac de l’Oule‘. Die Strasse ist auch gut in Schuss und so spazieren wir höher und höher. Die Temperaturen sind angenehm und irgendwann will Tochter sogar laufen.

Aufstieg zum Lac de l'Loule auf der alten Baustrasse

Aufstieg zum Lac de l’Loule auf der alten Baustrasse

Also alles hervorragend und schon bald kommt die Staumauer in Sicht. Die Strasse auf der wir laufen, wurde natürlich auch zur Errichtung derselben angelegt. Das geschah aber schon 1915 und das sieht man der Strasse auch an. Schöne Trockenmauern allenthalben und nicht ne einfache, schlechte Jeeppiste.

Kurz bevor wir ganz oben sind, kommt auch noch ein Hubschrauber angeflogen. Nur wenige Meter unterhalb nimmt er Last an den Haken, fliegt diese etwa 100 m um sie dort wieder abzulegen. Dies geschieht noch einige Male. Der Sinn wird uns allerdings nicht klar, verbindet die beiden Punkte doch ein Weg…

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Am Ziel!

Wie auch immer, Tochter findets spannend und wir schauen, bis er fertig ist und abfliegt. Nun steigen wir ganz nach oben und überqueren die Staumauer. Nicht ganz so spektakulär wie vor einigen Wochen der Gelmersee, aber dafür mit lieblicher Wald- und Bergkulisse im Hintergrund. Und mit einer Hütte, von der ein Skilift nach oben geht! Wie geht das denn, wo kommen die Leute her, die dann damit fahren? Die steigen ja nicht 200 Höhenmeter auf.

Des Rätsels Lösung, unser Weiterwanderweg am See entlang ist auf den ersten 300m die Skipiste. Da müssen die armen Skifahrer ja bisschen arbeiten, weils darauf zur Hütte auch ein wenig eben und sogar hoch geht. Mein Mitleid hält sich natürlich in Grenzen, denn gerade hier sieht der Skihang im Sommer wirklich furchtbar aus.

Umrundung des Lac de l'Loule

Umrundung des Lac de l’Loule

Ideal zum Steine werfen

Ideal zum Steine werfen

Schöne farben im Abendlicht

Schöne farben im Abendlicht

Schöne Ausblicke nach vorne ...

Schöne Ausblicke nach vorne …

... und nach hinten

… und nach hinten

Genug abgeschweift, wir wandern weiter den See entlang und genießen die Aussicht in Wald, Hang und Felswand. Am Nordende machen wir eine kleine Pause, bevor wir in die inzwischen schattige Westseite treten. Tochter ist auf dem dagegen Trip und so sage ich ihr, sie soll den Rest laufen. Das macht sie denn aber auch. Auf der Westseite entlang bis zur Mauer und dann den schönen Weg wieder runter. Wir sind sogar für ihre kleinen Beine recht schnell, so dass wir nach 4 Stunden wieder am Womo sind. Toll, wir haben uns gar nicht gehetzt, mit Pause und Tochter ist dreiviertel der Strecke gelaufen. Und das Wetter ist immer noch Wolkenlos, nur in der Ferne hängen dicke Cumulus.

Die letzten Sonnenstrahlen beleuchten unseren Abstieg

Die letzten Sonnenstrahlen beleuchten unseren Abstieg

Nichtsdestotrotz ist es schon kurz nach Acht. Wir fahren jetzt nicht mehr ganz hoch, denn hier ist es schön und wenn es oben keinen Stellplatz gäbe, müssten wir alles wieder runter. Und das ohne Abendessen! Da verschieben wir die Sache auf morgen, wie wir Tochter da ohne Schlechtwerden hochkriegen.

 

Stellplatz Parking Artigusse

Stellplatz Parking Artigusse

Stellplatz: Parkplatz Artigusse (1500müNN), recht eben, mitten in der Natur, Mülleimer +