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Entdeckung an der Küste

Aller guten Dinge sind drei. Heute findet die Morgenwanderung statt. Und auch noch sehr schön. Direkt vorm Bus steht das Hinweisschild das auf Bronzezeitliche Ruinen, ein Steingrab (Cairn) und den alten Handelsweg zum Hafen hinweist. Diesem Weg folgen wir. Es geht unterhalb des Basaltstielabbruchs entlang, dann erst sanft am Hang lang und dann in Serpentinen bis zum Sattel.

Der Weg ist wohl wirklich mal ein wichtiger Handelsweg gewesen, denn er ist gepflastert, aber kein modernes Pflaster, sondern richtig alt, teilweise im Morast versunken, meist schön pittoresk von der Grasnarbe überwuchert aber größtenteils gut erhalten. Es geht allerdings schottisch steil nach oben, krasse Vorstellung dass sie früher hier die Karren raufgezerrt oder ihre Handelswaren raufgeschleppt haben. Mir reicht schon unser Nachwuchs. Oben eröffnen sich neue Blicke auf die Steilabbrüche der Trotternish Halbinsel, die wir gestern erwandert hatten und übers Meer auf Festland und rüber zu Lewis und Harris.

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Handelsweg Staffin

Die Rundhausüberreste entdecken wir nicht, dafür aber den alten Steinkreis über der Grabkammer, der genau die richtige Höhe um darauf zu picknicken. Gestärkt laufen wir mit schönsten Ausblicken wieder nach unten. Das Wetter ist trocken, aber es weht ein schneidend kalter Wind, es fühlt sich richtig nach Winter an, brr. Das Thermometer im Auto verkündet 12°.
Erschreckend, aber wohl nicht genug, denn wir fahren zur richtigen Wanderung des Tages, zu den Klippen von Rubha Hunish.

Der Einstieg hat sogar einen kleinen Parkplatz, aber der ist hoffnungslos überfüllt. So ganz haben wir uns immer noch nicht an den Betrieb auf Skye gewöhnt. Schnell noch im Bus zu Mittag gegessen und kurz vor zwei starten wir zur Wanderung. Unser Führer ((c) 2013!) ist allerdings gar nicht up to date, denn die Wegspuren und Metalltorüberkletterunegn, die er beschreibt, sind von einem breiten, komfortablen Schotterwanderweg mit Hinweisschild abgelöst.

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Rubha Hunish

Nungut, so gibt’s auch diesmal kein Problem mit der Wegfindung. Meinen wir zumindest, aber wir werden es nachher schaffen eine Variante zu gehen, die nicht unbedingt beabsichtigt war. Jetzt gehen wir beschwingt und recht unterkühlt erst mal Richtung Meer. Der Schotter hört denn auch bald auf und es folgt der üblich Wanderweg aus Gras, Sumpf und Matsch. Hier allerdings mit viel mehr Matsch, da hier viel Betrieb ist. Die Landschaft ist wieder grandios, vor uns das Meer mit dem Ausblick auf die vorgelagerten Inseln, hinter uns die fantastischen Steilabbrüche und rechts und links das schottische Moorland. Wir halten auf eine Scharte zu.

Oben müssen wir zwei Zäune überwinden und stehen am Rand einer 100m hohen Basaltklippe. Diese kann man in einer Rinne absteigen und steht dann unten auf einer grünen Wiese, am Fuß der eindrucksvollen Klippen. Die Wiese wiederum fällt über tiefschwarze Klippen ins Meer ab. Bewachsen sind diese mit gelben Flechten, unten schäumt tiefblau und weiß das Meer. Ein toller Kontrast.

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Tiefschwarzer Basalt – gelbe Flechten

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Steilabbruch zum Meer

Wir umwandern diese kleine Halbinsel, schauen die Klippen herunter, können aber keine Robben entdecken. Dafür werden wir vom dem eiskalten Wind durchgepustet. Uns ist kalt, obwohl wir richtig viele Schichten an haben. In dieser Montur habe ich auch schon mal ne Schneeschuhrunde in den Vogesen gedreht. Also ab zurück ins Warme.

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Basaltklippen von Rubha Hunish

Die erste Wärme erzeugen wir schonmal selbst, als wir die steile Rinne zu Scharte wieder emporkraxeln. Oben sind wir wieder warm und es ist einigermaßen windgeschützt. Also Zeit fürs Picknick, nachdem Tochter schon seit einiger Zeit verlangt. Wir essen gut, doch Tochter macht lieber Quatsch und isst fast nichts. Uns wird wieder kalt und so gehen wir bald weiter. Wir gehen noch keine 5 Minuten da ertönt es aus Hüfthöhe: Ich hab Hunger, ich möchte Picknick machen. Argh, irgendwann haben wir sie dann auf ein zweites Picknick nachdem wir etwas gelaufen sind hochgehandelt. Wir laufen also etwas, uns ist kalt, Tochter hat Hunger und wir freuen uns schon aufs Real Ale in der Bar heute Abend. Was muss dann zwangsläufig passieren? Richtig, wir verlaufen uns (fast). Auf dem Hinweg gab es teilweise Pfähle mit weißer Markierung.

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Landschaft, Schaf … äh Telefonzelle?

So folgen wir auch jetzt den Pfählen. Irgendwann stelle ich aber fest, Moment mal, hier sind wir aber nicht lang gekommen, wir waren doch oben am Grat, jetzt sind wir unten am Hangfuß. Nach unseren einschneidenden Erfahrungen mit der Wegfindung auf Sardinien nehme ich ja jetzt zu jeder Wanderung, egal wie einfach sie scheint da GPS mit. Ein Blick darauf verrät, dass wir tatsächlich einen anderen Weg gehen als auf dem Hinweg. Komisch, aber hier ist ein deutlicher Weg und auch die Pfähle stehen in regelmäßigen Abständen. Wir könnten jetzt quer durch die Pampa zum alten Weg stapfen, aber wir beschließen noch weiter den Pfählen zu folgen, so lange diese ungefähr in unsere Richtung zeigen. Wir gehen also unten im Talgrund, ein Vorteil ist schonmal, dass es hier viel weniger matschig ist. Wir kommen an Crofter Ruinen vorbei und waten durch kniehohe Farne, dass man den Weg unter sich gar nicht mehr sieht und quasi fast blind läuft. Plötzlich teilt sich die Trittspur und wir sehen oben am Hang einen Pfahl und unten im Tal. Na toll, was ist denn hier los? Wir entscheiden uns für den Hang, weil uns das wieder näher an unseren Hinweg heranbringt und nach dem wir einigen Trittspuren folgen, erreichen wir diesen auch irgendwann und schön geschottert geht’s zurück zum Bus. Vier Stunden haben wir für diese dreistündige Wanderung gebraucht. Nicht schlecht, denn Tochter ist ein gutes Stück gelaufen und wir hatten zwei Pausen. Unser Domizil hat innen nur 16°, aber das empfinden wir schon als mollig warm, so durchgepustet sind wir.

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Sligachan Hotel

Schnell alles fahrfertig gemacht und ich düse Ale, Fish and Chips und der Whiskybar entgegen. Allerdings ist meine Sehsucht nach all diesen Dingen wohl zu groß, denn erst wird Sabine schlecht und dann verliert Mara etwas von ihrem 2. Picknick. Mist, da bin ich wohl zu schnell über diese Achterbahnstrassen gefahren. Zum Glück hat Tochter sich vorher gemeldet und so bleiben uns Sitzsäuberungen erspart. In Rentnerstyle fahren wir fort.

Trotz allem sind wir irgendwann mal da. Schnell den Campplatz bezogen, die ewig lange Dusche genossen und die Bar geentert. Kleiner Rückschlag, das Black Face Ale ist aus, also trinke ich ein Brown Ale, Sabine ein Light, Mara ihr stilles Wasser und wir alle drei essen fettige Sachen. Zum Abschluss gibt es noch einen Whisky, nur was? Von den rauchigen kennen wir viele schon, oder haben wir zuhause stehen oder können wir uns nicht leisten.

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Seumas Bar, die II.

Ich habe aber die Whisky Bible mitgebracht und lasse mich inspieren. Ah der Topbewertete ist eine Vanillebombe. Und nach dem Macallan 12 ist Sabine klar, sie mag sowas. Und ich will wenigstens mal den 97,5% Prozent Whisky (nach Murray) probiert haben. Also holt Sabine den Old Pulteney 17 und 21 Jahre. Leider gibt’s hier ja nur Tumbler, aber die Nase ist schon sehr vanillig, beim 21er kommt auch noch Eiche dazu. Der Geschmack ist dann eher scharf, süss, vanillig, und ich bin etwas enttäuscht. Aber der Abgang ist dann ne Liga für sich, ewig lang und gerade beim 21er sehr voluminös. Selbst beim unterhalten ne halbe Minute später atmet man noch Vanille aus! Also den werden wir uns in die Bar stellen.

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In der Bar hat jeder seinen Spass

Wir denken noch an eine Octomore 5, aber Tochter ist totmüde, es ist schon nach zehn. Also heimwärts zum rolling home. Wir sind gespannt aufs Wetter für morgen. Zur Zeit regnets, die Prognose ist auch nicht gut, aber es gäbe noch eine Tour von hier ins ‚Heart of the Cullins‘. Dazu braucht man aber gutes Wetter, sonst sieht man nichts. Schauen wir mal, wir sind jetzt zum vierten mal hier und zum vierten mal regnets! Wir haben die Cuillins bisher immer nur von der Ferne gesehen, nicht aus der Nähe, kein Wunder, dass Hillary hier im Winter für seine Everest Besteigung trainierte…

Stellplatz Camping Sligachan Hotel