Das Wetter ist perfekt! Wolkenlos und morgens um 9 schon 18°. Ein Sommertag. Dummerweise steht heute nicht wandern auf dem Programm sondern Fähre. Aber erstmal lasse ich den Motor warmlaufen. So einen Quatsch mache ich ja normal nicht. Aber gleich müssen wir die Straße von gestern wieder hoch. Und die hat geschätzte 20%. Der arme Motor, Vollgas im ersten mit 3000 Umdrehungen röhren wir das schmale Asphaltband hoch. Die 120PS reichen, mit meinem alten Bulli BJ 74 wärs nicht gegangen, mit dem 68PS T4 wahrscheinlich auch nicht. Oben fällt mir ein, ich hätte mal die Momentanverbrauchsanzeige angucken sollen.
Das Wetter ist klar und schön, die wunderschöne Landschaft von Skye fliegt an uns vorbei. Ja genau, fliegt, ich bin zu schnell gefahren, Mara verliert hinten ihr Müsli. So ein Mist, der Römer Kindersitz sieht spacig aus, aber zum reinigen muss man ihn halb auseinanderbauen. Wir waren jetzt etwas verwöhnt, hat sich Tochter bisher doch gut gehalten. Aber eigentlich wählen wir unsere Stellplätze strategisch. Also so, das wir am nächsten morgen gleich etwas unternehmen, und nicht gleich losfahren. Nur nicht heute, denn es war gestern sooo schön, das wir dageblieben sind. Nunja seit Sardinien haben wir ja Routine im Tochter und Sitz reinigen und knapp ne halbe Stunde geht’s im Rentnertempo weiter. Zum Glück werden jetzt auch die Straßen wieder größer und bald zweispurig, so dass wir nur mit leichter Verzögerung in Uig eintreffen.

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Museum of Island Life

Wir haben noch ne Stunde bis zum Latest check in. Das reicht doch noch für das Skye Museum of Island Life. Tochter schläft jetzt und ich kann den Einheimischen-Style auf der Single Road ab Uig pflegen.
Das Museum ist schön gemacht. Detailverliebt sind verschiedene Crofterhütten aufgebaut, bzw. anscheinend auch original erhalten. Es gibt eine Schmiede, semi interessant, ein Weberhaus mit 150 Jahre altem Webstuhl und ein dreizimmeriges Cofterhaus mit Wohnstube, Eltern- und Kinderschlafzimmer. Das ist wirklich toll gemacht, allein dafür lohnt schon der moderate Eintritt von 2,50 Pfund. Mit sehr schönen Details, wie gesagt.

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Im Crofter Haus

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Schöne Details

Da sitzen Oma und Opa vorm Kamin, in jedem Bett liegen tönerne Bettflaschen, eine uralte Flasche Glenmorangie steht auf der Anrichte, ein selbst genähtes Hochzeitskleid von 1924 hängt im Schlafzimmer und an der Wand das Originalhochzeitsfoto der Dame mit diesem Kleid nebst Urkunde. Wir müssen leider recht schnell durch, unsere Fähre wartet unten im Hafen – denken wir …

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on the road – North Skye

Gemächlich und magenschonend fahren wir zurück nach Uig zum Hafen. Kaum jemand in der Queue, sowas. Recht schnell erfahren wir den Grund: Die Fähre verspätet sich, 14:30 statt 13:15 ist die Info, allerdings nur die erste, wie sich noch herausstellen sollte. Also vertreten wir uns im übersichtlichen Ort ein bisschen die Füße. Die Stichstrasse nach Norden endet schnell im hundebewachten ‚private‘ Gelände. Also checken wir die Tourishops, es gibt zwei Pottery Läden, ein Cafe, ein Restaurant und den Brewery Shop. Der ist von der Skye Brauerei, hört sich ja mal interessant an, die Preise allerdings nicht, 2.65 für eine Flasche, nee das bleibt da. Wir shoppen nix außer ein MiniMilk Eis für die Tochter. Auf dem Rückweg zum Auto hört Sabine jemanden telefonieren: „the fuckin‘ ferry broke down“. Oh nein. Bald kommt auch ein Ferry Typ vorbei, der die neuesten Abfahrtszeiten rausrückt, 4.30 pm. Ich frage was Sache sei: ein ‚problem‘ mit den ‚props‘ (Schiffsschrauben?).

Mist, jetzt sitzen wir hier 4 Sunden bei schönstem Sonnenschein auf dem Parkplatz fest. Noch nicht mal Wlan gibt’s, was es sonst bei fast allen CalMac Terminals gab.
Die Zeit geht doch irgendwie rum. Leider verlieren wir dadurch einen halben Urlaubstag auf den Uists, womit wir da jetzt nur noch einen Tag Zeit haben. Zum Trost und wegen der nun vorgerückten Uhrzeit essen wir auf der Fähre zu Abend. Fish and Chips sind mit 7.75 wirklich bezahlbar, die Portionen ordentlich und die Fettbomben heben die Stimmung.

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Skye – ein Blick zurück

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Die Cuillins – wir sehen sie immer nur von fern

Die Aussicht von der Fähre ist genauso ordentlich. Endlich sehen wir nach vier Jahren die Cuillins wieder. Wir standen in Sligachan ja vor ein paar Tagen (Anmerkung von Sabine: das war gestern Vormittag!) an derem Fuß und sahen – nix, nur kondensiertes Wasser. Also jetzt endlich, und auch die tolle Steilküste auf der wir gestern wandern waren zieht an uns vorbei.

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North Uist

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North Uist II

Die See ist ruhig, und schon bald erreichen wir North Uist im schönsten Abendlicht. Wir beschließen Licht und Zeit noch zu nutzen, denn gegessen haben wir ja schon. Also geben wir Lochboisdale ins Navi ein und fahren nach Süden.

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Street View Uist

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Sundown Driving

Die Insel zieht uns sofort in ihren Bann. Das klare, sonnige Wetter und das wunderbare Abendlicht tun natürlich einen Großteil dazu. Man fährt auf problemloser Strasse durchs platte Land, dass immer wieder unterbrochen ist von Seen, Sümpfen und Meeresarmen. Ab und zu wechselt man auf einem Steindamm über zur nächsten Insel. In der Ferne im Westen sieht man immer wieder das Meer aufblitzen, während im Osten die Berge präsent sind. Sehr schön, auch spannend und mal wieder ein neuer Eindruck für uns. Mich würde mal interessieren, wie das ganze bei richtig schlechtem Wetter aussieht. Der Reiseführer schreibt was von verlassenen Dörfern wegen der schweren Winterstürme.

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Strand auf South Uist

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Mit Sonnenuntergang

Eigentlich wollten wir bis Lochboisdale durchfahren und dann wieder zurück um uns irgendwo an der Straße aufzustellen. Doch Tochter wünscht sich Strand. Gar nicht so einfach, wir probieren mehrere Wege aus, die seltsam beschriftet sind, das man meinen könnte sie führen zum Strand. Aber Offroad brauchen wir heute nach acht nicht mehr. Endlich gibt es eine Straße, die groß genug ist, dass sie auch im Navi drin ist und im Bogen anscheinend dicht am Strand entlangführt. Das tut sie dann auch! Nach einer Zu-Fußbegehung fahre ich den Bus rückwärts einen Gras/Sandweg hoch bis zum Traum Strand-Stellplatz überhaupt. Ganz allein stehen wir hier direkt an der Abbruchkante zum weißen Sandstrand. Im Westen geht die Sonne unter, im Osten schweift der Blick über weite Marschlandschaft bis er an den Bergen haften bleibt.

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Stellplatz Premium Grade

Stellplatz South Uist Westküste: Traumplatz, ganz allein, kilometerlanger weisser Sandstrand im Westen, die Berge im Osten.

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