Schön, endlich geht es los. Die Eifel und Mosel sind ja nun unser eigentliches Ziel für diese Tour. Und die Anreise ist so kurz das wir sogar diesesmal nicht über Nacht fahren, sondern morgens und Tochter dafür mit Pippi Hörspielen bestechen. Das Wetter ist schlecht gemeldet und auf nasser Strasse fahren wir auch ab. Aber es wird immer schöner und ab Alzey scheint die Sonne. Das ist schon mal toll, dabei haben wir uns doch erstmal Schlechtwetterziele ausgesucht.

Unser erstes Ziel heisst Mendig in der Eifel. Dies war mir von früher nur als Autobahnabkürzung auf dem Weg nach Köln oder Bonn bekannt, aber nein, dort gibt es anscheinend auch etwas zu sehen.

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Was ist das? Ein Vulkan vor 200000 Jahren!

Wir parken auf dem offiziellen Wohnmobil-Stellplatz nahe dem Museum und warten dort auf S+S. Dieser steht schon fast voll mit Womos, aber für unsere kleinen Kastenwägen findet sich noch ein Plätzchen. Schnell gepackt und zum modernen Museumsbau rüber. Oha, der Eintritt ist nicht zu verachten, aber es gibt eine Familienkarte. Da unsere Tochter noch als unter 1m durchgeht, ist es für uns drei billiger als für S+S. Schnell finden wir heraus, das das Museum aus einigen Teilen besteht: Eine Multimedia-Filmvorführung, ein interaktives Museum im Obergeschoss, dem unterirdischen Basaltsteinbruch und der Museums-Lay, einem oberirdischen Freiluftmuseum. Gut, wir habens ja nicht eilig, also nehmen wir uns alles nacheinander vor.

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Vulkanausbruch! Was man auf dem Bild nicht sieht, die Sitze wackeln passend dazu…

Die Multimediavorführung ist wirklich gut gemacht. Sie zeigt die Geschichte der Region mit verschiedenen Beamer-Darstellungen, projiziert auf eine halbrunde Leinwand und einen kleinen Vulkan. Natürlich mit Surroundsound, Nebeleffekten und wackelnden „Basaltsäulen“-Stühlen.

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Und zum Schluß der pyroklastische Strom des Laacher.See Vulkans

Was ist also hier passiert? Vor 200000 Jahren brach der Wingertsberg-Vulkan aus (auf dem damals sicherlich noch kein Weinberg zu finden war). Auf seinem mächtigen Lavastrom steht jetzt der Ort Mendig und auch das Museum. Noch heftiger war dann aber vor 12900 Jahren die Explosion des Laacher-See Vulkans. Diese war wohl einige Male stärker als die Mt. St. Helens Katastrophe. Weite Teile der Eifel wurden von Asche und Bims in vielen Metern dicken Schichten bedeckt. Schön, als Geographen hatten wir davon sogar schon mal gehört, aber es ist gut gemacht und wir werden genauso gut unterhalten, den pyroklastischen Wind- Effekt hätte man sich aber sparen können.

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Abstieg durch viele Meter dicken Tuffstein

Der Einstieg zum Lava-Keller befindet sich ein paar hundert Meter weiter. Wir sammeln uns zu einer Führung, bekommen Helm und wer möchte eine Gummijacke und dann geht’s 32 m tief nach unten. Eine schmale Treppe führt durch die mächtige Tuffsteinschicht geradewegs nach unten, dann queren wir eine dünne Basaltdecke und landen in einer riesigen Kaverne. Unser Führer labert recht viel (jedes fünfte Wort: „Einzigartig!“), aber ab und zu kommen auch ein paar Infos dabei rum. Aha ein riesiger unterirdischer Basaltsteinbruch, fast 3km² groß. Wahnsinn, leider bekommen wir nur einen kleinen Teil zu sehen, aber der kann immerhin was! Basaltsäulen soweit das Auge reicht, hier wurden wohl hauptsächlich hochwertige Mühlräder hergestellt. Einzigartig! Über 169 senkrechte Schächte wurden diese früher per Göpeln nach oben geschafft. Das waren Hand- oder Pferde-betriebene hölzerne Krankonstruktionen. Einzigartig!

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Eine unterirdische Welt – riesengroß!

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Die typischen Basaltsäulen

 

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Brauerei Gebäude – unterirdisch!

Als dann Mahlsteine nicht mehr gebraucht wurden, fand man eine andere Nutzungsmöglichkeit der weitläufigen Basalthallen – als Bierlagerstätten. Einzigartig! Aber nicht nur das zur Hochzeit 28 Brauereien hier bei konstanten 6-9° ihr Bier lagerten, einige brauten sogar ihr Bier gleich hier unten! So können wir noch einige Gebäudereste ehemaliger Brauereien unter Tage besichtigen. Unser toller Führer behauptet, die Luft hier unten sei so rein, dass jeder Schnupfen sofort weg sei. Sie ist wirklich ungewöhnlich klar, aber Sabines Schnupfen stört sich daran leider nicht und bleibt ihr erhalten. Irgendwann war übrigens die Kühltechnik erfunden und unterirdische Lagerhallen überflüssig. Die jetzige Nutzung ist dann auch eher unspektakulär, man kann hier heiraten (brr), ab und zu gibt’s es Konzerte und schlechte Filme werden hier ab und an auch mal gedreht.

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Der aufgelassene Steinbruch. Nur, warum ist der Baum so krumm?

Wieder am Tageslicht geben wir uns dem Kuchengenuss im nahen Cafe hin. Bei selbstgemachtem Erdbeerkuchen sitzen wir in der Sonne, der Wind hat sogar etwas nachgelassen. Dermaßen gestärkt beschließen wir noch den oberirdischen Steinbruch zu besuchen. Kein Problem, er ist gleich um die Ecke und auch noch ausgeschildert. Hier stehen einige ältere und neuere Gerätschaften in der Landschaft herum. Sehr schön pittoresk und schön anzuschauen, auch wenn man vor Augen hat wie hart die Arbeit damals war.

Zurück im Museum enttäuscht aber die interaktive Ausstellung im Obergeschoss, ein paar Mini-Mitmach-Phsyikspielchen, Texte an den Wänden, und die sprechenden Steine sind dann auch eher ein Gag als eine Infovermittlung. Wer schon mal im Te Papa in Wellington war, den haut das hier aber nicht mehr aus den Latschen. Immerhin gibt es ein schönes Diorama des Lavakellers mit bedienbarem Kran. So ist wenigstens die Tochter zufrieden.

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Ein Modell des Steinbruchs, leider das tollste an der „interaktiven“ Ausstellung

So viel Bildung im Urlaub macht natürlich hungrig. Im Reiseführer lesen wir etwas von deftigem Essen in der nahen Vulkanbrauerei. Also auf dorthin. Die letzte der 28 Brauereien der Gegend bietet wohl auch Führungen an, dafür sind wir allerdings schon zu spät. Auf dem Parkplatz hat aber jeder der uns entgegenkommt mindestens ein Sixpack, wenn nicht gleich einen Bierkasten unter dem Arm, also so schlecht kanns nicht schmecken! Es sei schon jetzt verraten, auch wir kommen so heraus…

Durch verwinkelte Gänge an Bierbrauequipment und dem Shop vorbei erreichen wir den Gastraum. Dieser ist recht groß, recht bieder, mit Bestuhlung im Dorfkneipenbarock. Naja, ich hatte etwas mehr erhofft, aber S+S haben schon einen Tisch in der Ecke ergattert. Uh, direkt daneben ist eine geneigte Glasfront durch die man 40m nach unten in einen der alten Schächte gucken kann, cool. Wir bleiben also, die Speisekarte reissts dann sowieso raus: ein Traum in Fleisch, und Dunkles brauen sie auch. Gestärkt in jeder Hinsicht rollen wir nach einiger Zeit wieder raus. Am Shop kommen wir auch nicht vorbei, ein Kasten Helles muss mit. Eine Empfehlung, wer in der Gegend ist, rustikales Ambiente, gute Grill und Fleischküche und das Bier frisch aus dem Fass ist auch nicht zu verachten.

Genug der Völlerei, sportlicher Urlaub ist doch auch unser Ding, also schmeißen wir uns noch mal auf die Strasse Richtung Mayen zur Ettringer Lay.

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Ettringer Lay – alte gerätschaften rosten nun in schöner Landschaft vor sich hin

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Stellplatz Ettringer Lay

Stellplatz Ettringer Lay: Parkplatz, keine Versorgung, landschaftlich schön, Klettergebiet nebenan.