Heute sind wir früh dran. Das ist gut, wollen wir uns doch ein paar Vulkane geben. Die ersten zwei liegen direkt hinter unserem Haus. Eigentlich ist uns das klar, doch wie nah, das sehen wir nachher noch. So fahren wir einmal um den ganzen Berg herum nach La Geria. In die Straße der Bodegas. Was eine krasse Landschaft. Schwarze Lapilli fielen hier vor 300 Jahren meterdick und begruben die einstige Kornkammer unter sich.

In dieser skurilen Landschaft

Doch die Bewohner haben aus der Not eine Tugend gemacht und ein ganz eigene Anbauform gefunden: Metertiefe Krater, die bis auf den fruchtbaren Boden reichen. Die Kapillarwirkung der porösen Lavakügelchen sorgt der für den Transport der nächtlichen Taufeuchtigkeit nach unten. Ausreichend für die im Zentrum sitzenden Pflanzen. Und vor dem scharfen Wind schützen kleine Steinmäuerchen. Und zwar eins für jeden Weinstock.

gehen wir nun wandern

Durch diese extreme Anbauform wandern wir nun. Tausende menschengemachte Krater in alle Richtungen und ebenso viele halbbrunde Steinmäuerchen. Auch mal eckig oder elliptisch. Wahnsinn, was eine Kulturlandschaft. Die Krater und Calderas im Hintergrund tun ein übriges zu der grandiosen Szenerie aus schwarz und rot.

immer höher steigen wir

Trotz 20 Grad scheinen die Reben Jahreszeiten zu erleben. Denn bei denen ist nun Winter. Keine Blätter daran und sie werden gerade beschnitten. Und überall brennen die Rebenfeuer, ganz wie früher an der Mosel.
Höher und höher auf tiefschwarzem Untergrund steigen wir. Keine Wolke am Himmel, die Sonne brennt, aber durch den leichten Wind ist es angenehm.

klare Linien – dank Manrique sind die meisten Häuser weiß

Auf Wirtschaftswegen und kleinen Pfaden kommen wir stetig höher. Unser Ziel ist der der dritthöchste Berg der Insel, da kommen ein paar Höhenmeter zusammen.

Lanzarote

Schon recht bald erreichen wir die Caldera de Baida. Schick wandern wir unter ein paar Palmen hindurch in das schwarzsandige Rund.
Danach an der Flanke der Caldera entlang um im Halbkreis den Gipfel zu erreichen. Von hier hat man schon eine tolle Rundumsicht, doch das lässt sich gleich noch toppen. Von hier entdecken wir aber unser Haus. Fast in Steinwurfweite, war uns gar nicht klar, dass wir so nah am nächsten Vulkan wohnen.

im Krater

Wir steigen auf der Westseite wieder ab um das eigentliche Ziel, den Montana de Guardilama zu erreichen. Das geht ganz einfach im weichen Tephramaterial, zumindestens abwärts.

interessante Ausblicke vom Kraterrand

Tochter wird das ganze langsam etwas lang, doch bald sind wir oben. Eine fantastische Rundumsicht! Auf beiden Seiten glitzert das Meer, tiefschwarz das Tal unter uns mit seinen Zehntausenden Weinkratern. In vielen verschiedenen Rot-Tönen leuchten die Hänge im Hintergrund, grellweiß die Häuser und blau darüber der Himmel.

und ebenso interessante Krater

Wir picknicken ausgiebig hier oben und können uns gar nicht von diesem Ausblick losreißen. Erwähnte ich schon die Krater? Die verschiedensten Ausführungen kann man von hier oben besonders gut sehen: Klein, mittel, groß, mit oder ohne Mauern, ganz akkurat oder auch etwas freier verteilt. Auch mal als große Kastenformen, in der Ebene, aber auch am steilen Hang.

menschengemachte Krater

Irgendwann steigen wir doch ab, wir wollen ja nicht den Urlaub hier verbringen – obwohl…

von nahem, in vielen unterschiedlichen Ausprägungen

Wieder direkt durch den Weinanbau laufen wir nun. Ein toller Weg, acu weichen Lapilli weichen Katus und Wienbau. Unter einer einsamen Palme durch zu einer urigen Bodega. Es gibt sogar ein Restaurant, aber leider ohne Eis und so will Mara hier nicht bleiben.

in diesen Trichtern sammelt sich die Taufeuchte

Nagut, WIR hätten uns gerne da etwas hingesetzt und von den 350 Höhenmeter in knalle Sonne ausgeruht.
Wieder im Auto fahren wir alsbald mitten durch ein junges Lavafeld. Genau wie in Island, mit dem kleinen Unterschied, draußen stehen Palmen, es sind 21 Grad und der Kreisverkehr wird von einer Dromedarkarawane blockiert.

Verkehrsstau

Eine unwirkliche Landschaft ist da außerhalb der Fenster. Zerrissene Lava in gelb, rot und braun, eingebrochene kleine Lavatunnel, Auswurfkrater, Nebenkrater, Calderen soweit das Auge blickt. Ja, als Vulkanfan kommt man auf seine Kosten.
Leider soll (und kann) man nicht anhalten. Wir tuckern also langsam durch diese unwirkliche Mondlandschaft und landen landen am Kassenhäuschen.

im Timanfaya Nationalpark

Weiter nun auf dünnem Teerband durch den Nationalpark Timanfaya zur Islota del Hilario. Schnell haben wir geparkt und schon sitzen wir in einem Reisebus zur Rundtour durch den Nationalpark. Richtig, hier darf man nämlich nicht wandern, sondern wird mit Bussen durch den Park gekarrt.

ein toller Park – schade dass man hier nicht wandern darf

Nunja, sogar Tochter meint, sie würde lieber wandern als mit dem Bus fahren. Das heißt schon was. Natürlich machen wir das trotzdem, sonst hat man ja keine Möglichkeit, etwas zu sehen.

Im Bus durch den Nationalpark

Wir zockeln also nun im klimatisierten Setra durch die junge Landschaft. Ein dreisprachige Banderklärung bringt uns das Vulkanereignis draußen näher. Vor knapp 300 Jahren brachen auf einer zig kilometerlangen Spalte mehrere Vulkane aus. Nach 6 Jahren war ein Fünftel der Insel unter einem Lavateppich begraben und weitere Teile von Tephra und Asche bedeckt.

Vulkanformen

Im 19. Jahrhundert kam es zu weiteren Ausbrüchen, die die Landschaft noch einmal überprägten. Entsprechend sieht es draußen aus: junge Lava, erst ganz zart von Pflanzen besiedelt in allen Rot- und Schwarztönen. Auswurfkrater, und eingefallene Röhren.

wie

Ab und an hält der Bus. Doch leider darf man nicht aussteigen, und so sieht man alles nur aus dem Fenster.

aus dem Bilderbuch

Wieder angekommen wollen wir das Besucherzentrum besichtigen. Doch das befindet sich hier gar nicht, sondern nur ein großen Restaurant mit Kantinenatmosphäre – immerhin aber extravaganter Aussicht. Und einer interessanten Küche: Hier steigen dermaßen heiße Dämpfe aus der alten Magmakammer auf, dass man in diesen grillen kann! Cool, sowas brauchen wir im Garten…

heiße Luft

Doch trotz allem bleiben wir nicht, wir wollen lieber Infos, also fahren wir nach Norden zum wirklichen Besucherzentrum. Doch leider hat unser Reiseführer recht, es ist kurz nach 4 und die Schranke davor wird gerade abgeschlossen. Tolle Öffnungszeiten …

man kann direkt drauf grillen

Wir schließen den Kreis und fahren wieder zurück zu den Bodegas vom Morgen. Die Bodega Rubicon wählen wir aus den weißen Gebäuden, die am Straßenrand aufgereiht sind.

Auf der Straße der Bodegas

Gute Wahl, wir landen in einem historischen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. Im angeschlossenen Restaurant gibt es allerdings nur lokale Spezialitäten, die nichts für Tochter Gaumen sind.

Wir machen eine Weinprobe

Also machen wir nur ein Tasting. Ich bin ja mal gespannt, wie der Wein aus diesen Bombentrichtern schmeckt. Wir bestellen am schicken Tresen extratrocken, einmal rot und einmal weiss. Der Rote riecht meines Erachtens echt verbrannt, erinnert etwas an rauchigen Whisky. Aber hat wenig Tiefe. Das macht der Weiße aber besser. Schön trocken und als er bisschen wärmer wird, auch schön fruchtig. Wir holen nochmal zwei Weiße in noch fruchtiger. Trocken ist besser und so wandern zwei Flaschen davon in unseren Kofferraum.

draussen klassisch

Wir dagegen wandern noch etwas durch das historische Gebäude. Alte Räume, eine seltsamer Tastinroom mit Glasboden und schließlich den Keller.

aus dem 17 Jhdt,

Schön, aber wir haben Hunger. Gestern wind wir doch durch dieses hübsche Bergdorf gefahren. Femes, und da waren doch diese Aussichtsrestaurants Richtung Sonnenuntergang.

inklusive Weinkeller

Da fahren wir hin! Sind doch nur 10 Minuten von hier. Schön diese kleine Insel, schnell ist man on A nach B gefahren. In B finden wir gleich einen Parkplatz. An der kleinen Kirche schlendern wir vorbei in Richtung Aussicht. Hier sind zwei Restaurants gleich nebeneinander. Wir nehmen das Vordere und setzen uns auf den Balkon mit Blick auf die Südküste. Knapp 1 Stunde bis zum Sonnenuntergang, perfekt getimed.
Wir speisen nun einen ganzen Fisch, sehr lecker und schauen runter. Alles gut, bis drauf, dass der Sonnenuntergang recht schnell vorbei ist, da eine Wolkenbank über dem Meer liegt und den Feuerball ganz unprätentios verschluckt.

Abendspaziergang in Femes

Es wird nun doch schnell kalt. Aber das macht nichts, wir waren ja gut getimed, also zahlen wir und fahren wenige Minuten nach Hause knapp unterhalb des Feuerbergs…

zu Hause im kleinen Paradies