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Tobermory – schönstes Hafenstädtchen Schottlands, stimmt…

Früh starten wir und verlegen das Frühstück nach Tobermory. Ein wirklich schönes Hafenstädtchen mit seinen bunten Häuschen direkt am Wasser. Nach Frühstück und Dusche teilen wir uns auf. Ich gehe zu Destillery Tour in der Tobermory Destillery und da keine Kids erlaubt sind gehen die Mädels shoppen.
Ich hab noch gar nicht in die Tüte mit den geshoppten Gegenständen reingeguckt, aber ich wette, die beiden haben ihr Geld sinnvoller angelegt.

 

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Tobermory Destillery

Die Tour startet mit 16 Leuten in einem 10m² Raum mit einem Video, aua. Danach wird man im Schnelldurchgang durch die mittel sehenswerte Destille geführt. Hier ist leider totale silent season. Gemälzt wird eh nicht, nichts läuft, alles ist leer, Photos darf man natürlich auch keine machen. Trotzdem schieße ich wenigstens die Stills. Warehouse gibt’s nur als Deko für die Tour, der New Make geht nämlich im Tankwagen gleich aufs Festland. Es gibt einen Dram im Anschluss. Ich nehme den Tobermory 10, den Ledaig haben wir ja zuhause stehen. Und was soll ich sagen, für einen zehnjährigen irgendwie leicht sprittig und auch sehr arm in der Nase. Naja wurde ja auch im Tumbler gereicht…

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Tobermory II – ganz rechts hinten der Fähranleger

Also die Tour kann man sich sparen, ich schlendere lieber zurück durchs schöne Städtchen, das sollte man sich nämlich auf keinen Fall sparen! Der Fähranleger ist dann auch gleich am Endes des Piers, sodass ich den Bus nur kurz umrangiere und schon in der Schlange der Hop on Fähre stehe.
Hier warten wir dann auf unsere Fähre und es fängt an zu regnen. Wie schön, dass wir beim sightseeing noch Sonne hatten, so stört das Wetter gar nicht sondern gehört zur Kulisse. Dann dürfen wir noch den Einsatz des örtlichen Lifeboats erleben. Ein Typ der so richtig nach hartem Seemann aussieht rennt in schwerem Ölzeug, Schwimmweste usw mit Handy am Ohr an uns vorbei und besteigt das am speziellen Anleger befestigte Lifeboat. Das ist ein recht großes Teil, größer als die meisten Fischkutter im Hafen. Eher noch größer ist der Motor, der jetzt gestartet wird. Der Motor läuft mehrere Minuten mit wechselndem Gas warm. Ein ziemlich beeindruckendes Geräusch, muss ich sagen, währenddessen halten am Pier alle halbe Minute verschiedenste Autos, jeweils ein Typ springt raus, läuft ins Lifeboatgebäude und kommt mit Hochseemontur wieder raus und springt aufs Boot.

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Tobermory III

Aha, wohl so eine Art „freiwillige Feuerwehr“ auf See. Nach nicht mal 10 Minuten werden die Leinen losgemacht und das Boot prescht mit einer Monsterpower los. Wahnsinn wieviel Wasser dort verdrängt wird. Etwas eindrucksvoller als Don Johnson auf seinem ProloBoat. Sabine fragt sich wieviel Sprit das Teil wohl verbraucht, also das Lifeboat. Ich habe keine Ahnung, ich vermute mal das wird in Liter pro Minute angegeben, wie beim Hubschrauber 😉 Jedenfalls ist es schnell außer Sicht und wir wenden uns dem ungleich unspektakulärerem Fährbetrieb zu.

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Mal wieder Fähre fahren

Der geht dann auch bald los und in 35 Minuten sind wir wieder auf dem Festland in Kilchoan. Hier wenden wir uns nach links und zum Point of Ardnamurchan. Dem westlichsten Punkt des Festlandes. Die Straße hin ist schonmal ne tolle singleroad und endet beim eindrucksvollen Leuchtturm hoch über den (heute) sturmumtosten Klippen. Hier machen wir Mittagspause und geniessen die Szenerie.

Wir wenden uns nach Osten und fahren fast 2 Stunden Singletrackroads vom feinsten. Auf und ab wie auf der Achterbahn, so wie hier und auf Mull haben wir das noch nicht erlebt.

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Autowandern Schottland I

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Autowandern Schottland II

Spannend wird es als sich zwei 40t begegnen, unglaublich, dabei ist die Strasse hier auch noch ungewöhnlich breit, ich will mir gar nicht ausmalen, wie lange die rangieren wäre das 500m früher passiert, wo die Strasse nur so breit wie unser Bus war und auch noch von hübschen, moosbewachsenen Natursteinmauern flankiert.

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Singletrack – hier immerhin top in Schuss!

Irgendwann sind sie jedenfalls aneinander vorbei und hinterlassen nur halbmetertiefe Furchen im aufgeweichten Bankett.  Irgendwann haben wir dann einen mittelgroßen Laster hinter uns, ich lasse ihn vorbei und Sabine meint, bleib doch dahinter, der räumt die Strasse. Stimmt auch, der entgegenkommende Verkehr räumt bereitwillig die Strasse, wenn der angebrettert kommt. Das Dranbleiben gestaltet sich allerdings schwierig. Ich bin hochkonzentriert, Sabine muss das Dankeswinken übernehmen, ich komme mir nämlich vor wir bei der Rally Raid Schottland. Der Bus fliegt förmlich über die Ministrasse und wir werden richtig durchgeschüttelt. Aber wir kommen mal schneller voran, sollten wir auch, denn irgendwann geht die nächste Fähre. Der Lkw brettert vorneweg, wir hinterher, alle machen Platz, ich überlege aber dann doch ob das ganze noch lange gutgeht, dann biegt der Ex Paris Dakar Teilnehmer vor uns ab.

Puh, ich kann wieder entspannen und fahre gemütlich weiter, muss jetzt an des Ausweichstellen aber auch wieder öfter halten. Bald wird die Strasse wieder breiter und irgendwann kurz vor Mallaig tatsächlich dauerhaft zweispurig, das hatten wir schon seit Tagen nicht mehr, wie auf Wolken gleiten wir mit wahnsinniger (war das das höchste bei Spaceballs?) zum Fährhafen nach Skye.
Wir kommen rechtzeitig an, das Wetter wird noch schlechter und in 30 Minuten sind wir schon da. Jetzt noch schnell nach Sligachan Hotel. Der Campingplatz ist noch da, wie löblich würde Rainhard Pfaffenberg sagen. Da wir keinen Strom benötigen, dürfen wir uns aufstellen wo wir wollen, wir müssen nicht mit der Weissware oben Tür an Tür stehen, sondern wagen uns auf die Zeltwiese, allerdings erst nach Bodenbegehung, wissen wir doch noch vom letzten Mal wie boggy es hier ist.

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Seumas Bar – Sligachan Hotel

Schnell zur Seumas Bar im Sligachan Hotel, zwei Barmeals, zwei Real Ale und ein Kinderteller geordert. Ah, Black Face aus der hauseigenen Brewery gibt’s noch, das essen schmeckt auch, sogar unserer Tochter und so können wir uns dem Whisky zuwenden. Gabs letztesmal 300 Single Malts, so sind es jetzt 370. Trotzdem fällt mir die Auswahl schwer, sind doch viele ganz seltene Sachen von der Karte verschwunden. Kein Brora, Littlemill, Port Ellen mehr, aber ich glaube die hätte ich mir vor vier Jahren, als es sie hier noch gab, schon nicht leisten können. Gut, die Entscheidung bleibt mir erspart und ich entscheide mich für einen Highland Park 25, Sabine für einen Macallan 12. Der steht zwar nicht auf der Karte, aber noch in der Bar, von Macallan gibt es ja jetzt die ganzen tollen NAS Abfüllungen (NoAgeStatement, also ohne Altersangabe, natürlich mit viel Marketinggeschwätz rausgebracht, aber wohl nur weil man jüngeren Whisky unters Volk bringen will, machen andere natürlich auch).

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370 Single Malt Whiskies, aber es gibt nur Tumbler

Es gibt aber nur Tumbler, das darf doch nicht wahr sein, die haben hier 360 verschiedene Flaschen und nur Tumbler? Ich frage nach einem richtigen Glas und der jüngste wird losgeschickt. Es dauert eine ganze Weile bis er mit einem Glencairn auftaucht. Na also, geht doch! Der HP 25 ist wirklich ein ganz toller, sehr intensiv, rund, komplex, da kann ich mich jetzt den ganzen Abend dran festhalten. Mach ich dann auch. Ich entdecke, dass es als malt of the month ein G. McPhail Bhunahabn heavily peated 8 Jahre gibt. Den will ich mir noch genehmigen, das ist bestimmt ein schöner Hammer nach dem 25er. So jung dominiert natürlich der Rauch. Dummerweise wird das Angebotsschild irgendwann abgenommen, ich frage dann später trotzdem nach. Its sold out, argl, was gibt es denn stattdessen? Loch Lomond, igitt, leider kann ich im Englischen nicht gut rüberbringen, dass ich damit höchstens Fenster putze. Also genieße ich weiter den HP 25. Mara muss jetzt dringend ins Bett und ich überlege, ob ich wenigstens ein Glas von dem genialen Stout Ale mit zum Camper auf der anderen Strassenseite nehmen kann. Ich Depp frage nach, ich würde auch ein Pfand dalassen und das Glas morgen wiederbringen. No chance, license nur für Drinks drin und nicht takeaway, blabla. Ich hätte einfach ein Glas bestellen und unter der Jacke verschwinden lassen sollen, man ist einfach zu ehrlich. Also kehren wir ohne zum Bus zurück. Jetzt genehmige ich mir aber nach dem schreiben noch den Rest 18jährigen von der Laphi Tour, während es draußen schüttet und der Wind am Bus rüttelt.

Stellplatz Sligachan Camping: ein Camping (fast) ohne alles, so gefällt uns dass. Große Zeltwiese, ein kleiner Sanitärblock, große Aussicht! 6 Pfund pro Person (2013)

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