Die Road End Sculpture hat sich über Nacht nicht verbessert. Also fahren wir recht schnell ab und nehmen die westliche Straße Richtung Fähre. Wir passieren Otternish, sehen aber leider auch hier keinen Otter. Der Norden von North Uist ist etwas bergiger und wir entdecken sogar etwas Wald!
Der Fährhafen auf Berneray besteht aus drei Wartespuren, einem Wartehäuschen und einer Betonrampe. Minimalismus, der mir gefällt. Wir merken uns für später, hinter dem Wartehäuschen gibt es eine Entsorgungsklappe und einen Wasserhahn!
Die Fährfahrt ist toll. Das Wetter ist warm (so knapp 20°) und sonnig. Die Fähre kurvt in einer Zickzackroute durch die Schären und es gibt sogar Robben zu sehen. Nach genau 1Stunde machen wir einen 90° Turn und legen im Hafen Leverburgh an. Schnell noch Wasser getankt und schon begeben wir uns auf die Golden Route.

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Auf der Golden Road

Der Führer spricht von der angeblich teuersten Straße in Großbritannien. Ich stelle mir also sowas wie eine Schweizer Alpenstrasse vor, mit Brücken, Tunneln, Galerien und tausend Mauern. Haha, es ist eine durch sehr interessante Mondlandschaft führende Singleroad ohne Galerie, ohne Tunnel, fast ohne Mauern und ich glaube sogar ohne Brücke. Da war ja schon die Straße auf den Uists teurer, mit ihren teilweise kilometerlangen Dämmen.

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Schafe am Wegesrand – leider die falschen

Wie dem auch sei, die Straßenführung ist jedenfalls spannend. Mit extremen Steigungen geht’s rauf und runter, links zieht grün/steinige Mondlandschaft vorbei und rechts öffnen sich immer neue tolle Blicke auf fjordähnliche Meeresarme oder auf die Küste. Die Orte bestehen nur aus kleinen Häuseransammlungen.
Wir sind dann auch schnell durch und wenden uns nach Tarbert, wir brauchen ja nach wie vor ein Schaf für den Weltfrieden. Wir finden die Touriinfo unten am Hafen und dahinter einen Parkplatz. Sabine springt gleich raus, um zu schauen obs ein Schaf gibt. Gibts, allerdings nur in schwarz. Schauen wir mal, ob das den Ansprüchen genügt. Also Tochter geweckt, alle raus aus dem Auto, ich  muss nochmal zurück was holen, da kommt eine sehr enttäuschte Tochter um die Ecke. Der Laden hat Mittagspause, das ist doch nicht zu fassen. Doch Tochter bewahrt die selbige. Wir schauen schnell in einen Charity Laden um die Ecke. In so einem hatte Sabine vor Jahre mal Shaun das Shaf in riesengroß gekauft. Kucheltiere gibt’s, aber ich finde sie alle schrecklich und auch Mara interessieren sie null. Zum Glück. Dafür entdecken wir den Craft Market, der heute stattfindet. Da gehen wir rein. In einem tristen, stinkigen Gemeindezentrum (?) sitzen Locals hinter ihren kleinen Ständen und bieten selbstgebasteltes an. Da sind aber richtig schöne Sachen drunter. Natürlich Tweed-Zeugs, aber auch keltisch bemalte Steine, Treibholzschilder, jede Menge netter Staubfänger auf jeden Fall. Da entdecke ich kleine Standuhren, in Tweed gehüllt. Das wäre doch was! Ich hatte schon länger das Netz durchforstet, auf der Suche nach Uhr für den Hinterschrank unserer Bar. Aber die die passten, waren alt und immer zum aufziehen. Und hier stehen skurrile Tweeduhren im Schottenkaro. Ich brauche etwas um zwischen den zwei Favoriten zu entscheiden. Eine selbstgebastelte Karte mit Schaf, Gras, See, Crofterhaus und Berg drauf findet auch noch den Weg in unsere Tüte und nun ist es endlich Zeit für schaf-shoppen, der Laden sollte wieder auf haben. Also schnell dorthin. Auf dem Weg entdecke ich noch einen echt skurrilen „Baumarkt“: ein uralter, rostiger, riesiger Schuppen am Hafen vollgestopft mit Werkzeug, Nägeln, Schrauben und irgendwelchem Zeug. Leider ist Samstag und er hat schon zu, vielleicht schaffe ich es am Dienstag, wenn wir hier auf die Fähre warten mal reinzuschauen.
Der Souvenirladen hat offen. Wir haben unseren kritischen Nachwuchs schon darauf vorbereitet, das es nur schwarze Schafe gibt. Daraufhin hat sie verkündet, dass sie dann lieber einen Hasen möchte. Ah ja, den gibt’s immerhin, sieht auch kuschelig und wird von ihr gleich ins Herz geschlossen. Gut, dann eben einen Hasen. Wir hätten lieber ein Schaf gehabt, das hätte uns eher an die 10000 Schafe erinnert, die wir in diesem Urlaub schon gesehen haben.

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Wir sind schon auf Lewis – im Hintergrund das Gebirge welches beide ‚Inseln‘ trennt

Back on the road. Next Destination: Standing Stones of Callanish. Dazu überqueren wir den Gebirgsriegel, der Harris von Lewis trennt. Also Harris und Lewis ist (sind?) eigentlich eine Insel, die durch ein Gebirge getrennt ist, nicht durchs Meer. Alles klar? Unterwegs entdecken wir einige Parkplätze, von denen ausgehend anscheinend auch Walks ausgewiesen sind. Merken wir uns für die Rückfahrt. Jetzt haben wir es eilig, denn das Wetter ist schön und wir wollen die Stones mit demselbigen und ausserdem ist nicht ganz klar ob das Besucherzentrum jetzt bis 5 oder bis 7 aufhat. Die Strassen sind zweispurig und in gutem Zustand, wir erreichen besagtes Besucherzentrum schon um 4. Schnell Eintritt gelöst und rein…ähem, ein Miniraum mit wenig Infos und Videoendlosschleife und keine Tür um zu den Standing Stones zu gelangen. Warum nicht? Diese sind kostenlos und man erreicht sie, wenn man um das Besucherzentrum rumgeht.

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Standing Stones of Callanish

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Steinkreis aus der Bronzezeit – Funktion unbekannt

Wir fühlen uns geneppt, hilft aber nix, also rauf auf den Hügel. Die Steine sind wirklich interessant, natürlich weder Stonehenge noch Carnac, dafür können sie aber mit der mit Abstand schönsten Hintergrundlandschaft punkten. Es gibt einen zentralen Kreis, darum noch ein Paar Steine und mehrere kurze und eine lange Allee.

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Gneis – mindestens 1,5 Milliarden Jahre alt

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Island Moos

Alle Steine sind aus uralten (1,5 Milliarden Jahre) Gneis, was sie fast wie Skulpturen wirken lässt. Zum Glück nicht wie Road End Sculptures, dieser Begriff wurde heute zum meinem geflügelten Witz, und Sabine durfte sich das bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit anhören. Leider tun wir uns schwer Fotos zu schießen. Als wir noch Sonne haben, wird Sabine von einem kleinen Mädchen zugequatscht, dass ihr nicht von der Seite weicht und dann natürlich auf jedem Foto drauf ist. Dann ist die Sonne weg, wir wollen bisschen picknicken und warten, geht aber nicht, denn jetzt kommen die Mücken und fressen uns auf. Dann ist wieder Sonne, nur jetzt kommt die Busreisegruppe. Man sieht, wir haben schwerwiegende Probleme auf unserer Reise, aber wir können sie einfach lösen in dem wir zu Callanish II fahren.

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Callanish II

Ein viel kleinerer Steinkreis unweit des ersteren. Dafür sind wir hier aber alleine und können die Stimmung und auch die Ausblicke geniessen. Und wir können zu Callanish III wandern (naja spazieren). Noch unspektakulärerer, aber das Licht wird immer schöner. Nachdem der Film voll ist (Haha), wandern wir wieder zurück. Mara aber gefällt der matschige (Torfmatsch) Weg so gut, dass sie allein nochmal fast die Hälfte des Weges zurück und wieder herläuft.

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Dun Carloway Broch

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Doppelte Wände

Das Wetter ist immer noch toll, das müssen wir ausnutzen, also zum nächsten Highlight, dem Dun Carloway Broch. Aus der Ferne erinnert er uns sofort an einen Nuraghen, wie sie auf Sardinien in allen Größen und Erhaltungsgraden stehen. Dieser Broch ist auch sehr alt, über 2000 Jahre verrät das Schild.

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Treppe in der Doppelwand!

Die Anlage ist sehr raffiniert, mit doppelten Wänden mit einer Art Galerien, mehreren kleinen Durchgängen und einem richtig großen Innenraum. Also doch stark unterschiedlich zud den sardischen Nuraghen. Eine Rekonstruktion erklärt weiteres. Aha kein Gewölbe (oder Kraggewölbe a la Nuraghe) sondern eine hölzernes Dach und mehrere Stockwerke im Innenraum, den sich Haustiere und Menschen teilten. Trotzdem eine deutlich fortschrittlicher wirkende Anlage als die 1500 Jahre jüngeren Crofterhäuser.

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Strand – wie gewünscht

Eigentlich wollen wir ja hier bleiben, aber das Wetter juckt uns in den Fingern. Sonnenuntergang am Strand. Das fehlt jetzt noch zu unserem Glück. Also fahren wir noch zehn Minuten und landen (schon wieder) an einem Traumplatz. Vom (okay schrägen, aber man kann ja nicht alles haben) Parkplatz schaut man über einen leuchtend grünen Friedhof auf die feinsandige Bucht, links und rechts begrenzt von erodierten Felsen. Hohen Wellen brechend sich mit Getöse und langsam geht die Sonne unter. Schnell mache ich noch einen Photospaziergang.

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Abendspaziergang auf Lewis & Harris

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Midges sind allerdings nicht im Bild

Nach dem Essen steht die Sonne aber im noch am Himmel, wir befinden uns halt doch schon recht weit im Norden, da ist die Ekliptik eben weniger steil. Also laufen wir alle drei über den Friedhof runter an den Strand. Mara freut sich am Sand, Sabine am Sonnenuntergang und ich an den Midges.

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Es lohnt sich an Westküsten zu stehen

Stellplatz Lewis: Schräger Asphaltplatz mit Blick auf Klippen, Friedhof und Strand, Top! ++

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Stellplatz Lewis Westküste