Das Womo wackelt. Und der Berg zum Miteilpunkt der Erde ist verschwunden. Hinter dicken Wolken. Wir gehen es also extrem gemütlich an. Hat der Wetterbericht, unsere Lieblingslektüre auf Island, doch ab Mittag Besserung versprochen.

Am sehr späten Morgen ziehen wir weiter und umrunden die Halbinsel. An der Abzweigung Djupalonssandur biegen wir ab. Und registrieren gleich zwei Dinge: Der orkanartige Wind hat nachgelassen, wir sind wohl im Lee des majestätischen Vulkans hinter uns. Und die Sonne ist da!

11:30: gewohntes Islandwetter – Sonnenschein

Beschwingt steigen wir aus, um mal kurz zum Strand zu gehen. Wenn wir mal ‚kurz‘ irgendwohin gehen wollen, kommt meist eine längere Aktion bei raus. Als kehrt Sabine am Strand nochmal um und holt Wanderverpflegung und die Drohne. Eine gute Entscheidung.

Am Strand

Tochter und ich schauen uns derweil am Strand von Djupalonssandur um. Gleich am Eingang liegen die Kraftsteine herum. Hier haben wohl früher Fischer ihre Kräfte gemessen. Mein Rücken ist ja nicht mehr der beste, also übertreibe ich es nicht. Aber den Halbstarken schaffe ich easy, da hätte ich also als Fischer anfangen können.

Am Strand finden sich die Kraftsteine

locker geschafft

Wir gehen weiter zum Wasser. Überall liegen verrostete Metallteile herum. Es sind die Reste eines englischen Trawlers, der 1948 vor der Küste strandete. Alles was davon übrig ist, liegt nun hier am Strand verstreut.

Die Reste

des Trawlers

liegen pittoresk in der Landschaft

Einem ausnehmend schönen Strand übrigens aus glatt poliertem, schwarzem Basalt. Umgeben von roten und schwarzen Lavafelsen.

Allerdings ist hier eine Menge los, da laufen wir doch etwas weiter zur Bucht von Dritvik. Über einen Lavastrom hinweg führt der Weg. Wir haben gelesen, es gibt hier ein Labyrinth. Vermutlich aus dem 15. Jahrhundert, und keiner weiß von wem es erbaut wurde. Wie mystisch!

Wir laufen und laufen und sehen schon die Dritvik Bucht. Nur kein Labyrinth. Wir haben allerdings auch keine Ahnung, nach was genau wir suchen müssen.

Bucht schon in Sicht aber wo ist das Labyrinth?

Wir teilen uns auf und laufen die drei Pfade ab, die an der Kante vom Hauptweg abgehen. Tochter findet es natürlich. Überraschend klein und überraschend flach. Als ich endlich ankomme, laufen die Damen aber schon mit jeder Menge Spaß drin herum. Erstaunlich wie viel Weg man in so einem kleinen Ding zurücklegen kann.

Gefunden!

Tochter findet den richtigen Weg und steht schon bald im Zentrum. Dann probiere ich das mal. Der Weg ist so schmal, dass meine Schuhe Größe 47 kaum hineinpassen. Ich gebe mir Mühe, kein Kulturgut zu zerstören. Unter Tochters kundiger Führung erreiche auch ich den Mittelpunkt.

Cool, das macht Spaß. Vor allem, es ist fast windstill und angenehm warm.

Sabine und ich liegen im Heidepolster und schauen Tochter zu, die unablässig das Labyrinth abläuft. Trotz aller Highlights hier auf Island, ist das einer der schönsten Momente der Reise.

sehr mystisch

Dank unseres luftgestützten neuen Bildgebers kann ich davon auch noch schöne Bilder einfangen.

Lange verbringen wir nun hier, nur der bohrende Hunger zwingt uns auf.

tolle Küste hier

Doch bevor wir zum Mittagessen zurückkehren, spazieren wir zur nächsten Bucht. Wunderschön, eingerahmt von buntem Vulkangestein, abgerundete Basaltfelsen in der Mitte. Wir setzen uns auf diese und genießen die Szenerie. Und die beruhigenden Geräusche der Wellen und der Steine, die mit jedem Wellenschlag den Strand hinauf und wieder hinunter getrieben werden.

früher bedeutendster Frühjahrsfischereihafen Islands

Hinter uns befinden sich ein paar Mauerreste. Das ist wohl alles, was vom bedeutendsten Frühjahrsfischereihafen Islands des 19. Jahrhunderts übrig geblieben ist. Unvorstellbar, dass hier mal 400-600 Leute gearbeitet haben.

heute grandiose Felsformationen

Es ist bald halb vier, unser kurzer Gang zum Strand dauert nun schon 4 Stunden und es wird Zeit was zu essen.

Also kehren wir dem wunderschönen – und einsamen – Strand den Rücken und laufen zurück. Nach dem Mittagessen ists schon richtig spät, aber wir wollten doch noch zur eigentlichen Wanderung des Tages nach Amarstapi. Dort laufen wir gleich vor zum Ufer. Doch so richtig Stimmung will gar nicht aufkommen nach dem Traumweg eben. Hier weht wieder der Orkan. Und wir dürfen wieder auf der Wanderautobahn laufen. Diesen Gummimatten, über die ich am Skaftafell schon mal gelästert habe.

der Felsbogen von Armastapi

Die Aussicht ist immerhin wunderbar, wenn es der Weg selber schon nicht ist. Basaltküste mit jeder Menge Trollen die im Wasser herumstehen. Auch ein Felsentor gibt es.

Blowhole?

Wir spazieren nun nach Amarstapi. Einige Löcher im Boden passieren wir. Spannend, denn unten drin brandet das Meer. Es sind allerdings keine Blowholes, zumindest nicht bei dem ablandigen Wind heute.

auf jeden Fall Brandungstor

Die Felsformationen bestaunend erreichen wir auf dem Rollator-geeigneten Weg schnell den Hafen. Der ist süß, anders kann man das nicht beschreiben. Eine Handvoll Fischerboote dümpeln hinter einer kleiner Mole – das wars.

der Flecken Armastapi – von hier brechen Jules Vernes Helden auf

Wir laufen wieder zurück und belassen es dabei, den Eindruck von heute Nachmittag kann man nicht übertreffen.

Gen Osten machen wir nun etwas Strecke. Bei den Windgeschwindigkeiten hab ich einiges zu tun, unser hohes Auto auf der Straße zu halten. Eigentlich wollen wir noch zu einem Hotpot. Doch bei dem Wind lädt das nicht ein, zudem fällt nun schon der Schatten des Bergrückens auf uns. Wir fahren dran vorbei und tun lieber noch was für Tochter. Wir fahren nämlich zum selben Hof wie vorgestern, und wenn Tochter morgen früh nochmal reiten kann, dann bleiben wir … wir bleiben