Wir wollen es versuchen. Bis nach Bad Cannstatt mangels Alternativen. Weil ins Hotel oder ‚Fremdenzimmer’ wollen wir nicht, ich wollt doch so gerne romantisch am Neckar campen.

Also fahren wir und fahren und fahren. In Heilbronn begleitet uns noch die Industrie, die aber bald wieder von Wein- und Waldhängen abgelöst wird. Das Tal wird auch wieder enger und steiler. Heute müssen wir auch über die einzigen drei Hügel der Strecke. Gerade der vor Lauffen schlaucht doch ziemlich.

Lauffen am Neckar

Lauffen am Neckar

Schön hier

Schön hier

Steilste Weinhänge mit unzähligen Treppen passieren wir nun. Unglaublich, dass sich der Anbau in absoluter Handarbeit hier noch lohnt. Aber die meisten Weinberge sind noch gepflegt. Natürlich machen wir wieder Spielplatzpausen, aber von den bestimmt hübschen Städten bekommen wir nichts mit. Wir fahren zwar über die Brücke rüber nach Marbach, aber da müssten wir wieder rauf auf den Berg. Also lassen wir es, wir müssen ja Kilometer fressen.

Die Felsengärten von Besigheim

Die Felsengärten von Besigheim

Jede Menge Steillagen

Jede Menge Steillagen

sehr steil

sehr steil

und mit tausenden Treppenstufen versehen

und mit tausenden Treppenstufen versehen

obligatorisch - Pause am Spielplatz

obligatorisch – Pause am Spielplatz

Wir fahren und fahren. Mara klagt über Poschmerzen. Klar sitzt sie doch eingepfercht in diesem nur dünn gepolsterten Sitz Stunde um Stunde.

Der Radweg ist die meiste Zeit wirklich toll angelegt

Der Radweg ist die meiste Zeit wirklich toll angelegt

In Hohneck kurz vor Ludwigsburg kehren wir ein. Wir haben Mara ein Eis versprochen und wollen selber was trinken. Und ich halte Krisensitzung. Denn so wie wir das wollten klappt das hier nicht. Wir rauschen an allen Sehenswürdigkeiten vorbei. Und wir würden heute ankommen, aber dann müssten wir morgen wieder genau so eine Etappe fahren, wirft Sabine ein. Und wieder überall vorbeifahren, und Tochter wird das auch nicht noch mal mitmachen, 6 Stunden im Sitz. Und dann haben wir keine Alternativen, was den Platz angeht. Bei uns am  Neckar gibt es so schöne Plätze, aber hier muss man nehmen was kommt. Und das letzte Nacht hat für mich nichts mit Urlaub in der Natur zu tun.

Durchaus idyllisch hier am  Neckar

Durchaus idyllisch hier am Neckar

Wir überlegen hin und her, ich bin für in die Bahn steigen und nach Hause fahren. Sabine für Steffi besuchen. Mara auch, und so werde ich überstimmt. Dummerweise guckt keiner von uns in eine Karte.

Denn nun fahren wir hoch nach Ludwigsburg zum Bahnhof. Einmal quer durch die Stadt. Fehler Nummer eins: nicht in die Karte geguckt. Fehler Nummer zwei: Vorzuhaben mit der Deutschen Bahn zu verreisen. Wir lösen Karten (ich hätte mich wundern sollen, warum die so günstig sind) und müssen zu Bahnsteig zwei. Also zum Aufzug. Dieser ist klein, also fährt Sabine zuerst runter. Ich will folgen, tja mein Fahrrad passt nicht in den Aufzug! Egal wie ich rangiere, es fehlen mindestens 5 cm, das die Tür sich schließen kann. Also wieder raus und zur Treppe. Wir sind heute 70 Kilometer geradelt, mit 40 Kilo Gepäck, es wahr sau heiß und nun das. Meine Stimmung hat schon mindestens das der Tiefbohrung auf Kamschatka erreicht. Aber es soll noch viel besser kommen!

Ich hänge nämlich nun auf der Treppe fest. Die Kinderwagenschräge ist von beiden Seiten mit Geländer begrenzt und mit den breiten Taschen bleibe ich stecken. Zum Glück bemerkt Sabine mich von unten. Mara muss auf ihr Rad und Gepäck ‚aufpassen’ und gemeinsam zerren wir das arme Rad nun die Stufen runter. Aber ich hatte ja noch mehr Action versprochen! Die gibts dann auch gleich hoch zu Bahnsteig zwei. Hier ist der Aufzug nämlich kaputt! Und es gibt gar nicht erst eine Kinderwagenschräge. Also baue ich die sechs(!) Radtaschen ab, trage sie hoch und dann mein Fahrrad, Sabine ihres und Mara immerhin sich selbst.

Jetzt kommt die S-Bahn. Die ist nicht ebenerdig sondern hat eine mindestens 20 cm Stufe. Wie rückständig ist das denn? Ich hab mein Gepäck wieder am Fahrrad und gemeinsam hieven wir das 50kg Gefährt rein. Radabteil haben wir nicht gefunden. Macht auch nix, nach drei Minuten können wir nämlich wieder aussteigen. WTF? Also wieder raus über die Stufe, und wer erräts? In Asperg ist der Aufzug auch defekt. Meine Stimmung erreicht den Erdkern. Alles Gepäck wieder ab, alles hochtragen, Rad hinterher, alles wieder zusammenbauen…

Und wofür? Für eine Strecke die wir morgen in 15 Minuten mit dem Rad zurücklegen werden. Hätten wir mal eine Karte angeguckt…

Der Abend endet dann aber doch ganz versöhnlich. Wir werden von einem laufendem Grill mit Schwein, Huhn und Mais erwartet und fallen nach leckerem Whisky ins Gästebett.