Wir verlassen den Platz recht früh. Gibt keinen Grund hier länger zu bleiben, die Damen sind noch nicht mal ausgestiegen. Wir fahren nun die 32 Richtung Hochland. Zwischen den Flüssen ist es schön grün und lieblich. Doch dann überwinden wir eine Schwelle im Gelände und schlagartig ändert sich die Landschaft.

Die Landschaft wird karger

Karg ist es nun. Tephrafelder soweit das Auge reicht. Links rote Geländestufen, rechts die Hekla. Er gilt als der aktivste Vulkan Islands und das Tor zur Hölle. Heklaausbrüche sollen verantwortlich sein für einige Missernten und Hungersnöte in Europa bis hin nach Nordafrika.

und karger – im Hintergrund die Hekla

Doch heute sieht er eigentlich ganz friedlich aus. Weiter und weiter fahren wir auf dem Teerband. Wohlklingende Namen stehen auf den Schildern. Sprengisandur, Landmannalaugar und so weiter. Doch das ist nichts für unser tiefliegendes Womo.

Teer ins Hochland

Aber die Landschaft ist nun echtes Hochland. Endlose Geröllflächen mit ab und zu einem spärlichen Fleckchen Grün. Mara muss aufs Klo und wir halten bei der nächsten Gelegenheit an. Was ein glücklicher Zufall, denn so entdecken wir eine wirklich coole Brücke.

interessante Brücke

Während sie auf dem Pott sitzt, erkunde ich nämlich etwas die Umgebung. An der Abzweigung, an der wir halten, führt eine Brücke auf die andere Flussseite. Daneben steht noch die alte. Eine schlanke Hängebrücke, die irgendwie nur aus zwei Gleisen zu bestehen scheint.

Das schaue ich mal aus der Nähe an. Tatsächlich, da gibt es ein kleines Wägelchen und damit kann man auf Schienen über die Brücke fahren. Wie abgefahren!

in diesem Wagen fährt man über Schienen drüber

Vor allem, die Konstruktion funktioniert noch. Ich löse zwei uralte, verrostete Ketten und schiebe. Quietschend setzt sich der Wagen mit Sabine darin in Bewegung. Ich stoppe das Ding, denn in den Fluss fallen wollen wir mit dieser rostigen Konstruktion lieber nicht.

Weiter nun solange der Teer reicht. Der reicht bis zu einem Wasserkraftwerk und dem Anfang der F208. Wir sind gar nicht mehr weit vom Landmannalaugar entfernt. Nur noch 32km, aber da waren wir vor zwei Wochen und unserem Auto wollen wir das nicht zumuten.

wieder auf dem Rückweg

Wir laufen noch etwas herum und schnuppern Hochlandluft. Dann kehren wir wieder in die Zivilisation zurück. Und machen Halt an den Sehenswürdigkeiten, an denen wir vorhin vorbeigerauscht waren.

Das Langhaus

Ein alter Hof aus dem 11 Jahrhundert wurde unten im Tal nachgebaut. Pjodveldisbaer heißt die Attraktion und sieht äußerlich dem Langhaus auf den Westmännerinseln recht ähnlich. Dafür kostet es hier reichlich Eintritt. Tochter will aber unbedingt, und so gehe ich mit ihr rein.

schön eingerichtet

Es ist nett innen eingerichtet. Man hat sich wohl an Fakten gehalten, soweit möglich. Wir sehen also ein Langhaus der frühen Wikingerbesiedlung. Mit Halle, Wirtschaftsraum und Klo. Die Einrichtung darf man übrigens benutzen! So probieren wir mal das Wikinger-Spiel aus, Mara schwingt ein Wikingerschwert und setzt sich mal aufs Wikingerklo. Gut gemacht, war den Eintritt wert. Zum Ensemble der Torfhäuser gehört auch noch eine kleine Kirche aus dem 12 Jahrhundert. Die ist aber vor allem eins – klein.

wir probieren alles aus – hier das Klo

Das hat Spaß gemacht, und das nächste Highlight ist nicht weit. Ein Kilometer üble Staubpiste und dann sehen wir ihn schon, Wasserfall Nummer hundertirgendwas. Der Hjalparvoss ist aber wirklich schön, denn er ergießt sich in zwei Strömen in einen kleinen See. Erwähnte ich heute schon das Wetter? Im T-Shirt sitzen wir nun davor, halten die Finger ins eiskalte Wasser und lassen uns den Rücken von der Sonne wärmen. So kann man es aushalten.

Der Abschlußwasserfall – ohne geht es nicht

Wir halten es eine ganze Zeitlang aus, doch morgen ganz früh geht der Flieger und wir sollten uns dem Flughafen etwas nähern.

Das tun wir die nächsten 1,5 Stunden. Doch ganz ohne Vulkan geht es nicht, und so fahren wir an der Südküste entlang ins Hochtemperaturgebiet auf der Halbinsel Reykanes ganz im Südwesten. Auf bekannter Strecke zuerst, doch an dieser Spitze waren wir noch nicht. Endlose Lavafelder fahren wir entlang und auch mitten hindurch. Doch das Ziel ist klar. Massive Dampfsäulen künden schon von weitem von Geothermie.

schon von weitem kündigen Dampfwolken …

Ein kurzer Weg führt vom Parkplatz direkt auf die größte Dampfsäule zu. Es war wohl mal der größte Schlammvulkan der Insel. Doch nun hat er sich ein paar Meter nach vorn bewegt, eine Heißwasserquelle aufgetan und die alten Steganlagen quasi verschluckt.

das Hochtemperaturgebiet an

Auf dem neuen Steg stehen wir nun und betrachten das Schauspiel des Gunnuver. Mehrere Meter hoch spritzt das Wasser und rauscht gewaltig. Und erzeugt eine gewaltige Dampfsäule. Sehr spannend!

Sulfatare hinterlassen Gestank und Schwefelskulpturen

Umgeben ist das ganze von eine paar Fumarolen. Und im Hintergrund dampfen Geothermalkraftwerke und Heißwasserbohrlöcher um die Wette. Eine überirdische Erscheinung in dieser Mondlandschaft.

Nur ein paar Kilometer weiter steht die Amerikanisch-Europäische Brücke. Wir befinden uns mitten auf dem mittelatlantischen Rücken. Dem Island ja bekanntlich seine Entstehung verdankt. Und genau hier ist die Grenze der beiden Platten. Und so kann man auf einer kleinen Brücke von einem Kontinent zum anderen gehen. Sozusagen.

geographisch hochinteressanter Untergrund – die Plattengrenze – wir springen lieber, damit wir nicht reinfallen

Jetzt aber zum Leuchtturm. Kaum sind wir da und haben das Abendessen eingenommen, geht auch schon die Sonne unter. Bestimmt 1,5 Stunden früher als noch vor 3 Wochen.

Sonnenuntergang an der Westspitze

Dafür noch spektakulärer. Wie gemalt versinkt der Feuerball der Sonne im Meer.

Für die Mädels gehts gleich los nach hause

Und selbst der letzte Programmpunkt gelingt: Blacky hat zwar die Weide gewechselt, aber ist noch da. Mara hat extra viel Heu gesammelt. Er kommt wirklich wieder zu ihr und lässt sich kraulen und füttern. Tochter ist glücklich…