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Alle Ziele auf einen Blick

Gut ausgenüchtert und mit Ausblick auf die schöne Bucht wachen wir entspannt auf. Allerdings steht um 10:30 der letzte gebuchte Programmpunkt auf Islay an: Unsere Full Range and Taste Tour bei Ardbeg. Wir fahren also bald wieder Richtung Nordost auf der bekannten Straße an Laphi und Laga vorbei, die Sonne kommt raus und bald liegt auch schon Ardbeg voraus. Den ersten Pluspunkt hatte LVMH ja schon damit gesammelt, dass Kinder auf der Tour erlaubt sind. Die nächsten Punkte gibt’s dann für die tolle Lage in der weiten Bucht, umsäumt von Felsen und für die schönen Außenanlagen.

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Ardbeg Destillery

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Im Hintergund der namensgebende Fels

Man darf sogar innerhalb parken. Das Areal ist mit Liebe gestaltet, alles ist in weiß/grün gehalten, das Marketing arbeitet gut und detailverliebt.

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Die Kiln, jetzt ausser Betrieb

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ein paar Fässer

Wir machen erstmal ein paar Fotos im Sonnenschein und entern dann die Reception. Auch hier hat man unsere Reservierung erhalten, alles geht professionell durch und wir erhalten sogar gedruckte Batches. Es gibt jede Menge Merchandise zu kaufen, aber leider keine Special Releases, schade, die normalen Flaschen gibt’s in Deutschland billiger…
Sabine entdeckt ein Ardbeg Krawatte und einen Kaputzenpulli. Ich entscheide mich dann für den Kaputzepulli, der macht mich wenigstens jünger. Bald darauf startet dann auch die Tour, an der wir alle drei teilnehmen dürfen. Diese hat es dann auch in sich, allerdings im negativen Sinn. Die eingangs erwähnten Pluspunkte sind nämlich schnell aufgebraucht als die Guide (Studentin?) eine halbe Stunde über die Geschichte der Brennerei, das Mälzen und weiteres referiert.

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Jedes Teil ist in weiss/grün gehalten – perfektes Marketing

Tochter gähnt demonstrativ, ich denke ein paar andere und auch ich hätten es ihr gerne gleichgetan, aber man ist ja höflich. Lustigerweise wird die zeitweise Schließung der Brennerei nur im Nebensatz erwähnt.

Irgendwann geht’s dann endlich zur Tour, Mälzen findet gar nicht mehr statt, es geht also über anliefern, mahlen usw in den bekannten Schritten bis zum Brennraum. Tochter findet es stinkt hier zu sehr, deshalb müssen wir schnell raus, aber ich kann immerhin noch die (nur) zwei Brennblasen inspizieren.  Kurz und enorm dick, das hatte ich erwartet, passend zum Geschmack des Whiskys, der hier rauskommt.

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Ardbeg Tasting Room

Warehouse gibt’s gar nicht zu sehen, es geht weiter direkt zum Tasting. Dies findet in einem kleinen Separee hinter dem Cafe statt indem die tollsten Flaschen aufgereiht sind. (Pluspunkt). Hier wär ich gerne Houdini und würde ein paar Flaschen verschwinden lassen.. Wir bekommen 4 verschiedene, allerdings nicht die Dekoflaschen ala Lord of the Isles aus der Rückwand sondern Ten, Uigedeal, Corrywreckan, und immerhin den Alligator!

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Eine von den tollen Flaschen – Lord of the Isles

Der Uigedeal ist ja meinLieblingswhisky aus Sherry- (8 Jahre, eine neue Info für mich) und Ex-Bourbon-Fässern (10 Jahre), Corrywreckan mag ich nicht so (8 Jahre neue French Oak Fässer, aha! und 10 Jahre ex-Bourbon) und der Alligator ist wirklich interessant, durch die starke Auskohlung ist er intensiv vanillig mit dem typischen Ardbeg Rauch. Nix für alle Tage aber mal was für besondere Anlässe. Vielleicht sollte ich unsere Flasche mal aufmachen. Die Guide hat außer zu den offenen Flaschen leider nicht so richtig viel Ahnung, so lasse ich dann weiteres Fragen…

Man merkt schon, die Tour war keine Steigerung zum gestrigen Tag, das wäre auch fast nicht möglich, aber sie war einfach langweilig und extrem durchschnittlich, auch das Tasting war jetzt nicht der Hammer, vor allem wenn man bedenkt, was Iain gestern so ausgeschenkt hat. Ardbeg hat ne tolle Lage, ne hübsche Destille von aussen und macht guten Whisky, aber innen sehr durchschnittlich und die Marketingmasche setzt sich irgendwie auch bei allem fort.

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Ardbeg Destillery

Ich hatte nur drei Drams, da ich den TEN schon gleich ausgelassen hatte. Wir essen erstmal zu Mittag, Tochter hält ein kleines Schläfchen und ich geh noch ein bisschen wandern und bin dann auch schon nüchtern genug um wieder fahren zu können. Wir nehmen die kleine Strasse nach Norden, da wir auf der Werbekarte ein Cross entdecken, das ganz vielversprechend aussieht. Sogar das Navi kennt es, hat aber keine Ahnung wo es liegt, jedenfalls nicht da, wo der POI verortet ist. Da das Strässchen aber wunderschön durch die wilde Landschaft führt, entscheiden wir einfach bis zum Ende zu fahren, statt zu wenden.

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Kildalton Chapel

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Kildalton Cross

Das wird belohnt, wir fahren an wunderschönen Buchten mit Sandstrand vorbei durch dschungelartigen Wald um dann am Wegweiser zum Kreuz zu stehen, na also geht doch. Noch 1km Singletrack und wir stehen an einem wunderbar lauschigen Ort, mit Kirchenruine ohne Dach, einem uraltem Friedhof drumherum und natürlich dem Cross of Kildalton. Wirklich schön gestaltet und richtig alt, wohl 1200-1300 Jahre. Aber im nachmittäglichen, klaren Licht ist vor allem die Atmosphäre hier am Ende der Welt wirklich ganz besonders!

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Scottish Landscape

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Ein weiteres Cross

Irgendwann können wir uns dann doch losreissen und wollen noch ein bisschen wandern. Wir entdecken in der Ferne einen steinmannbewehrten Hügel und stapfen geradewegs drauf zu. Gleich als erstes kommen wir zu einer Picknickbank auf der folgendes aufgereiht steht: ein Schild, saubere Teller, Gabeln und Tassen, Tee, eine Thermoskanne, eine Dose mit Kleingeld, eine blaue Geldkassette und ein Kühlbox. Was kann das denn sein, hier mitten in der Pampa? Das Schild erklärt es: Cross of Kildalton Cake self catering! Aha, in der Kühlbox sind verschiedene Kuchen, dazu kann man sich Tee oder Kaffee aussuchen, wirft das Geld in die Kassette und kann sich auch noch etwaiges Wechselgeld aus der anderen Box nehmen. Unglaublich, sowas funktioniert auch nur hier. Leider findet sich nur noch Lemoncake in der Box, sonst hätten wir da mitgemacht!

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Schafe I

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Schafe II

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Unser Gipfel

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Geschafft!

Wir wandern also weiter, Mara verscheucht jede Menge Schafe und wir kommen tatsächlich bis zum Gipfel mit fantastischem Ausblick. Sogar zurück läuft die Tochter fast komplett alleine, auch wenn wir zum Schluss mindestens 10mal verstecken spielen müssen.

Auf inzwischen sehr bekanntem Weg – es gibt nicht wirklich viele Straße auf Islay – fahren wir wieder zurück über Port Ellen und Bowmore zum Finlaggan Castle, bzw. eher zu dem was davon noch übrig ist. Auch hier hat das Navi wieder keine Ahnung, interessant, ist das Garmin sonst doch eher sehr zuverlässig. Aber es gibt ja noch die altbewährte Art, einfach dem Schild zu folgen und so stehen wir dann auch schnell vor dem „Besucherzentrum“. Eher ein kleine Baracke mit Merchandise innen. Zudem ist es eh geschlossen, es ist nämlich inzwischen halb sieben. Dummerweise steht es auch noch genau in der Sicht zu den Ruinen. Die Aussicht in die anderen Richtungen ist aber auch schön, und so essen wir mit schöner Rundumsicht zu abend. Als Abendspaziergang bietet sich natürlich die Ruinenstätte an. Wir durchqueren eine Wand aus Midges. Mara bekommt eine in die Nase und hält sich fortan dauernd die Nase zu! Sehr lustig.

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Finlaggan Castle, Stammsitz der Lord of the Isles

Die Ruinen sind dann allerdings eher was für Archäologen. Die Mauerreste, die noch stehen, stammen nämlich von jüngeren Farmgebäuden und die Reste der Residenz der Lord of the Isles lassen sich nur noch als Erhebungen im Boden ausmachen. Nunja schon wieder kein Lord of the Isles, genau wie bei Ardbeg. Wir flüchten durch die Mückenschwärme wieder zum Auto und fahren noch die letzten Kilometer zum Port Askaig, da unsere Fähre morgen früh schon um sechs geht, und übernachten einfach in der Fährline.

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Port Askaig

Der Hafen verbreitet eine schöne Stimmung am Abend, vier Autos warten auf die letzte Fähre nach Jura, der kleine Laden, der auch gleichzeitig Post und Tankstelle ist hat zwar keine Kunden, aber noch geöffnet.

Stellplatz Port Askaig: Direkt in der Line hinter dem All in One Shop, sehr schräg

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