Nach einigem Gepacke kamen wir am Freitag um 10 Uhr abends endlich los. Völlig ereignislos fuhren wir 4 Stunden durch die Nacht und landeten am Brünigpass.

Und da stehen wir jetzt die restliche Nacht. Wir parken an der Hauptstrasse zum Pass zwar ein paar Meter von der Strasse weg, trotzdem röhren am Morgen die Mopeds vorbei, dieseln die Lkws doch recht laut und überhaupt ist ziemlich viel Verkehr. Naja irgendwann müssen wir uns aus dem Bett schälen.

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Wandern auf Almwiesen am Brüningpass

Zur Belohnung scheint aber die Sonne. Das nutzen wir natürlich gleich aus und machen eine kleine Wanderung auf den Spuren des Winters. Winter? Vor genau sechs Monaten waren wir im Silvesterurlaub ja schon mal hier und es hat uns so gut gefallen, dass wir beschlossen, auch im Sommer ins Berner Oberland zu fahren. Und da sind wir nun!
Also genau hier waren wir im Winter Schlitten fahren. Mara erinnert sich noch an den Brunnen und da müssen wir jetzt natürlich hin. Dummerweise sind jetzt im Sommer lauter Stacheldrahtzäune aufgetaucht. Aber das hält uns nicht ab und so sind wir bald am kleinen Stall und am Heustadel mit dem Brunnen davor.

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Mmh, Walderdbeeren am Wegesrand

Schon nach kurzer Zeit können wir Tochter loseisen und wandern den Weg weiter. Was ein lauschiger Ort. Die Wiesen blühen bunt, der Wald rauscht im Wind und im Hintergrund die wolkenverhangenen Berge, genauso wenig zu sehen wie im Winter übrigens.

Wir biegen hinter dem Gatter rechts ab und kommen nun auf steilem Weg immer höher und landen auf einer wunderbaren Wiese mit Heustadel. Dieses ist wohl richtig alt mit riesigen, leicht verrottenden Balken.

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Heustadel, eher schon Hütte

Wir genießen die Aussicht und wundern uns über einen nummerierten Holzstapel (Schießübungen?) in der Nähe. Hier kehren wir um, wir haben aber auch keine Wahl, denn ab hier geht’s nur noch querfeldein. Schnell erreichen wir wieder den Brunnen, jetzt müssen wir uns allerdings länger aufhalten…

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Am Brunnen

Das Wetter scheint zu halten, also verschieben wir das Museum auf Morgen und fahren zu einer kleinen Wanderung. Dazu geht es nach Iseltwald am Brienzer See. Dieser leuchtet uns schon aus der Ferne gletscherblau entgegen. Auch das Dorf mit seinen alten Holzhäusern, kleinem Schloss, Miniinsel davor und Bergkulisse dahinter ist richtig schön.

Der Parkplatz ist gebührenpflichtig, wir haben aber nur 2 Franken Münzgeld. Das reicht für 4 Stunden, reicht das? Wir diskutieren, essen zu Mittag, zwischendurch regnets auch noch, lösen dann das Ticket und entscheiden uns endlich: Wir fahren zuerst nach Giessbach und wandern von dort zurück..

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Schöne alte Holzhäuser gibts in Iseltwald

Gesagt, getan, sagt die Biene Maja. Wir laufen durch den wirklich schönen Ort zum Anleger. Hier muss ich erstmal schlucken, 13,60 Franken für ne einfache Fahrt von knapp 15 Minuten, pro Person wohlgemerkt. Nun, selber schuld, wenn man in der Schweiz Urlaub macht. Aber es sollte sich lohnen, denn nach nur wenigen Minuten rauscht das Schiff im eleganten Bogen an. Rauscht im wahrsten Sinne des Wortes, denn es handelt sich um einen alten Raddampfer von 1914.

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Dampfschiff Lötschberg vor Iseltwald – heute allerdings mit Leichtöl, aber immerhin noch als Raddampfer unterwegs: links sind die Schaufelräder an der Seite zu erkennen

 

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Man fühlt sich um hundert Jahre in der Zeit versetzt!

Ein wirklich schönes, altes Schiff. Topgepflegt und super erhalten.

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Die Lager der Schaufelräder

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Details der Lötschberg

 

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Wie gesagt: Viele Details sind liebevoll restauriert!

Der schöne Anblick setzt sich auch im Innern fort. Sogar der Motor liegt frei und wird per Kännchen geölt. Per Horn wird die Abfahrt angekündigt und schon rauschen wir durch das türkise Wasser.

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Grandhotel in Sichtweite

Uns umgeben steile Bergflanken, das Wasser leuchtet, der Wald ist eher düster, ein tolles Panorama. Interessant übrigens auch unsere Mitfahrer, zum überwiegenden Teil naher Osten und Indien würde ich mal tippen. Wie auch immer, bald taucht in der Ferne das Grandhotel Giessbach auf und man erahnt auch schon schäumendes Wasser neben der wunderschön alten Anlegestelle. Man liest es schon, ich schwelge, hatte ich doch eher was in der Art der Neckarpersonenschiffahrt erwartet.

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Eine stilvolle Anlegestelle

Unser Raddampfer legt schwungvoll an, die Massen ergiessen sich in Richtung Standseilbahn, nur wir wenden uns dem Wanderweg zu. Dieser führt zuerst zum unteren Teil der Giessbachfälle. Der Giessbach (nehme ich an, das der so heisst) donnert hier in vielen Kaskaden donnernd zu Tal. Dies werden wir jetzt erwandern. Auf der Brücke werden wir dann auch zum ersten mal leicht feucht von der Gicht.

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Giessbachfall, erste Brücke

Nun wenden wir in Kehren nach oben mit immer wieder schönen Blicken auf die Wasserfälle und auch auf die Standseilbahn die in luftiger Höhe über und durch den Wald verläuft.

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Standseilbahn. Laut Schild die älteste Europas, Bj. 1879

Bald ist das Grandhotel erreicht. Und das ist wirklich mal Grand!

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Das Grandhotel Giessbach

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Aussicht eine Seite

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Aussicht andere Seite

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Aussicht dritte Seite

Ein wunderschöner Bau in wunderschöner Umgebung. Auf der einen Seite schaut man auf den See hinunter und in die Wände gegenüber. Auf der anderen Seite schäumt der Wasserfall! Toll, hier müssen wir eine Pause einlegen. Also setzen wir uns auf die Terrasse und nehmen ein gepflegtes Bier und einen Kaffee. Preis scheissegal, die Atmosphäre hier muss man einfach mitnehmen. Wir sitzen unter einer witzigen Mischung aus Wanderern wie wir und aufgedackelten Neureichen. An uns wankt ein älterer Herr vorbei mit einer aufgebrezelten Blondine ala Reeperbahn, wie im schönsten Klischee…

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Eindeutig falsches Outfit!

Die Rechnung ist übrigens noch gerade so einstellig, unsere Barreserven reichen also noch und wir müssen nicht spülen sondern können uns wieder den Naturschönheiten zuwenden. Das machen wir denn auch, überqueren wieder mal den Wasserfall, wandern noch etwas höher und können dann hinter dem Wasserfall durchgehen. Das ist mal wieder ein Highlight, denn hier fällt schon mächtig viel Wasser ins Tal.

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Alles auf einem Bild: Wasserfall, Wald, Hotel, See, Berg

Nach einem kleinen Picknick wird’s aber Zeit für den Rückweg, denn unser Parkticket läuft demnächst ab, und eine Kaffepause im Grandhotel war nun wirklich nicht eingeplant.

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Ahh, diese Farben!

Der Rückweg führt uns direkt am Brienzer See entlang. Immer hart am Ufer, über Felsrippen hinweg, an Felswänden vorbei und unter grünen Bäumen, immer das türkise Wasser im Blick. Auch die Sonne scheint weiterhin, auch wenns in der Ferne hinter dem Schloss von Iseltwald sehr düster aussieht.

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Wanderweg am Seeufer

Mara die bis jetzt alles gelaufen ist, laden wir nun in die Trage, in die sie gerade noch so reinpasst und nun geht’s im schnellen Wanderschritt weiter. Sogar eine kleinen Fussgängertunnel passieren wir und erreichen auch nur leicht zu spät den Ort. Am Wohnmobil klebt kein Ticket, wunderbar. Allerdings müssen wir schnell weg hier, denn wir alle haben Hunger und nebenan wird heftigst gegrillt.

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Am Brienzer See

Nachdem wir noch die Postfinance beehrt haben, schlagen wir auf dem Besucherparkplatz des Freilichtmuseums Bellenberg ein. Der Womo-Führer schreibt, dass hier Womos willkommen seien. Na da muss ich doch stark dran zweifeln. Erstens gibt’s einen Parkscheinautomaten, der natürlich nur Münzen nimmt. Der Bankomat hat aber nur 100er Scheine ausgespuckt. Zum andern kostets 5 Franken für ein Tagesticket. Ich behaupte, dass heisst 24h Stunden, Sabine meint eher das ist nur für den heutigen Tag.

Wie auch immer uns fehlt das nötige Kleingeld. Museum ist alles dunkel, also fahren wir zurück Richtung Brienz. An der Straße hatte ich aus den Augenwinkeln eine Spelunke wahrgenommen. Die hat sogar offen, und die Bedienung wechselt mir anstandslos den großen Schein. Dafür rieche ich wie ein Rauchopfer als ich wieder rauskomme. Hat die Schweiz kein Rauchverbot? Die sind doch sonst immer so überkorrekt? Oder stört das hier nur keinen?

Egal, wir haben jetzt Kleingeld für den Automaten und das folgende dämpft jetzt den positiven Tag. Ich schmeisse die 5 Franken rein, drücke grün und da steht jetzt 0.00 Uhr. Toll, hatte Sabine also Recht, das Ticket gilt heute noch für 4 Stunden. Muss ich dann Nachts um 12.00 raus und ein neues holen? Nachtparker sind hier wohl doch nicht willkommen, vor allem weil wir dann ja morgen wieder so ein Ticket brauchen! Beim rausholen merke ich dass da noch was unten im Automaten steckt… ein netter Parker hat sein Tagesticket dort reingesteckt für den nächsten und ich Honk merks erst jetzt. Wunderbar jetzt hab ich zwei Tickets, die aber beide nur bis heute nacht um 12 gehen! Gut Nacht.

 

Stellplatz: Ballenberg Museum West. Schöne Aussicht, aber 10 Franken o