Schnell fahren wir die paar Meter zum Färhafen Port Askaig. Hier werden wir schon mit Namen begrüsst und in Line 4 eingereiht. Schön, so kleine Häfen am Welt, wo man uns wiedererkennt. Wir frühstücken und als wir fertig sind kommt auch schon die Hebridean Isles. Als zweite werden wir reingewunken und stehen mal wieder ganz vorne. Auch die Fähre nach Jura hat am Pier festgemacht, da passen aber nur ein paar Autos drauf, also keine Verwechslungsgefahr.

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Ein kurzer Blick auf Colonsay

Die Fährfahrt ist ereignislos im positiven Sinn, also wenig Seegang und die Fettbombe, auch Fish and Chips genannt, mundet allen Beteiligten. Wir machen Zwischenstopp in Colonsay, wenn Islay schon klein ist, dann ist diese Insel aber wirklich übersichtlich. Wir vertiefen dies aber nicht, sondern schippern weiter nach Oban. Anscheinend führt an dieser Stadt kein Weg vorbei, wir sind also schon wieder hier, aber gegessen haben wir ja schon, also lassen wir unseren Lieblings-Takeaway links liegen und halten dieses mal noch nicht mal an.

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Immer wieder Oban – diesmal im Maßstab H0

Unser Ziel ist Fort William, und das Glen Nevis. Am Ostufer des Loch Linnhe entlang führt die gut ausgebaute zwei(!)spurige Strasse nach Nordwesten, immer wieder schöne Ausblicke aufs Loch und das andere Ufer bietend. Leider wird die Ausssicht etwas durch sintflutarige Regenfälle getrübt, die die Strasse zeitweilig halb überschwemmen. Eigentlich wollten wir am Cafe ‘Castle Stairwalker View’ einen Stopp machen, aber Tochter schläft und das Cafe sieht eher nach Raststätte als nach ehrwürdigem altem, englischem Cafe aus. Und ich hab das Gefühl, wir sind auf dem Schotterparkplatz davor schon mal aus genau diesem Grund umgekehrt.

Trotz Sintflut erreichen wir Fort William, die Outdoor Hauptstadt Schottlands. Dies bestätigt sich gleich, wir passieren Mengen von Wanderern in allen Durchnässungsgraden und mit den seltsamsten Regenbekleidungen, von Mülltüten bis Arcteryx-Jacke ist alles dabei. Als Zwischenziel habe ich die Ben Nevis Destillerie ausgeguckt, man muss sich ja weiterbilden, und einen Ben Nevis hatte ich noch nie im Glas.

 

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Ben Nevis – im Vorder- und ein wenig im Hintergrund

Die Brennerei ist von aussen groß und recht schäbig. Das Cafe und Besucherzentrum sind aber schön auf alt herrgerichtet, auch die Scones und Muffins sind laut Family ausgezeichnet. Von der Tour, die ich mache lässt sich das leider nicht behaupten. 40! Leute werden durch die wenig sehenswerten Gebäude geführt. Malz kommt von der Black Isles Mälzerei, produziert wird nur 6 Monate im Jahr, 10 Leute arbeiten hier, das sind in etwa die Facts, ansonsten eher auf Grundschul Niveau, der Zielgruppe von absoluten Whiskyanfängern, aus denen die Zuhörer-Schar wohl besteht, bestens angepasst. Ich erfahre Ben Nevis macht den besten zehnjährigen Single Malt. Na da bin ich ja mal gespannt…

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Ich fotographiere grundsätzlich alle Brennblasen

Ich langweile mich, zum Fotografieren gibts auch nicht viel, Warehouse kriegen wir gar nicht gezeigt, obwohls im Hintergrund sogar offensteht, sondern bekommen die paar Erklärungen vor ein einigen verottenden Fässern im Freien. Nach 40 Minuten ist alles rum, was ein Unterschied zur 3 Stunden Managers Tour bei Kilchoman! Zu guter Letzt gibts im Cafe ein Pfütze des zehnjährigen (im Tumbler!). Notizen hab ich keine gemacht, er ist aber nicht schlecht, obwohl ich etwas negativ eingestellt bin nach der uninspirierten Runde.

Fazit: das Cafe ist gut, die Tour kann man sich getrost sparen, wenn man schon andere Destillen gesehen, sie war noch langweiliger als bei Tobermory (link).

So jetzt aber endlich wieder etwas bewegen, das Highlight des Tages wartet noch auch uns. Wir fahren wieder ein paar Meilen zurück und dann in die Berge zum Glen Nevis. Wie der Name vermuten lässt, ein Tal gleich unterhalb des Glen Nevis Massivs, das in einer schönen Schlucht enden soll. Hier in Fort William ist wirklich Tourismus angesagt, das merkt man auch an den Parkgebühren. 10 Pfund Tagesparkgebühr wollen sie hier auf dem (leeren) Großparklatz. Die Straße die weiterführt, ist nur für 3 Tonnen zugelassen. Naja wir fahren ja keinen Roadcruiser und so lege ich das etwas großzügiger aus. Die kleinen Holzbrückchen brechen auch nicht zusammen, als wir drüberfahren. Die Strasse schraubt sich höher und höher, unten schäumt der (ja wer eigentlich, der Nevis?), die Scots Pines bilden malerische Tore, durch die wir geradeso durchpassen und rechts und links stürzen Wasserfälle ins Tal. Also eine wunderschöne Szenerie, die uns an New-Zealand erinnert. Der Parkplatz am Ende der Strasse ist groß, leer und sogar kostenlos. Wunderbar, denn von hier startet auch die Wanderng durch die Schlucht. Ausserdem sind die Vögel hier ganz schön frech, Tochter ist ganz aus dem Häuschen, dass ihr die Rotkelchenähnlichen Vögel (sind es wirklich welche?) wirklich die Körner aus der Hand fressen.

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Glen Nevis – Wanderung wie auf der Südhalbkugel

Wer sich wundert, was wir an einem Tag so alles machen, es ist inzwischen halb sechs! Tochter will aber unbedingt noch wandern, die Sintflut ist vorbei und es zeigen sich ein paar blaue Flecken am Himmel, also klar, wir starten noch!

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Scots Pine

Trage und volles Equipment geschultert, Picknick eingepackt, los gehts. Der Weg ist toll angelegt, aber sehr stufig. Macht nix, die Tochter stiefelt über alles hinweg, nimmt brav die Hand, wenns seitlich 100m runtergeht und freut sich über die alle paar Meter querenden Entwässerungsgräben. Wir queren mehrere (kleinen) Wasserfälle, wieder sehr zur Freude des Nachwuchses. Diese springt also vorneweg, wir hinterher, es bleibt trocken, unten rauscht der Fluss. Wunderbar, wir bestaunen die schwarzen glattgeschliffenen Felsen und die riesigen Felsblöcke, die wie überdimensionierte Murmeln die Schlucht verstopfen. Wirkt wie die Garrudingens Schlucht auf Sardinien, allerdings bei weitem nicht so tief und dort waren die Murmeln aus Marmor. Dafür kostet es hier keinen Eintritt und auch der Wald erinnert wieder an Neu-Zealand.

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The Meadows mit Wasserfall

Bald erreichen wir die Meadows, wie der Name vermuten lässt eine flache Schwemmwiese oberhalb der Schlucht. Eine fast liebliche Landschaft nach der düsteren Schlucht, der Fluss plätschert vor sich hin, es grünt um uns herum und auch die Sonne bricht kurz durch die Wolken. Eine Herausforderung wartet aber noch auf uns: Die SEILBRÜCKE! Es ist wirklich eine, keine Hängebrücke, und ich wäre nicht ich, wenn ich nicht darüber müsste. Tochter will mit, also kommt sie in die Trage und wir balancieren über das schwankende Seil. Reinfallen wäre jetzt keine gute Idee, es ist ziemlich weit bis zum Wasser und Tochter sitzt in der Trage. Aber sie vetraut ihrem Papa, und auch das das Doppelseil genau in der Mitte umspringen muss, beeindruckt uns nicht. Drüben angekommen passieren wir eine (mietbare) Hütte und wenden uns Richtung Wasserfall. Der Weg ist hier aber bei weitem nicht so perfekt angelegt wie drüben und wir versinken im Matsch. Von einer kleinen Anhöhe würdigen wir abschließend noch den Wasserfall ‘An Steall Ban’ und machen uns dann auf den Rückweg wieder übers schwankende Seil. Auch das schaffen wir ohne Katastrophen und zur Belohnung machen wir das Picknick gleich hier am Flussufer. Mara springt rum, schmeisst Steine in den Bach, während wir gemütlich in wunderbarer Szenerie speisen, naja im Stehen essen…

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Die Seilbrücke

Wir folgen dem Bach noch etwas aufwärts, der Weg wird jetzt auch hier matschiger und es sind keine Highlights mehr zu erwarten, also kehren wir vor der Steall Ruine um und auf gleichem, schönem Weg gehts wieder zurück. Am Womo angekommen haben wir wohlverdienten Hunger, bevor es Abendessen gibt, muss ich hier aber festhalten, das unsere Tochter die ganze Wanderung gelaufen ist, über Stock und Stein, der Weg war nicht einfach, unglaublich, vor allem, wenn man bedenkt, wie sie sich vor ein paar Wochen an der Burg Elz angestellt hat…LINK(äh kommt noch, der reisebericht ist noch nicht fertig)

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Eine tolle Wanderung

Eigentlich könnte der Tag hier enden, hier oben wäre ein Traumstellplatz. Das hieße aber, wir müssten morgen am Tag durch die Tourifallen am Loch Ness und durch Inverness. Da habe ich gar keine Lust drauf, also starten wir noch nach dem Abendessen zur Black Isle. Klappt auch prima, kein Verkehr, kein Stau in Inverness, kurz vor eins stehen wir deutlich weiter nördlich im Carmore Wood bei Dornoch. Ich muss aber noch erwähnen, dass wir am Loch Lochy vorbei gefahren sind, einfach nur, weil der Name so selten dämlich ist, zumindest für deutsche Ohren. Sonst kann ich nichts über Loch Lochy berichten, ausser dass er Loch Lochy heisst. 😉

 

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Camore Wood am nächsten Morgen

Stellplatz: Camore Wood, schön in Schotterabteilen im ruhigen Wald, unfertiger Kinder(?)erlebnisspaziergang und kleine Wanderung zu bronzezeitlichen Siedlungsresten in der Nähe.

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