Morgens auf Gran Canaria

Zum Frühstück sitzen wir in der Sonne. Das kann man aushalten. Es zeigen sich zwar ein paar Wolken, aber die sind weit genug weg. Irgendwann zieht eine große doch heran, dann ziehen wir lieber ab. Da Tochter noch Husten hat, machen wir noch keinen Strandtag, sondern fahren in die Berge. Der Barranco de Fataga ist unser Ziel für heute.

Also kurz auf die Autobahn und kurz später ab in die Berge. Das sieht verheißungsvoll aus, schon von unten. Alles sehr trocken hier, aber bereits direkt hinter Maspalomas fräst sich ein Canyon in die vulkanische Landschaft. Tausend Rottöne in den steilen Felsen rechts und links erwarten uns. Die Straße ist gut in Schuss, wenn auch schmal, und schlängelt sich stetig nach oben zum Pass.

Barranco de Fataga nach Süden

Hier wartet ein Aussichtspunkt auf uns – und auf die hundert anderen Touristen. Macht aber nichts, es ist Platz genug.

Auch die lokale Schattenwirtschaft hat sich hier oben angesiedelt, ein Drehorgelspieler und ein Lavaschmuckverkäufer. Der Orgler nervt gewaltig, als er irgendwann auch noch Final Countdown anstimmt verdrehe ich die Augen wohl so offensichtlich, dass der Mann neben mir zustimmend lachen muss. Die Einnahmen scheinen auch nicht besonders hoch, vielleicht muss man ihm Geld reinschmeißen, damit er aufhört?

nach Norden

Dafür hat der Schmuckmann richtig schicken Schmuck aus schwarzem Lavagestein. Da können wir Tochter abgeben und zur Aussicht gehen. Wegen der sind wir ja auch gekommen! Vor uns breitet sich in beide Richtungen eine tiefe Schlucht ins rote, braune und schwarze Lavagestein aus. Fantastisch wie tief sich hier der Fluss (Bach?), der noch nicht mal zu sehen ist, in die Gesteine gegraben hat. Unten in der Talsohle stehen auch noch Palmen. Eine richtige Taloase. Nach Süden kann man gerade noch das Meer erkennen, nach Norden fällt der Blick auf die höchsten Berge der Insel. Weiter hinten im Tal kann man schon die Palmenansammlung vor Arteara erkennen.

Das ist unser nächstes Ziel. Die Damen kaufen sich für sehr wenig Geld Lavaschmuck und endlich können wir den Final Countdown Mann hinter uns lassen.

Über ein enges Sträßchen gurken wir nun weiter ins Tal hinein und nach unten. Rechts der senkrechte Hang, links geht es senkrecht nach unten, so lieben wir das.

Der Weiler Arteara, links das Gräberfeld

Die Entfernungen sind hier alle nicht fern, schon bald erreichen wir den kleinen Weiler. Der ist für den Verkehr gesperrt, also parken wir unten und laufen die Dorfstraße hoch. Der Ort ist wirklich sehr verschlafen, wir begegnen immerhin einem Menschen – der mit seinem Hund allerdings Deutsch spricht.

Der Weiler, echt verschlafen, aber tolle Lage

Die Lage am Palmenhain und in der roten Schlucht ist phänomenal. Wenn man hier aufwächst sieht man das aber sicherlich anders. Und dann haben wir eine Begegnung der driten Art! Ein Alien, frisch gelandet…

Monsterkatze, eben gelandet

Noch etwas aufwärts und wir stehen vor der archäologischen Stätte: der Nekropole von Arteara. Ein winziges Museum mit drei Räumen ohne richtige Ausstellungsstücke aber immerhin Erklärungen auf deutsch erwartet uns.

Im Museum

Nunja, schnell sind wir durch und widmen uns dem eigentlichen Ziel, dem Rundgang durch das Gräberfeld. Auf einem uralten Bergsturz wurden hier in den letzten 2500 Jahren tausende Grabstätten angelegt. Da laufen wir jetzt durch.

schöner Lavabruch, aber auch Suchbild, auf dem Bild sind hunderte Gräber

aber die eigentliche Attraktion ist die Landschaft

Wobei man zugeben muss, dass die eigentliche Attraktion die Lavalandschaft und die Vegetation darauf ist. Rotes, gelbes, schwarzes Lavagestein umgibt uns, darauf stehen Kakteen und Trockenpflanzen aller Art in den verschiedensten Grüntönen, über uns ein stahlblauer Himmel. Und nicht zu vergessen, die senkrechten, hunderte Meter hohen Wände um uns herum.

Taloase

Also besagte Nekropolen sind Steingräber aus der canarischen Steinzeit, die ältesten 2500 Jahre alt. Ganz klein und unscheinbar, dafür aber viele, sehr viele. Und in manche kann man sogar hereinschauen und die kleine Grab’kammer‘ sehen. Das ganze hält keinen Vergleich zum Beispiel mit den gewaltigen Steinsetzungen auf den Orkneys aus, aber Tochter gefällt es. Sie klettert überall herum und schaut überall drunter.

Mara schaut alles genau an

Zur Sonnenwende wird das ‚Königsgrab‘ durch den Spalt als erstes beleuchtet

Zumindest eine Zeitlang. Denn irgendwann macht sie schlapp, ihr ist zu heiß. Tatsächlich geht hier unten im Tal nur ein ganz schwacher Wind und die Sonne bretzelt vom Himmel. Und wir kommen gerade aus dem deutschen Winter. Macht einen Temperatursprung von 25 Grad. Da muss man sich erst mal akklimatisieren.

Canyon mit viel Grün

Die beiden Aussichtspunkte nehmen wir auch noch mit und irgendwann ist wieder der Ausgang erreicht. Hier halten wir uns jetzt rechts um nun durch die Taloase unser Auto zu erreichen.

Rückweg

Unter Palmen wandeln wir nun. Sehr schön, wir fühlen uns an Marokko erinnert. Kurz vorm Ausgangspunkt entdeckt Mara einen Tunnel durchs Grün. Da will sie unbedingt durch. Nungut, es scheint ein Pfad da entlang zu führen. An etlichen Gemüsegärten kommen wir nun auf schmalem Weg durchs Grün vorbei, biegen ein paar Mal ab und landen genau neben dem kleinen Spielplatz wieder auf der Dorfstraße.

durch den Palmenhain

Sehr schön, genau hier wollten wir hin, ich hole schnell unser Mittagessen und wir Picknicken etwas. Das Schild Camel Park hatten wir schon vorhin bemerkt, doch nun bemerken wir 50 Leute die in seltsamen Bewegungen hinter der Mauer entlang auf und nieder oszillieren. Was machen die denn da? Tochter läuft hin: die machen eine Kamelsafari! Aha, so lang ist die ‚Safari‘ aber wohl nicht, denn es dauert keine fünf Minuten, da sind sie auch wieder da. Nunja reicht aber, um in Tochter den unbändigen Wunsch zu wecken, auch auf einem Kamel zu reiten. Immerhin scheint das ganze gleich oberhalb von uns loszugehen, da schauen wir halt mal.

Ganz ehrlich, das weckt bei mir das kalten Grausen, ein Hof voll mit Menschen und Kamelen. Die Menschen dürfen sich in Stahlgestelle setzen, drei pro Kamel! Und dann ’safarit‘ man über den Schotterweg bis zur ersten Palme hinterm Parkplatz und zurück. Für Tochter und Mama soll das dann 25€ kosten. Nee, schnell weg hier. Natürlich nur unter Protest der Tochter.

Fataga

Weiter fahren wir nun. Diesmal wieder aufwärts in der Schlucht ins kleine Bergdorf Fataga. Kurz vor der kleinen Kirche finden wir schnell einen Parkplatz. Dann laufen wir mal herum. Erst zur Bar um der Kleinen, die sich wieder beruhigt hat, eine Eis zu kaufen, dann in die Gassen. Die führen in allen Winkeln – und pittoresk eng – mal hierhin, mal dahin.

verwinkelte Gassen

So gelangen wir mal hierhin und mal dahin. Und auch leider öfter in eine Sackgasse. Nett die weißen Häuser, aber besagte Schluchtkulisse drumherum reißt es dann doch eher heraus.

Frucht

Wir finden sogar wieder zurück. Über schmalste Pfade zwischen Häusern, Gärten und schließlich dem Wasserlauf gelangen wir zurück auf eine Straße, die direkt zum Auto führt. Als hätte ich das geplant!

Blick ins Inselinnere

Zur Feier des ersten Urlaubstags kehren wir noch in der Bar ein. Kühle und heiße Getränke und sehr leckere Oliven finden so zu uns. Man kann hier wunderbar draußen an der Mauer mit 1a Landschaftsblick sitzen. Das genießen wir noch ein bisschen, bevor wir zurück kurven.

Tapas mit Aussicht

Schnell sind wir wieder unten und schaffen es sogar noch zum Strand. Ich sollte es als Geograph ja wissen, aber wirklich krass, wie schnell hier die Sonne untergeht. Stand sie eben für mitteleuropäische Erfahrung recht hoch am Himmel, sitzen wir nun schon im Schatten und frieren. Tochter natürlich nicht, denn die springt freudig mit ihrem Strandspielzeug umher. Gut, frieren wir halt noch ein bisschen und lassen sie glücklich sein.

Zuhause am Strand